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Himmlische Versuchung - Engelsjägerin #1 (German Edition)

Himmlische Versuchung - Engelsjägerin #1 (German Edition)

Titel: Himmlische Versuchung - Engelsjägerin #1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kira Licht
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deshalb das letzte Mal ganz bewusst kein blaues Feuer eingesetzt. Mir wurde schwindlig.
    »Was hast du nur getan, Nikka?«, sagte Yaris noch einmal.
    »Bitte geh«, flüsterte ich. »Lass mich allein, bitte.«
    Yaris nickte. »Du weißt, wo du mich findest.« Sie zückte ihr Telefon, um Mik anzurufen. Ich blieb stehen, wo Yaris achtlos die hellgraue Feder hatte fallen lassen. Ich starrte darauf, unfähig zu wissen, was ich noch denken oder fühlen sollte. Alles war eine Lüge gewesen. Er hatte mich ausspioniert. Mich benutzt. Vielleicht hatte er unser Aufeinandertreffen sogar provoziert. Vielleicht hatte er mich durch irgendetwas beeinflusst, mich gefügig und risikobereit gemacht, durch Medikamente oder Schlimmeres.
    Die Feder schimmerte, als ich sie aufhob. Ihre flaumigen Fasern schmiegten sich um Daumen und Zeigefinger, als ich wieder begann zu weinen. Alles, was ich für ihn getan hatte, hatte mich nur in Schwierigkeiten gebracht. Alles, was ich für ihn riskiert hatte, hatte mich meiner Familie und meinen Freunden entfremdet. Und alles, was ich für ihn gefühlt hatte, war lediglich das Ergebnis einer vorsätzlich geplanten Täuschung. Eine Träne tropfte auf die schmale Feder und perlte daran ab. Warum hatte er mir das angetan?
    Ich wusste nicht, was Yaris nun tun würde, denn sie hatte kein weiteres Wort darüber verloren. Weil ich nicht davon ausging, dass sie mich verraten würde, nahm ich an, sie würde die Informationen, die in dem Brief an Levian standen, mit einer fiktiven Situation verknüpfen und sie so an ihre Vorgesetzten weitergeben. Immerhin war die Tatsache, dass die Engel sich zurückgezogen hatten, um sich zu formieren, keine vernachlässigbare Information. Als ich mir noch einmal die Medikamente ansehen wollte, fiel mir auf, dass Yaris den Brief heimlich eingesteckt haben musste, denn ich konnte ihn nirgends finden.
    Ich seufzte. Es sollte mir nur recht sein. Sie würde sicherlich rationaler entscheiden können, wie sie an dieses Schriftstück gekommen war, als ich in diesem Moment.
    Mein Blick glitt nervös zu meiner Uhr, denn mittlerweile war es früher Morgen, also die Zeit, in der ich normalerweise von der Nachtschicht kam. Ich setzte mich auf die Couch und starrte zum Balkon, wo hinter einer dicken Glasfront eine orangefarbene Sonne träge den Himmel emporkroch.
    Er könnte jetzt einfach dort landen. Mit weit ausgebreiteten Flügeln, seinen schimmernden Haaren und diesem Lächeln, das all die Wut, die Trauer und die Enttäuschung verblassen ließ. Doch nichts passierte. Wieder zogen Regenwolken auf und verschluckten das Licht der Sonne, bis nur noch ein müdes Zwielicht einen regnerischen Tag versprach. Er würde nicht wiederkommen. Nie wieder. Er glaubte immer noch, dass sie uns besiegen könnten.
    Was, wenn er recht hatte? Was, wenn dieses blaue Feuer tatsächlich zu einer ernst zu nehmenden Gefahr wurde? Würde er sich genauso schützend vor mich stellen, wie ich es getan hatte? So sehr ich es mir auch vorstellen mochte, ich glaubte nicht wirklich daran. Er war derjenige, der von einem großen Fehler gesprochen hatte, der mich ausspioniert und benutzt hatte. Wieso also sollte er mich schützen, wenn es darauf ankam?
    Ich ließ meinen Körper zur Seite rutschen, bis mein Kopf das Kissen berührte und ich mich wieder lang ausstrecken konnte. Mein Magen knurrte, doch ich wollte nichts essen. Ich wollte wütend sein, auf ihn, meine Dummheit und meine leidenschaftlichen Gefühle. Doch alles in mir war einfach nur noch leer, so wie mein Magen. Ich wollte schlafen und einfach nicht wieder aufwachen. Herumliegen und vergessen. Die Erinnerung beiseiteschieben, mein Herz zum Schweigen bringen und Kraft sammeln für das, was vermutlich auf uns zukommen würde. Ich krallte mich in meine Decke und fühlte mich ganz schrecklich einsam und allein. Die kleine Wohnung wirkte wie eine riesige Halle, in der ich meinen Platz einfach nicht finden konnte. Wie in Trance wühlte ich mein Telefon zwischen den Kissen hervor und drückte eine Kurzwahltaste.
    Es klingelte nur kurz, dann erklang die Stimme meiner Mutter und ich sagte die Worte, die vermutlich viel verändern würden. »Kann mich jemand nach Hause holen, bitte?«
     
    Wenig später warf ich halbherzig ein paar Sachen in eine bauchige Umhängetasche. Zum Glück besaß ich nicht viel, deshalb hatte ich auch nicht unbedingt die Qual der Wahl. Ein Stapel Shirts flog hinein und auch meine drei Lieblingslederhosen, die zwar schön eng, aber trotzdem sehr

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