Himmlische Versuchung - Engelsjägerin #1 (German Edition)
motzte Cayo auch sofort los. »Nikka, was dauert das so lange? Normalerweise brauchst du keine fünf Minuten und jetzt warte ich schon eine viertel Stunde. Hast du dich auf dem Weg nach unten verlaufen?«
»Ich habe heute etwas länger gebraucht«, erwiderte ich und warf einen bösen Blick zu Mik hinüber. Doch der schien mich anscheinend ignorieren zu wollen. Er justierte sein Mikro am Ohr und sah stur geradeaus. Das massive Tor fuhr in die Höhe und wir starteten unsere Maschinen. Draußen erwartete uns ein tosendes Inferno. Regen peitschte auf mein Visier und ich konnte kaum etwas sehen. Eine Windböe erfasste mein Motorrad und hätte mich fast von der Straße gefegt. Nur mit viel Mühe konnte ich die Maschine noch aufrecht halten.
Adrenalin jagte durch meine Adern und ich gab prompt etwas mehr Gas, während vor mir am Horizont grelle Blitze zwischen den Ruinen hervorzuckten. Die anderen beschleunigten ebenfalls, als wir zu ihnen aufschlossen. Schade, dass wir noch nicht auf Gruppenfunk geschaltet waren, Mik hätte sicherlich einen passenden Spruch für mich parat gehabt.
Kurz darauf kamen wir in die Nähe des breiten Grabens, der sich mitten durch die Stadt zog. Rauch stieg wie immer schon von Weitem sichtbar aus seinen Tiefen auf und aus dem Inneren flirrten rot glühende Magmafetzen heraus in die Nacht. Die rohe Gewalt der Natur hatte die umliegenden Straßen zu welligen Hügellandschaften verbogen. In ihren schmalen Tälern hatte sich der Regen gesammelt und violettfarbenes Wasser spritzte bis über meinen Kopf, wenn ich sie durchfuhr.
»Cayo, ich warte auf weitere Anweisungen.«
»Sofort«, erwiderte Cayo und ich hörte ihn mal wieder mit Papieren rascheln. »Also, ich schicke dir die Koordinaten rüber. Eigentlich müsstest du es kennen. Es ist das alte Kino in der Nähe des ehemaligen Einkaufscenters.«
»Das kenne ich.«
»Okay, unsere Kameras haben vier Engel gezählt. Wir konnten bei mindestens zwei von ihnen Flammenschwerter ausmachen, aber es kann auch sein, dass die beiden anderen die Schwerter nah am Körper tragen.«
»Ich verstehe das ehrlich gesagt nicht. Früher war bei so einem Wetter kaum etwas los. Auf einmal sind die Engel aktiv, kommt dir das nicht auch komisch vor? Und dann die Sache mit dem blauen Feuer …«
»Ich finde es auch sehr seltsam, aber auch hier in der Zentrale weiß niemand mehr darüber. Ich vermute, wir werden so lange im Dunkeln tappen, bis die Experten sich dazu herablassen, uns genauere Informationen mitzuteilen. Wenn sie zu diesem Zeitpunkt überhaupt mehr wissen als wir.«
»Glaubst du auch, dass sie etwas planen?«
Als Antwort schnaufte Cayo nur ins Mikro. Ich kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass er sich nun müde über die Augen rieb und den Kopf danach in beide Hände stützte. »Ich weiß es wirklich nicht. Der Einsatz letzte Nacht, sein unerfreulicher Ausgang und die unerwarteten Neuigkeiten haben uns allen schwer zu denken gegeben. Niemand hätte damit gerechnet, dass es überhaupt möglich ist, Mik so stark zu verwunden. Außerdem hätte niemand geglaubt, dass die Engel über solche Technologien verfügen, wenn es überhaupt Technologie ist. Falls der seltsame Experte recht hat, und es sich hierbei um eine Art alte Magie handelt, dann könnte das ein Problem werden. Wir Dämonen haben mit Magie nichts am Hut, das weißt du genauso gut wie ich. Genau deshalb kennen wir uns auch nicht aus damit.«
»Ich weiß. Andererseits … sind sie immer noch genau die verlausten Kreaturen, die wir sonst auch jagen. Ich denke, so ein bisschen blaues Feuer sollte uns nicht weiter verunsichern. Wenn das alles ist, was sie gegen uns aufbringen können, ist das nicht unbedingt viel.«
»Versprich mir, dass du trotzdem vorsichtig bist.«
»Klar. Wusstest du, dass wir neue Waffen haben?«
»Ach, wirklich? Neu inwiefern?«
»Das neue Modell hat eine größere Reichweite. Es ist also quasi eine direkte Reaktion auf den gestrigen Einsatz. Angeblich müssen wir nun nicht mehr so nah an die Engel heran, da sie ja nun offenbar Schwerter besitzen, die Flammen werfen können.«
»Oh«, sagte Cayo offensichtlich beeindruckt. »Da wurde ja endlich mal richtig schnell reagiert.«
»Ich weiß nicht, was mir mehr Sorgen machen soll. Die Tatsache, dass die Engel wohl plötzlich einen kleinen Vorteil gegenüber uns haben oder dass unser Expertenrat es für nötig hält, so rasch darauf zu reagieren.« Cayo lachte und ich grinste in meinen Helm. Vor mir am Ende der Straße
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