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Himmlische Versuchung - Engelsjägerin #1 (German Edition)

Himmlische Versuchung - Engelsjägerin #1 (German Edition)

Titel: Himmlische Versuchung - Engelsjägerin #1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kira Licht
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ab. Stattdessen stützte er sich an dem Rand der Badewanne ab und zog sich mit schmerzverze r rtem Gesicht hoch. Aus beiden Wunden sickerte immer noch Blut, das nun von dem Stoff seiner Boxershorts aufgesogen wurde.
    »Geht es so?«
    »Wo soll ich hin?«
    »In mein Schlafzimmer.«
    Er lächelte schief. »Ich glaube nicht, dass mein momentaner körperlicher Zustand erlaubt …«
    »Ich leihe dir mein Bett«, unterbrach ich ihn mit eisigem Blick, doch mein Herz raste.
    Er lächelte erneut verschmitzt und erst dann erkannte ich, dass seine Äußerung ein Scherz hatte sein sollen.
    »Folge mir einfach.« Ich war versucht, ihm meinen Arm anzubieten, doch dann würde er vielleicht sehen, dass er mich trotz seines jämmerlichen Zustands ziemlich durcheinanderbrachte . Das wollte ich auf keinen Fall. Also ging ich voraus und Levian humpelte hinter mir her. Im Schlafzimmer schlug ich die Bettdecke zurück und legte eine schützende Decke über das Bettlaken. Auf ein einladendes Handzeichen von mir ließ sich Levian auf der Matratze nieder. In Ermangelung jeglicher Verbandsmöglichkeiten legte ich einen sauberen Kissenbezug über seine Wunden. Dann zog ich ihm die Decke hoch bis zum Hals.
    »Hier ist es so warm, ich brauche keine Decke«, beschwerte sich der undankbare Engel prompt.
    »Du brauchst eine Decke«, sagte ich unnachgiebig.
    »Nikka.« Er griff nach meiner Hand. Seine Haut war glühend heiß. »Warum tust du das?«
    Vorsichtig entzog ich mich seinem Griff. »Ich weiß es nicht.« Ohne ihm noch einmal ins Gesicht zu sehen, verließ ich schnell das Zimmer und zog die Tür hinter mir zu.

2. Kapitel
    Medizinische Fortbildung für Unsterbliche
     
     
     
    D iese Welt starb. Noch wehrte sie sich, doch ihr Inneres war vergiftet und ihr Äußeres grausam aus den Fugen geraten.
    Ich lehnte an einem der Fenster und sah zu, wie sich die orangefarbene Sonne zwischen den Ruinen der Hochhäuser emporkämpfte. Der Asphalt dampfte immer noch, obwohl es schon vor Stunden aufgehört hatte zu regnen. In der Ferne sah ich Rauchschwaden. Dort verlief ein Riss mitten durch die Stadt, und glühendes Magma blubberte wütend in seinem Inneren. Ich hatte Bilder von früher gesehen, als die Straßen ebene Flächen und die Häuser noch intakt gewesen waren. Bäume, Sträucher und Gras wuchsen überall, doch der Regen hatte alles Lebende, das nicht geschützt werden konnte, vernichtet, weggefressen, verätzt. Zurück war nichts als kahle, dunkle Erde geblieben. Ich hatte noch nie einen Menschen gesehen. Das war vor meiner Zeit. Mein Vater hatte einige von ihnen im Kampf getötet, doch irgendwann tauchten sie unter. Es konnten nicht mehr viele sein. Bedachte man, wie mühsam es war, in dieser feindlichen Welt zu überleben, Schutz zu finden, Lebensmittel anzubauen und in ewiger Angst vor den dämonischen Besatzern irgendwo im Untergrund zu hausen, war es nur noch eine Frage der Zeit, bis sie ausgerottet sein würden. Schon sehr bald würden sie – ebenso wie ihre Erde – zu einem Relikt werden, das man nur noch aus Geschichten kannte.
    Levian schlief. Ich hatte vorhin nach ihm gesehen. Er hatte die Decke von sich geschoben und auch die Laken über seinen Wunden waren verrutscht. So gut es ging hatte ich die Verletzungen wieder abgedeckt und die Decke aufgerollt und neben das Bett gelegt. Ich hatte seine Wange gestreichelt, ganz zart, sodass er es nicht bemerken würde und wieder mal die herrliche Farbe seines Haars bewundert. Ganz vorsichtig hatte ich eine goldene Strähne entlanggestrichen. Sie waren so unglaublich weich. Ich ließ meine Fingerspitzen über eine besonders grausame Narbe auf seinem Oberkörper wandern. Das silbrige Gewebe schien nur grob verheilt und würde niemals wieder den sanften Ton seiner übrigen Haut annehmen. Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit hatte ihm einer meiner Kollegen diese Wunde zugefügt. Mein Blick glitt zu seiner Hüfte und zu dem sauberen Tuch, das ich über die frische Wunde gebreitet hatte. Wie hatte er es nur geschafft, so schwer verletzt zu entkommen? Und wer hatte ihn wohl angegriffen? Ob es vielleicht sogar jemand aus unserem Hauptquartier gewesen war? Jemand den ich kannte? Ich wollte es mir lieber nicht vorstellen. Mich zwischen der Loyalität zu meinesgleichen und der Sorge um diesen Engel entscheiden zu müssen, traute ich mir in diesem Moment einfach nicht zu. Ich sah zurück in sein Gesicht, stellte mir vor, wie er aussah, wenn er gesund und im Vollbesitz seiner Kräfte war. Er musste

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