Himmlische Leidenschaft
ein erstklassiges Stück Männerfleisch«, sagte Lola unvermittelt hinter Sarah.
»Junge, Junge, aber im Moment sieht er eher wie Hackfleisch aus als wie ein Steak«, gab Sarah schroff zurück. »Bring mir bitte Onkels Arzttasche.«
Lachend ging Lola zu dem Weidenkorb, klappte den Deckel hoch und nahm eine abgeschabte schwarze Ledertasche heraus.
»Was brauchst du?« fragte sie.
»Ein Wunder«, erwiderte Sarah.
»Ich wußte gar nicht, daß du sie in dieser Tasche hier aufbewahrst.«
»Ich auch nicht.«
Danach herrschte eine Weile Stille bis auf das Plätschern von Wasser, als Sarah sorgfältig Cases Wunden säuberte. Sie begann mit seinem Arm. Wie sie gehofft hatte, war es zwar eine stark blutende, aber zum Glück nur oberflächliche Wunde.
»Die braucht nicht genäht zu werden«, lautete Lolas Kommentar.
Alles, was Sarah sagte, war: »Heißes Wasser, bitte. Seife. Und noch mehr Lappen. Er sieht wirklich schlimm aus mit all dem Blut.«
»Ute!« rief Lola barsch.
»Du brauchst nicht so zu schreien, ich höre dich sehr gut«, antwortete er verdrießlich. »Aber ich verstehe nicht, warum du dir die Mühe mit all der Schrubberei machst, Sarah, wenn ...«
»Hör auf zu meckern«, unterbrach Lola ihn. »Sie hat damals auch deine jämmerliche Haut gerettet, erinnerst du dich?«
Leise vor sich hinmurmelnd schürte Ute das Feuer und warf dann einen prüfenden Blick in den Wassertopf, der auf dem dreibeinigen Gestell über den Flammen hing.
»Dauert nur noch einen Moment«, sagte er.
»Danke«, erwiderte Sarah, ohne aufzuschauen.
Ute beobachtete mit ehrfurchtsvollen schwarzen Augen, wie sie den Verletzten wusch. Auf irgendeiner wortlosen Ebene seines Wesens war er davon überzeugt, daß sie ein Engel mit zimtfarbenem Haar war, den Gott auf die Erde gesandt hatte, um all den Geschöpfen zu helfen, die sich nicht selbst helfen konnten.
Es war etwas, worüber er nur selten sprach, aber es war wirklicher für ihn als alle Worte, die er kannte.
Während das Wasser langsam heiß wurde, wusch Sarah sanft das Blut von Cases Körper. Als sie fertig war, blickte sie auf ihr Werk hinunter.
Lola hat recht, entschied sie gedankenverloren. Case ist wirklich ein phantastisch gebauter Mann.
Der müßige Gedanke überraschte sie. Seit ihrer brutalen Einweihung in die Pflichten einer Frau im Ehebett hatten Männer keine körperliche Anziehungskraft mehr auf sie auszuüben vermocht.
Hastig drapierte sie ein sauberes Tuch über Cases Blöße, um wenigstens eine Spur von Anstand zu wahren.
Aber sie würde lange Zeit brauchen, um zu vergessen, was sie gesehen hatte.
Er ist größer und kräftiger, als Hal war.
Überall am Körper.
Der Gedanke ließ Sarah schaudern. Sie hatte genug Schmerz von ihrem eher schmächtig gebauten Ehemann erleiden müssen. Die Vorstellung, mit zusammengebissenen Zähnen dazuliegen, während ein Mann von Cases Größe seine Gelüste zwischen ihren Schenkeln befriedigte, war undenkbar.
»Hier, bitte«, sagte Ute.
»Danke.«
Sie nahm ihm den Topf mit heißem Wasser ab. Dann blickte sie auf in Utes schwarze, zu Schlitzen verengte Augen.
»Onkel William hat mir einmal gesagt«, erklärte sie ruhig, »daß eine saubere Wunde besser heilt als eine schmutzige, und jede Frau weiß, daß Dinge mit heißem Wasser und Seife sauberer werden, als wenn man ausschließlich kaltes Wasser verwendet.«
Utes Kopfnicken war fast eine Verbeugung.
»Ich hatte nicht die Absicht, dich zu kritisieren«, sagte er unbehaglich.
Sie berührte eine seiner narbenbedeckten Hände.
»Ich weiß«, sagte sie. »Ich wollte nur, daß du verstehst, damit du weißt, was du tun mußt, falls ich eines Tages verletzt werde.«
»Gott wird niemals zulassen, daß du verletzt wirst.«
»Gott ist sehr beschäftigt.«
»Nicht zu beschäftigt für Seine Engel.«
Mit einem traurigen kleinen Lächeln wandte sich Sarah wieder Case zu. Sie gab sich keinen Illusionen darüber hin, daß irgend jemand etwas Besonderes in ihr sehen könnte, geschweige denn Gott.
Vorsichtig und sorgfältig säuberte sie Cases Wunden, bis sie nichts als rohes Fleisch und frisches Blut sehen konnte. Eine der Beinverletzungen befand sich hoch oben auf der Innenseite seines Schenkels. Sie tastete die Wunde behutsam ab, konnte jedoch kein Blei fühlen. Die Kugel hatte lediglich eine Furche in das Fleisch gegraben und ihren Weg dann fortgesetzt.
Die zweite Beinwunde war tiefer und besorgniserregender. Sie blutete unaufhörlich, aber nicht mit dem kräftigen
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