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Himmlische Versuchung - Engelsjägerin #1 (German Edition)

Himmlische Versuchung - Engelsjägerin #1 (German Edition)

Titel: Himmlische Versuchung - Engelsjägerin #1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kira Licht
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ihnen zu öffnen, kostete mich Zeit, die ich nicht hatte.
    Als ich endlich das Medikamentenlager entdeckte und mich bis zu den Kartons mit den Antibiotika vorgekämpft hatte, wurde meine Lage nicht besser. Verzweifelt sah ich auf die vielen fremd klingenden Bezeichnungen: Gyrasehemmer, Cephalosporin, Penicillin, Sulfonamid und Trimethoprim oder Tetracyclin. Sie alle sollten zu etwas gehören, das man laut Faltschachtelaufdruck als »Wirkstoffgruppe« bezeichnete. Ich hatte angenommen, einfach nur ein paar Tabletten greifen zu können und wieder zu verschwinden.
    Etwas desillusioniert blickte ich auf die unterschiedlichen kleinen Packungen. Auf einer stand »Breitbandantibiotikum«. Weil ich fand, dass das sehr vertrauenswürdig klang, schob ich die Schachtel unter mein Shirt und klemmte sie in den Hosenbund. Ich griff wahllos in den Karton, weil ich mir nicht sicher war, ob Wirkstoffgruppen eine so große Rolle spielten, wenn man sowieso schon halb tot war. Ich schob die Päckchen in meine Taschen und noch weitere zwischen Haut und Hosenbund. Zum Schluss sah ich aus, als hätte ich einen Patronengurt aus Tabletten um. Damit es nicht so auffiel, zog ich an meinem Shirt, um es etwas auszuleiern. Erst, als es ziemlich formlos um meine Hüften hing, war ich zufrieden. Nun blieb nur noch, den Rückweg möglichst zügig zu beschreiten, damit man nicht noch auf die Idee kam, nach mir zu suchen. Ob ich als Alibi einen Schwertgriff aus dem Raum mit den Waffen mitnehmen sollte? Intuitiv entschied ich mich dagegen. Wenn man mich erwischte oder mir später aufgrund der Kameraaufzeichnungen auf die Schliche käme, wäre es in meiner Situation einfacher, das Verschwinden von Tabletten zu erklären. Quasi als Tat einer Verzweifelten. Das Mitnehmen einer Waffe für den privaten Gebrauch wäre weitaus komplizierter zu rechtfertigen. Vorsichtig öffnete ich die Tür und spähte in den Gang. Niemand war zu sehen. Ich versicherte mich, dass ich die kleinen Packungen beim Laufen nicht verlieren würde, und schloss die Tür. An der Wand gegenüber richtete sich die Linse einer Kamera direkt auf mich. Verflixt! Ich setzte ein betont suchendes Gesicht auf und tat so, als hätte ich mich verlaufen. Ich öffnete eine andere Tür, spähte alibimäßig hinein und schloss sie wieder. Dann zuckte ich betont mit den Schultern und ging den Gang hinunter.
    Gerade als ich glaubte, tatsächlich ungehindert die Asservatenkammern wieder verlassen zu können, hörte ich Schritte. Dunkle Männerstimmen erklangen. Ich blieb wie angewurzelt stehen und ließ meine Hände wie automatisch schützend zu den Tablettenschachteln an meinem Hosenbund wandern. Jetzt war ich so weit gekommen und nun würde man mich entdecken. Ich ließ den Blick wandern. Als einziger Ausweg blieben mir nur noch die Türen zu den einzelnen Kammern. Ich stürzte wahllos in die nächste zu meiner Linken und blinzelte, bis meine Augen sich an das wenige Licht gewöhnt hatten. Das Zimmer war von Regalen gesäumt und darin lagen säuberlich sortiert unzählige Flammenschwertgriffe. Ich sah zu einem kleinen Fenster und automatisch schätzte ich die Fallhöhe ab. Zweiter Stock. Unangenehm, aber nicht dramatisch. Ich sprintete zur Wand und all meine Hoffnung schwand ein zweites Mal. Zentimeterdicke Gitterstäbe sicherten den ohnehin schon schmalen Fluchtweg. Unterdrückt fluchend wandte ich mich ab. Draußen auf dem Gang wurden die Stimmen lauter. Ich musste durch diese Gitter ins Freie entkommen, das war der einzige Ausweg. Mein Blick fiel auf die Schwertgriffe. Die Idee war verrückt, aber sie passte zu mir. Ich legte meine Finger um einen der Griffe und nahm ihn vorsichtig hoch. Rufende Stimmen drangen durch die geschlossene Tür. Meine Fingerspitzen berührten einen Hebel. Ich legte ihn um und es zischte laut, als eine orangefarbene Flammenklinge erschien. Das Herz klopfte mir bis zum Hals, denn es war das erste Mal, dass ich eine Waffe unserer Feinde voll funktionsfähig in der Hand hielt. Das Feuer prasselte viel zu laut, um lange unentdeckt zu bleiben.
    »Hier drüben!« Die Stimme des Variatis hallte schrill durch den Gang.
    Ich zwang mich, alle Scheu vor der fremden Waffe zu ignorieren. Es war ein Schwert, mehr nicht. Ich setzte die Klinge am unteren Rand der Stäbe an und das Feuer fraß sich wie erwartet durch das Metall. Rot glühte der Stahl auf und einige heiße Tropfen liefen das Mauerwerk hinab. Ich hob das Schwert und wiederholte die Prozedur am oberen Rand des Gitters, bis

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