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Himmlische Leidenschaft

Titel: Himmlische Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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Antwort. Case war bewußtlos.

4. Kapitel
    Sarah saß mit überkreuzten Beinen neben der Pritsche, wo Case unruhig schlief, von Wundschmerz und Fieberschauern geschüttelt. In den vergangenen drei Tagen hatte sie sich kaum von Cases Seite weggerührt, außer um den verletzten Habicht zu versorgen.
    »Em ...« murmelte er rauh. »Emily.«
    Die nackte Qual in seiner Stimme bewirkte, daß sich Sarahs Kehle schmerzlich zuschnürte und Tränen des Mitleids in ihren Augen aufstiegen.
    Sie wußte nicht, wer Emily war. Sie wußte nur, daß Case sie liebte. Er rief auch andere Namen - Ted und Belinda, Hunter und Morgan -aber es war Emilys Name, der in einem derart leiderfüllten, gequälten Tonfall über seine Lippen kam.
    »Case«, sagte sie, wobei sie die Stimme benutzte, die sie eigentlich für verängstigte Tiere reserviert hatte. »Sie sind in Sicherheit, Case. Hier, trinken Sie das. Es wird gegen das Fieber und die Schmerzen wirken.«
    Während sie beruhigend auf ihn einsprach, stützte sie seinen Kopf mit einer Hand und hielt eine Tasse an seine Lippen.
    Er schluckte, ohne sich zu sträuben, denn er wußte mit instinktiver Sicherheit, daß ihm die sanft murmelnde Stimme und die kühlen Hände eher helfen als Schmerz zufügen würden.
    »Rosen«, stieß er heiser hervor und seufzte.
    Sarahs Lächeln war so traurig wie ihre silbergrauen Augen, die sein erhitztes Gesicht beobachteten. Sie hatte in ihrem Leben schon für viele verletzte Geschöpfe gesorgt, hatte jedoch ihren Schmerz niemals derart intensiv mitempfunden wie bei diesem Fremden.
    »Schlafen Sie«, flüsterte sie beruhigend. »Schlafen Sie. Und träumen Sie nicht, Case. Ihre Träume ... sind zu schmerzlich.«
    Nach einigen weiteren Minuten seufzte er tief und versank wieder in der Welt des Zwielichts, jenem Dämmerzustand zwischen Schlafen und Wachen. Aber er war jetzt ruhiger.
    Sarah wagte kaum zu atmen, aus Angst, ihn zu stören. Sein Fieber war etwas gefallen im Vergleich zu den beiden vergangenen Tagen, und die Entzündung seiner Wunden war im Abklingen begriffen, doch bis zu seiner vollständigen Genesung würde noch eine ganze Weile vergehen.
    Mit langsamen, geräuschlosen Bewegungen kürzte sie den Docht der Laterne, zündete ihn an und untersuchte dann den Flügel des Habichts. Der Vogel protestierte bei der Berührung, doch wie Case sträubte sich der Habicht nicht länger gegen sie, wenn sie Salbe in seinen Flügel einrieb. Ihre sanften Hände und ihre beschwichtigende Stimme hatten den wilden Raubvogel inzwischen so weit gezähmt, daß sie ihm keine Kappe mehr auf den Kopf setzen mußte, um ihn daran zu hindern, in Panik zu geraten.
    »Heilt sehr schön«, murmelte sie, als sie den Flügel begutachtete. »Du wirst dich wieder in den Winterhimmel hinaufschwingen können, mein wilder Freund. Bald.«
    Sie stellte die Laterne neben die Pritsche, wo Case lag. Dann setzte sie sich auf einen Stuhl in der Nähe, griff nach einem kleinen Bündel Wolle und begann, sie auf eine hölzerne Spindel zu wickeln. Ihre Finger flogen förmlich, als sie eine formlose Masse von Ziegenhaar zu weichem Garn verspannen. Wie von Zauberhand wurde die Garnmenge um die Spindel ständig größer, während der Wollberg zusehends schrumpfte.
    Die Haustür öffnete und schloß sich rasch. Auch ohne aufzuschauen konnte Sarah an den Schritten erkennen, daß es ihr Bruder war.
    »Wie geht es ihm?« erkundigte sich Conner leise.
    »Besser. Das Fieber ist etwas gesunken.«
    »Siehst du? Ich hab’ dir doch gesagt, daß er es schaffen wird.«
    Sie lächelte matt.
    »Du siehst müde aus«, sagte er. »Warum legst du dich nicht hin und schläfst etwas? Ich werde solange auf ihn aufpassen.«
    Sie schüttelte schweigend den Kopf.
    Ihr Bruder begann zu widersprechen, dann zuckte er die Achseln und hielt den Mund. Lola hatte recht - keiner hatte Sarahs Geschick, wenn es darum ging, Verletzte zu pflegen. Irgendwie gelang es ihr, jedem Geschöpf, vom Raubvogel bis hin zum Mustang, die Angst zu nehmen und ihm zu versichern, daß es in ihren Händen nichts zu befürchten hatte.
    »Tut sich oben am Felsrand irgendwas?« wollte sie wissen.
    »Keine Spur von den Culpeppers, falls es das ist, was du meinst.«
    »Ute muß bessere Arbeit geleistet haben, als er glaubte, als er Cases Spuren verwischte.«
    »Vielleicht. Vielleicht warten sie auch einfach.«
    »Worauf?«
    »Woher soll ich das wissen? Ich bin kein Culpepper. Sind noch ein paar Bohnen übrig?«
    »Du hast doch gerade erst gegessen«, meinte

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