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Himmlische Versuchung - Engelsjägerin #1 (German Edition)

Himmlische Versuchung - Engelsjägerin #1 (German Edition)

Titel: Himmlische Versuchung - Engelsjägerin #1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kira Licht
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niemanden?«
    Ich wich seinem Blick aus, als ich an Levian dachte, doch Jaro kannte mich einfach zu gut.
    »Es gibt jemanden.«
    »Nein, gibt es nicht.«
    »Es ist wieder keiner von uns, nicht wahr?«
    »Es gibt niemanden. Okay?«
    »Aber …«
    »Jaro, hör auf. Es gibt niemanden.«
    »Na gut, wenn du meinst.«
    »Ich bin müde, es war ein langer Tag.«
    »Dann geh mal schön schlafen, Schwesterchen.« Jaro umarmte mich herzlich und ich wusste, dass er sich für mich eigentlich nur wünschte, endlich glücklich zu sein. Und das möglichst, ohne mit unseren Eltern bis in alle Ewigkeit zerstritten zu sein.
     
    Als ich durch die sternenklare Nacht nach Hause fuhr, dachte ich an Levian. Meine Eltern würden ihn niemals akzeptieren. Ich hatte es vorher gewusst, doch nun stand diese Gewissheit wie eine unüberwindbare Mauer zwischen meinen Gefühlen und mir. Ich sollte stark sein und meine Empfindungen in den hintersten Winkel meines Ichs zwingen. Den Engel zurück auf die Straße befördern und ihn vergessen. Endlich versuchen, mein Leben in ruhige Bahnen zu lenken. Mich auf meinen Job konzentrieren, mich darum kümmern, dass mein Arm wieder in Ordnung kam und darauf achten, nicht ein zweites Mal verwundet zu werden. Mich um meine Familie und meine Freunde bemühen, ihre Sorgen und Gedanken wertschätzen und den Todfeind in meinem Bett aus meiner Wohnung und aus meinem Herzen verbannen.
    Im Zentrum der Stadt warf der große, brodelnde Riss im Asphalt hell glimmende Funken in die Nacht. Das Magma blubberte so laut, dass ich es bis ins Wageninnere hörte. Hin und wieder lief ein bedrohliches Grollen durch den porös gewordenen Asphalt. Die Gebäude um mich herum waren größtenteils eingestürzt und die gebogenen Stahlträger ihrer Grundmauern ragten wie Skelette aus dem herumliegenden Geröll auf. Um unser Hauptquartier waren einige Häuser wieder aufgebaut worden, sodass der gesamte Gebäudekomplex wie eine Insel in einem apokalyptischen Meer aus Zerstörung und Verfall herausragte.
    Ich fuhr darauf zu und sah die Lichter auf dem Dach blinken. Von dort oben aus startete die Staffel der Flugdämonen ihre Einsätze. Eine Warnleuchte schaltete auf Grün und vor dem schwachen Licht des Mondes sah ich, wie sich sechs geflügelte Gestalten vom Dach stürzten. Sie wurden schneller und schneller, bis sie ihre Flügel öffneten und im steilen Winkel emporstiegen, als wollten sie den Mond, der wie eine milchige Fackel am Himmel hing, an sich reißen und im Hauptquartier wieder aufhängen. Ein schriller Jagdruf gellte durch die Nacht und einer von ihnen drehte sich waghalsig um die eigene Achse. Er fiel einige Meter tief, indem er in der Luft ein paar Saltos drehte, bis er sich der Gruppe wieder anschloss. Gern hätte ich das Spektakel noch weiter beobachtet, doch mein Wagen passierte das Hauptquartier und ich fuhr weiter die Straße entlang in Richtung meiner Wohnung.
    Der Apartmentblock, in dem meine Wohnung lag, ruhte still und nur mäßig beleuchtet in der Schwärze der Nacht. Nur vereinzelt blinzelten ein paar Lichtstrahlen zwischen heruntergelassenen Jalousien hervor. Vor dem Eingang zum Parkhaus war wie üblich die Schranke heruntergelassen und ich musste erst einen Zugangscode eingeben, um hineinfahren zu können. Nachdem ich auf meinem Parkplatz geparkt hatte, ging ich hinüber zum Treppenhaus und rief den Aufzug, der zum Glück sofort kam, da zu dieser nachtschlafenden Zeit kaum ein anderer nach seinen Diensten verlangte. Als ich in der grell erleuchteten Aluminiumkabine stand, dachte ich an Levian und wie er wohl den Abend verbracht hatte. Vielleicht war er ja auch gar nicht mehr da, denn soweit ich das beurteilen konnte, schien es ihm ja wieder etwas besser zu gehen. Vielleicht hatte er mich auch verraten und eine Horde wütender Engel mit blaufarbenen Flammenschwertern erwartete mich. Vielleicht hatte er alles durchwühlt, um an Informationen zu kommen und danach die Wohnung Hals über Kopf verlassen. Vielleicht hatte er sich die Medikamente geschnappt und saß nun sicher in einer der Engelszufluchten gut versteckt unter der Erde.
    Vielleicht aber war er noch da, es ging ihm gut und er freute sich, dass ich wiederkam. Ich lächelte, als ich mir dieses leicht romantische Szenario vorstellte. Was gäbe ich darum, er wäre kein Engel, wir wären nicht im Krieg und er nicht der erklärte Feind.

9. Kapitel
    Das hat er nun davon!
     
     
     
    A ls ich vor meiner Wohnungstür stand, legte ich vorsichtig ein Ohr an die Tür

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