Himmlische Verfuehrung
heraus.
„Gut, dann ab ins Esszimmer und dann wird gelernt“, trieb er mich.
„Jawohl Herr Lehrer“, lachte ich.
Donnerstag nach der Uni blieb Timothy bei mir und die Anderen gingen wieder auf die Suche. Die Klausur war gut gelaufen. Sixt hatte den ganzen Abend noch mit Sasha und mir gelernt, bis wir es verstanden hatten. Er sollte sich wirklich überlegen Lehramt zu studieren und Lehrer zu werden.
„Wo ist Maya heute“, fragte ich ihn. Wir hatten uns draußen auf die Terrasse gesetzt und genossen die Sonne.
„Sie ist oben in unserem Zimmer. Eine Freundin ist zu Besuch. Es ist auch gut, dass sie hier ist, so kann ich auf euch beiden aufpassen“, sagte er.
„Es tut mir so leid, dass sie wegen mir sich nicht frei bewegen kann“, sagte ich entschuldigend.
„Das braucht dir nicht leidzutun. Sie weiß, dass es nicht deine Schuld ist. So etwas hat sie schon einmal durchgemacht. Nur damals war jemand hinter ihr her. Dieses Mal ist es nur eine Vorsichtsmaßnahme.“
„Das hat sie mir erzählt. Das war der Freund ihrer Freundin, der ein Dämon war, oder?“
„Ja genau“, sagte er.
„Was meinst du, wie lange wird es noch dauern, bis ihr sie geschnappt habt“, fragte ich ihn.
„Naja, das weiß ich leider nicht. Wir verfolgen sie ja schon ständig, nur hält sie sich immer da auf, wo viele Menschen sind. Ich weiß du willst wieder raus. Ich kann dich verstehen. Wir versuchen alles, sie so schnell wie möglich zu erwischen. Sie wird bestimmt bald einen Fehler machen und dann haben wir sie.“
„Das hoffe ich“, sagte ich.
„Was wollen wir denn jetzt machen“, fragte Timothy lächelnd.
„Ich weiß nicht. Erzähl mir doch etwas.“
„Was möchtest du denn hören?“
„Erzähl mir doch, wie du zum Schutzengel geworden bist. Das heißt nur, wenn du es möchtest. Ich kenne jetzt von jedem die Geschichte außer die von dir“, erklärte ich.
„Na gut. Aber ich will dich nicht erschrecken.“
„Das tust du nicht“, versicherte ich ihm.
„Vor sechs Jahren, also mit achtzehn, bin ich zum Schutzengel geworden. Ich wohnte damals mit meiner Familie in Kanada. Genauer gesagt in Toronto im Bundesstaat Ontario. Wir wohnten in einem kleinen Häuschen am Rande der Stadt. Ich stand kurz vor dem Schulabschluss und jobbte in einer Tankstelle, um mein Lebensunterhalt zu finanzieren und meinen Eltern zu helfen. Meine Eltern hatten nicht genug Geld, um mir das Studium nach der Schule zu bezahlen. Ich hatte noch drei Schwestern, die sie auch noch durchbringen mussten und mein Vater verdiente nicht soviel Geld. Er war Krankenpfleger in einem Krankenhaus. Das Geld reichte gerade so, um die Familie durchzubringen. Meine Mutter konnte durch ein Bandscheibenleiden nicht mehr arbeiten gehen und so war mein Vater der Alleinverdiener Zuhause. An einem Samstagabend hatte ich die Nachtschicht in der Tankstelle, wo ich neben der Schule arbeitete. Es war nicht viel los. Zum Glück hatten wir dort einen Fernseher stehen, den wir für die Nachtschicht einschalten durften. Ich schaute irgend so einen Film, als ein Mann in den Laden kam. Er hatte eine Sturmhaube über das Gesicht gezogen und richtete eine Waffe auf mich. Er schrie, dass es ein Überfall sei und ich sollte ihm sofort das Geld geben. Ich war total erschrocken. Immer wieder schrie er mich an. Ich versuchte die Kasse zu öffnen, aber sie klemmte. Er wurde immer ungeduldiger, und als es ihm nicht schnell genug ging, drückte er ab. Einmal, zweimal, dreimal. Ich schaute an mir hinab. Er hatte mir dreimal in den Bauch geschossen und das Blut floss aus den Wunden heraus. Ich ging zu Boden und blieb liegen. Er schnappte sich das Geld aus der Kasse und flüchtete. Ich weiß nicht, wie viel Zeit vergangen war, bis ein Kunde in den Laden kam und mich fand. Er rief sofort einen Krankenwagen, aber es war schon zu spät. Ich bin noch im Laden gestorben“, erzählte er.
„Haben sie den Täter denn geschnappt“, fragte ich.
„Ja. Der ist, als er von der Tankstelle kam, direkt einer Polizeistreife in die Arme gelaufen. Dumm gelaufen“, sagte Timothy lächelnd.
„Das ist wirklich nicht gut für ihn gelaufen. Das geschieht ihm aber recht. Ich hoffe, er kommt nie wieder auf freien Fuß.“
„Das hoffe ich auch. Naja, als ich ein Schutzengel wurde, bin ich dann nach Spanien gezogen. Beziehungsweise hatte mich der Engelsrat dort hingeschickt, weil dort noch eine Wohnung frei war und ich habe dort meine Schule beendet. Ich habe dann Maya kennengelernt, als sie mein
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