Himmlische Leidenschaft
das Messing aufgehoben hat«, fügte Conner hinzu. »Wir sind knapp an Patronenhülsen.«
»Um Himmels willen«, sagte Sarah empört. »Nur ein Idiot würde Patronenhülsen aufsammeln, während er langsam aber sicher dabei verblutet.« »Nur ein Idiot würde sich überhaupt erst so über den Haufen schießen lassen«, gab ihr Bruder zurück.
»Junge«, sagte Ute, »du bist kein verdammter Narr, also hör auf, dich wie einer zu benehmen. Dieser Mann hier hat sich mit zwei Culpeppers gleichzeitig duelliert. Er konnte danach noch auf seinen eigenen zwei Beinen hinausgehen. Sie nicht.«
Sarahs Hände hielten mitten in der Bewegung inne.
»Was?« fragte sie erschrocken.
»Culpeppers«, wiederholte Ute. »Reginald und Quincy«
»Tja, dann wird der Teufel zwei weitere Seelen zum Abendessen haben«, warf Lola ein. »Ich kann nicht behaupten, daß es mir leid tut.«
Ute knurrte.
»Wir sollten uns besser auf Besucher gefaßt machen«, erklärte der alte Bandit ruhig. »Beaver wird keine zwei Atemzüge lang dichthalten, wenn Ab erst einmal anfängt, ihn auszuquetschen.«
Sarah fuhr hastig herum und starrte Ute an.
Er zuckte die Achseln. »Ich habe versucht, die Spuren zu verwischen, aber Case hat wirklich schlimm geblutet. Ich hab’ gehört, die Culpeppers sind mächtig gute Fährtenleser. Sie werden wissen, daß er hier ist.«
Lola murmelte etwas vor sich hin, von dem Sarah inständig hoffte, daß ihr Bruder es nicht hörte.
»Man sollte wirklich meinen, wir hätten schon genug Probleme«, sagte sie brüsk. »Haben wir Munition?«
»Ja«, erklärte Ute.
»Genügend?«
»Mehr als wir Waffen haben, um sie zu verschießen.«
»Du übernimmst die erste Wache am Felsrand.«
Ute war bereits verschwunden, noch bevor sie den Satz zu Ende gesprochen hatte.
»Conner«, fuhr Sarah fort, »du löst Ute ab. Ich werde ...«
»Du wirst hierbleiben und diesen Mann pflegen«, unterbrach Lola sie energisch. »Ich habe nicht deine sanfte Hand, und er braucht sie. Ich werde deine Wache oben auf dem Felsrand übernehmen.«
»Aber deine Hüfte ...« »Meiner Hüfte geht’s gut«, fiel ihr Lola erneut ins Wort. »Fang lieber an, diesen Burschen hier zusammenzuflicken, bevor er verblutet.«
Sarah widersprach nicht länger. Sie fädelte feine Seide in eine spezielle Nadel ein und begann, den Schnitt zu nähen, den sie in Cases Haut gemacht hatte.
Das Haar auf seinen Schenkeln war so schwarz und seidig wie das Garn, das sie benutzte. Seine Haut war warm, überraschend glatt und so weich und schmiegsam wie feines Leder.
»Dreh ihn auf den Rücken«, befahl sie.
Ihre Stimme klang heiser, fast atemlos. Hastig räusperte sie sich.
Conner warf ihr einen sonderbaren Blick zu, bevor er sich bückte und Case vorsichtig herumrollte.
»Jetzt sind deine Laken blutig«, sagte er.
»Wär’ nicht das erste Mal«, murmelte Lola.
»Was?« fragte Conner verwirrt.
»Die Monatsblutungen einer Frau, Junge. Du solltest deinen Kopf wirklich zu etwas mehr als nur als Hutablage benutzen.«
Eine verlegene Röte kroch in Conners Wangen, aber er hielt wohlweislich den Mund. Er hatte schon vor längerer Zeit gelernt, sich nicht auf ein Wettschimpfen mit Big Lola einzulassen. Sie kannte die Art von Ausdrücken, die Steine versengen konnten.
Und wenn sie provoziert wurde, dann benutzte sie sie auch.
Sarah beugte den Kopf, um ihr Lächeln über den Verdruß ihres Bruders zu verbergen. Lola war so hart und unverblümt wie eine Steinaxt, aber sie war nicht grausam. Sie hatte einfach keine Geduld mit dickschädeliger, männlicher Dummheit.
Sarah übrigens auch nicht.
Schnell faltete sie ein sauberes Tuch zu einer Kompresse zusammen und drückte sie auf die Wunde. Als sie etwas mehr Kraft anwandte, stöhnte Case vor Schmerz. Sie biß sich auf die Lippen und fuhr fort, das Tuch auf die Wunde zu drücken.
Nach einer Weile hob sie vorsichtig eine Ecke der Kompresse an. Es floß noch immer Blut, aber etwas langsamer.
»Mach weiter«, sagte Lola. »Die Blutung ist noch nicht gestillt.«
Sarah wiederholte den Vorgang mit einem neuen Tuch. Ihre Zähne gruben sich hart in ihre Unterlippe, als Case zusammenzuckte und stöhnte.
»Reg dich nicht auf«, sagte Lola. »Er spürt es ja nicht wirklich.«
»Hoffentlich hast du recht.«
»Gott im Himmel, Mädchen, der Mann ist ein Bandit und keine feine Lady, die bei jeder Gelegenheit in Ohnmacht fällt!«
»Das bedeutet noch lange nicht, daß er keinen Schmerz empfinden kann.«
»Ich werde jetzt den Brei für
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