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Himmlische Leidenschaft

Titel: Himmlische Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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wird.«
    »Was, wenn Ute oder Conner die Schüsse gehört haben? Manchmal trägt der Schall in diesen Canyons über weite Entfernungen.«
    »Ute wird sich hüten, blindlings in eine Schießerei hineinzureiten.«
    »Conner«, war alles, was Sarah sagte.
    Case gab keine Antwort. Statt dessen starrte er durch das Visier seines Gewehrs, hielt den Atem an und drückte ganz behutsam den Abzug.
    Der Knall des Schusses schnitt wie ein Messer durch Sarahs Kopf.
    Gegenüber auf der anderen Seite des Canyons, auf halber Höhe der Felswand, stürzte ein Mann kopfüber in die Tiefe. Er rutschte den geröllbedeckten Abhang hinunter, bis er gegen einen Felsblock prallte und reglos liegenblieb.
    Der Anblick des schlaffen, scheinbar knochenlosen Körpers des Banditen ließ darauf schließen, daß er entweder bewußtlos war oder tot.
    »Ein Culpepper?« flüsterte Sarah hoffnungsvoll.
    »Nein. Dafür ist er zu klein. Zu dunkelhaarig.«
    Im Canyon herrschte wieder Stille. Nur das Heulen des Windes, der durch jede Felsspalte und jede Bodenfurche pfiff, war zu hören.
    Nach einer Viertelstunde begann Sarah erbärmlich zu frieren. Ihr Rehlederhemd und die Hosen hatten genügt, um sie warm zu halten, solange sie abgestorbenes Holz den Canyon hinauf- und hinuntergeschleppt hatte. Aber flach auf dem kalten Felsboden auf der Nordseite eines winterlichen Canyons zu liegen entzog ihrem Körper mit jedem Herzschlag mehr Wärme.
    Sie schielte aus den Augenwinkeln zu Case hinauf, der nackt bis zur Taille war. Er beobachtete aufmerksam das Land innerhalb der Schußweite seines Gewehres. Seine Augen waren zu Schlitzen zusammengezogen und von intensiver Wachsamkeit erfüllt. Wenn er die Kälte spürte, dann war ihm jedenfalls nichts davon anzumerken.
    Sie versuchte, die Kälteschauder zu unterdrücken, die durch ihren Körper liefen, aber sie konnte es nicht. Energisch biß sie die Zähne zusammen, damit sie nicht aufeinanderschlugen und ihn ablenkten.
    Nach weiteren zehn Minuten zitterten ihre Hände so stark, daß es ihr unmöglich war, den Revolver ruhig zu halten. Case nahm ihr die Waffe aus der Hand und schob sie in sein Holster.
    »Leg dich dicht neben mich«, sagte er leise. »Ich bin wärmer als Stein.«
    Sie rutschte näher an ihn heran, bis sie an seiner Seite lag. Er drehte sich etwas herum und zog sie fest an seinen Körper, dann rollte er sich wieder teilweise über sie, um sie zu wärmen.
    »Und jetzt kuschel dich zusammen wie ein frierendes Kätzchen«, murmelte er.
    »I-ich w-werde dir im Weg sein.«
    »Wenn ich mich plötzlich bewege, halt dir die Ohren zu.«
    Sie warteten reglos.
    Nach einer Zeitspanne trieb das Geräusch sich entfernenden Hufschlags den Canyon herauf. Es war ein einzelnes Tier, das sich in raschem Galopp bewegte. Jeder Schlag von Huf auf Stein war deutlich zu hören. Tatsächlich klang es manchmal, als ob ein Hammer auf Fels schlüge.
    »Beschlagen«, murmelte Case.
    »Von mir aus kann es auch Flügel haben«, sagte Sarah dicht an seinem Schlüsselbein. »Solange der Bandit nur verschwindet.«
    »Hör auf zu zappeln.«
    Sie seufzte so schwer, daß ihr Atem das Haar auf seiner Brust bewegte, und lag dann ganz still da.
    Case ignorierte ihren Kopf, der unter seinem Kinn klemmte, während er wartete und beobachtete, jeden seiner Sinne in Alarmbereitschaft.
    Lange Zeit war der Wind das einzige, was sich bewegte und sprach, das einzige, was irgendein Anzeichen von Leben zeigte.
    Sie sind fort, entschied er.
    Case war sich dessen sicher. Sein Nacken fühlte sich nicht länger verspannt an.
    Er atmete langsam und tief durch. Zusammen mit ihrem Haar inhalierte er Sarahs Gegenwart. Im Moment roch sie zwar eher nach Felsstaub als nach Rosen, aber es spielte keine Rolle für ihn. Sein Schaft versteifte sich mit einer Abruptheit, die ihm das Gefühl gab, so hart wie der Fels in seinem Rücken zu sein.
    »Case?« flüsterte sie.
    »Was?«
    »Sind sie fort?«
    »Ich glaube schon.«
    Sie machte Anstalten aufzustehen.
    Bevor er wußte, wie ihm geschah, ertappte er sich dabei, wie er beide Arme um sie schlang und sie eng an sich preßte.
    Die Erinnerung daran, wie ihre Jacke wie ein lebendiges Wesen gezuckt und sich aufgebäumt hatte, während sie von Kugeln zerrissen wurde, ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren. Wie leicht hätte es Sarahs Körper sein können statt des Stoffes!
    Er wußte nicht, was er dann getan hätte. Er wagte noch nicht einmal, daran zu denken. Alles, was er wußte, war, daß er noch nicht bereit war,

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