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Himmlische Leidenschaft

Titel: Himmlische Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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hatte, den Verband um seinen Schenkel zu lösen, die Arbeit aber nicht beendet hatte.
    Es war offensichtlich, daß die simple Tätigkeit, den Lendenschurz um seine Hüften zu winden, fast über seine Kräfte gegangen war. Sein Gesicht über dem Bart war wachsbleich. Ein dünner Schweißfilm glänzte auf seiner Stirn. Sein Mund war zu einer Linie zusammengepreßt, so schmal, daß sie fast unsichtbar war.
    »Sie hätten mich das tun lassen sollen«, schalt Sarah. »Sie brauchen Ihre ganze Kraft, um gesund zu werden.«
    »Entweder Sie wechseln jetzt den verdammten Verband, oder Sie lassen es bleiben. Mir ist das völlig egal.«
    Wenn seine Stimme nicht vor Schmerz verzerrt geklungen hätte, hätte sie ihn weiter ausgeschimpft, als ob er ihr jüngerer Bruder wäre.
    »Wir lachen nicht«, murmelte sie, als sie sich neben ihm auf die Knie sinken ließ, »wir jammern nicht, wir lächeln nicht. Aber wir können ganz schön wütend werden, wie?«
    Es gelang ihm nur mit Mühe, eine scharfe Erwiderung hinunterzuschlucken.
    Er war überrascht, wieviel Anstrengung es ihn kostete, einfach nur seine Zunge im Zaum zu halten. Er, der sich geschworen hatte, überhaupt nichts mehr zu fühlen, seit Ted und Emily so grausam ums Leben gekommen waren.
    Noch nicht einmal mehr Wut.
    Muß am Fieber liegen, dachte Case grimmig.
    Aber er befürchtete, daß es an dem nach Rosen duftenden, scharfzüngigen Engel der Barmherzigkeit lag, der an seiner Seite kniete.
    Er biß die Zähne zusammen und ertrug die sanfte Folter ihrer Berührungen, als sie den Verband von seinem Schenkel löste. Mehr als einmal fühlte er ihren Rock über seine nackten Beine streifen, während sie seine Wunde versorgte.
    Zweimal war er sich sicher, daß er das seidige Gewicht ihrer Brüste an seinen Beinen fühlte.
    Seine Schmerzen hätten ihn eigentlich davon abhalten müssen, erregt zu werden. Sie taten es nicht. Der Lendenschurz, den er sich gerade umgebunden hatte, um seine edlen Teile zu verhüllen, verlor rapide den Kampf zwischen Anstand und offenkundigem männlichen Hunger.
    »Pest und Hölle«, zischte er.
    Sarah zuckte zusammen. Jedesmal, wenn sie die Bandage einmal um seinen Schenkel herum abwickelte, war sie gezwungen, mit dem Handrücken sein Geschlecht zu streifen. Die harte Vorwölbung, die unter dem Lendenschurz wuchs, war ausgesprochen einschüchternd.
    »Tut mir leid«, sagte sie. »Ich gebe mir wirklich Mühe, vorsichtig zu sein.«
    »Hören Sie auf, so zartfingerig und zögerlich herumzuhantieren. Erledigen Sie den Verbandwechsel einfach, und damit basta.«
    Sie biß sich auf die Zunge und wickelte den Rest des Verbandsmulls ab. Sie protestierte noch nicht einmal, als Case sich auf die Ellenbogen stützte, um seine Wunden zu inspizieren.
    Auf einer Wunde hatte sich bereits Schorf gebildet, und sie heilte gut. Die andere war ein rotes, verzogenes Loch in seinem Oberschenkel. Die Reste des Breiumschlags glitzerten auf seiner Haut wie dunkler Regen.
    »Trage ich Blei mit mir herum?« fragte er.
    Sie warf einen verstohlenen Blick auf den Lendenschurz.
    Sämtliche Kammern sind voll geladen, nach dem, was ich sehen kann, dachte sie.
    Der Gedanke weckte ein eigenartiges Gefühl in ihr, eine Mischung aus Beunruhigung und noch etwas anderem, was sie nicht benennen konnte.
    »Äh, nein«, erwiderte Sarah. »Ich habe die Kugel auf der anderen Seite herausgeschnitten. Sie hatte den Knochen zum Glück verfehlt.«
    »Das dachte ich mir. Der Schuß hat mich nicht zu Boden geworfen. Hat mich allerdings stark in meiner Zielsicherheit beeinträchtigt.«
    »Nicht allzu stark. Ute hat erzählt, Sie wären der einzige gewesen, der sich nach der Schießerei aus eigener Kraft fortbewegen konnte.« »Wo jene beiden hergekommen sind, gibt es noch mehr als genug Culpeppers.«
    Case setzte sich vorsichtig auf, um die Rückseite seines Schenkels zu betasten, und fühlte ordentlich verknotete Stiche unter seinen Fingerspitzen. Er beugte sich über die offene Wunde auf der Oberseite seines Schenkels und holte tief Luft.
    Wogen von Schmerz überfluteten ihn mit jedem Herzschlag, aber er legte sich nicht eher wieder auf die Pritsche zurück, bis er sich die Verletzung genau angesehen hatte. Die Wunde wies keinerlei Anzeichen einer Entzündung auf. Er konnte auch nichts von dem typischen Infektionsgeruch riechen.
    Gott sei Dank, dachte er erleichtert.
    Der Tod als solcher konnte ihn zwar nicht sonderlich schrecken; es gab jedoch einige Arten des Sterbens, die er lieber vermeiden

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