Himmlische Leidenschaft
Gürtellinie.
»Tut mir leid, Jungs«, sagte er. »Wenn ihr nicht so verdammt schnell eure Schießeisen gezogen hättet, hätte ich euch ein sauberes Ende bereitet. Aber diese ersten Kugeln, die ich abbekommen habe, haben mich völlig aus dem Konzept gebracht.«
Langsam richtete er sich wieder auf. Er löste sein Halstuch, wickelte es um seinen rechten Schenkel und band es fest.
Blut sickerte unablässig aus der Wunde. Mehr Blut floß aus einer Schußverletzung an seinem rechten Arm.
»Dich hat’s erwischt, Kumpel«, lautete Beavers Kommentar.
Case ignorierte ihn, als er in sein Hemd griff, einen »Gesucht: Tot oder lebendig«-Steckbrief hervorzog und ihn auseinanderrollte. Er benutzte sein eigenes Blut als Tinte, um die Namen Quincy und Reginald Culpepper durchzustreichen. Auf dem Papier waren noch andere Namen durchgestrichen. Andere tote Culpeppers.
Es gab jedoch auch eine Reihe von Namen, durch die sich kein Strich zog.
Zu viele.
»Du solltest besser Zusehen, daß du von hier verschwindest«, ließ sich Beaver wieder vernehmen. »Die Jungs da haben Verwandte. Sie werden dich aufspüren und dein Hirn langsam über einem Feuer rösten, so wie es die Apachen tun.«
Case ließ das Plakat zwischen die beiden Culpeppers fallen. Dann warf er eine Handvoll Münzen dazu.
3. Kapitel
»Hier ist euer Wetteinsatz«, sagte er zu Reginald. »Jetzt könnt ihr beide, du und Quincy, wetten, wer von euch zuerst stirbt.«
Langsam wich Case rückwärts in Richtung Tür. Er behielt Beaver bei jedem Schritt des Weges wachsam im Auge. Case war zwar verletzt, aber der Lauf des sechsschüssigen Revolvers in seiner linken Hand blieb die ganze Zeit ruhig und unverwandt auf die Brust des anderen Mannes gerichtet.
Beaver hütete sich, auch nur zu blinzeln.
Sobald Case die Tür erreicht hatte, stieß er einen hohen, seltsam melodiösen Pfiff aus, wie der Ruf eines Habichts, der an einem leeren Himmel kreist.
Um Gottes willen, beeil dich, beschwor er sein Pferd in Gedanken. Ich muß in Deckung gehen, bevor ich ohnmächtig werde.
Gebüsch raschelte, und Zeltleinwand flatterte, als Cricket sich losriß und auf seinen Reiter zutrabte. Case griff nach dem Sattelhorn und zog sich mühsam auf den Rücken des Hengstes.
Mit jedem Herzschlag rollten Wogen von Schmerz und Übelkeit über ihn hinweg. Er biß die Zähne zusammen und band sich am Sattel fest, um nicht bewußtlos hinunterzustürzen. Seine Hände waren erschreckend taub und ungeschickt.
Ich muß es irgendwie nach Hause schaffen, dachte er verzweifelt, während sich alles in seinem Kopf drehte.
Aber er hatte kein Zuhause.
Mit letzter Kraft drückte Case Cricket die Fersen in die Seiten und galoppierte in halsbrecherischem Tempo auf die steinerne Wildnis zu.
3. Kapitel
»Hab’ dir was mitgebracht«, sagte Ute.
Sarah blickte von dem Habicht auf, den sie gesundpflegte. Einer der Banditen, die im Spring Canyon kampierten, hatte entschieden, den Vogel als Zielscheibe für seine Schießübungen zu benutzen. Zum Glück war der Flügel des Habichts nicht gebrochen. Er würde wieder heilen. Aber bis dahin mußte der Vogel gefüttert werden, sonst würde er elendiglich verhungern.
»Bücher?« fragte sie erfreut.
Der Habicht sperrte den Schnabel auf und kämpfte darum, sich aus ihrem Griff zu befreien. Sarah drückte ihn behutsam an ihre Brust und sprach beruhigend auf ihn ein.
»Auch ein paar Bücher, ja«, sagte Ute.
»Was noch?«
Er wies mit einer Kopfbewegung zur Vorderseite des Blockhauses hinüber. »Solltest dich besser beeilen. Ich glaube nicht, daß er’s noch lange machen wird.«
Sie warf ihm einen seltsamen Blick zu, stritt jedoch nicht mit ihm. Vorsichtig zog sie dem Habicht eine weiche Lederkappe über den Kopf, band seine Beine an einer Sitzstange fest und eilte hinaus.
Das einzige, was Sarah auf den ersten Blick wirklich wahrnahm, war das Blut des Reiters - geronnenes, frisches, verkrustetes, hervorquellendes Blut und noch mehr Blut bedeckte die in sich zusammengesunkene Gestalt, die in einem ähnlich blutbeschmierten Sattel hockte.
Plötzlich erkannte sie den Hengst.
»Großer Gott«, sagte sie erschrocken. »Case.«
»Hab’ ihn so gefunden, deshalb habe ich ihn zu dir gebracht wie all die anderen verletzten Viecher.«
»Hol ihn herunter«, sagte sie knapp.
Dann begann sie, Befehle zu rufen.
»Conner! Conner! Komm sofort her und hilf Ute! Lola, bring deine Heilkräuter mit!«
Ute zog ein Messer aus dem Gürtel, das so lang wie sein Unterarm war,
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