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Himmlische Leidenschaft

Titel: Himmlische Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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Strahl, der häufig den sicheren Tod bedeutete, wie ihr Onkel sie gewarnt hatte.
    »Steckt die Kugel noch drin?« wollte Lola wissen.
    »Ja«, sagte Sarah unglücklich. »Nach dem Einschußwinkel zu urteilen, sitzt die Kugel irgendwo auf der Rückseite seines Schenkels. Wenn sie den Knochen verfehlt hat...«
    Sachlich schob Lola ihre Hand unter Cases Schenkel. Sie drückte unversehrte Haut und Muskeln prüfend mit den Fingerspitzen, während sie nach der Kugel suchte. Als Case stöhnte, zuckte sie nicht mit der Wimper.
    Aber Sarah zuckte unwillkürlich zusammen.
    »Er hat Glück gehabt«, sagte die ältere Frau. »Die Kugel hat nur Fleisch getroffen.«
    »Bist du sicher?«
    »Ja. Hat den Knochen sauber verfehlt. Ute, reich mir mal dein Messer. Ich werde das Blei so schnell herausschneiden, wie sich eine Schlange über die Lippen leckt.«
    »Warte!« rief Sarah erschrocken.
    Lola warf ihr einen seltsamen Blick zu. »Die Wunde heilt besser ohne Blei.«
    »Ich weiß. Es ist nur ...«
    Sarahs Stimme erstarb. Sie wußte nicht, wie sie Lola erklären sollte, daß sie der bloße Gedanke, in Cases glattes, muskulöses Fleisch zu schneiden, ängstlich und traurig und wütend zugleich machte.
    »Alles in Ordnung mit dir, Schwester?« erkundigte sich Conner. »Du siehst ein bißchen blaß um die Nase herum aus. Vielleicht solltest du das hier lieber uns überlassen.«
    »Mir geht’s gut«, erwiderte sie brüsk. »Ute hatte sehr viel schlimmere Schußwunden, als wir ihn damals gefunden haben. Und ich habe an ihm herumgesäbelt und ihn zusammengeflickt wie eine Patchworkdecke, erinnerst du dich?«
    »Ich erinnere mich noch lebhaft daran, daß du dich hinterher übergeben hast«, murmelte ihr Bruder.
    »Na und?« gab Lola energisch zurück, bevor Sarah etwas erwidern konnte. »Vorher hat sie aber noch ihre Arbeit erledigt, und das ist das einzige, was zählt. Du selbst hast auch nicht schlecht gespuckt, mein Junge, vergiß das nur nicht.«
    Conner verengte seine grünen Augen zu Schlitzen und schluckte ein Wort hinunter, von dem er wußte, daß es ihm nur eine Strafpredigt von seiner älteren Schwester einbringen würde.
    »Ute«, sagte Sarah hastig. »Roll Case auf die Seite. Ich werde die Kugel mit einem Skalpell herausholen.«
    »Ich werde ihn herumdrehen«, sagte Conner.
    Sie blickte überrascht auf. In ihren Augen war ihr Bruder noch immer das neunjährige Kind, das am Grab seiner Eltern schluchzte. Aber heute war ihr jüngerer Bruder ein kräftiger, grobknochiger Kind-Mann, bereits einen ganzen Kopf größer als sie und mühelos doppelt so stark.
    Er wird zu schnell erwachsen, erkannte sie mit plötzlicher Furcht.
    Wenn ich nicht bald jenen spanischen Schatz finde, wird es zu spät sein. Conner wird von hier wegreiten und verschwinden wie all die anderen ziellos Herumwandernden, die irgendwann unweigerlich in einer Sackgasse enden.
    Er hat wirklich etwas Besseres verdient. Er ist ein kluger Kopf. Er könnte Arzt oder Richter werden oder ein Gelehrter, wie unser Vater einer war.
    Case stöhnte erneut, als Conner ihn herumdrehte.
    »Sei vorsichtig!« sagte Sarah besorgt.
    »Er spürt ja nichts davon.«
    »Glaubst du vielleicht, er singt dir eine Hymne vor?« gab sie scharf zurück. »Case hat starke Schmerzen, auch wenn er nicht richtig bei Bewußtsein ist.«
    »Darauf kannst du Gift nehmen«, warf Ute ein. »Wenn er wach wäre, würde er keinen Muckser von sich geben.«
    »Woher willst du das wissen?« fragte Conner.
    »Ich habe ihn in Spanish Church gesehen. Ruhig und absolut beherrscht. Er würde es hassen, ein Zeichen von Schwäche zu zeigen.«
    Conner drehte Case auf die Seite. Behutsam.
    Eine Kugel wölbte sich dicht unter der Haut seines muskulösen Schenkels.
    »Na bitte, ich hab’s dir ja gesagt«, erklärte Lola.
    Sarah sagte gar nichts. Sie griff einfach nach dem sauberen Skalpell, atmete tief durch und redete sich ein, daß es eine Hirschkeule sei, die sie zerteilte.
    Ein rascher Schnitt genügte bereits. Die Kugel sprang aus der Wunde heraus und rollte auf den festgestampften Lehm, der in dem Blockhaus als Fußboden diente.
    Conner hob die Kugel mit einer lässigen Bewegung auf, die sowohl schnell als auch seltsam unbeholfen war. Er hatte noch immer Mühe, sich an seinen sich rapide verändernden Körper zu gewöhnen.
    »Hier, fang«, sagte er, als er Ute die Kugel zuwarf. »Es gibt wieder Arbeit für den Schmelztiegel.«
    Ute fing das Blei auf, grunzte und schob es in seine Tasche.
    »Zu schade, daß er nicht

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