Hingabe
können? Soll ich es wenigstens für den Moment gut sein lassen?
Er umfasst mein Gesicht mit beiden Händen und blickt mir forschend in die Augen. Ich habe den Eindruck, dass er nach der Antwort auf eine Frage sucht, die er nicht gestellt hat, und nie im Leben habe ich mir mehr gewünscht, die Antwort auf eine Frage zu sein, als gerade jetzt, während Chris eine sucht.
»Was ich nicht weiß«, gesteht er schließlich, »ist, wie ich je wieder schlafen soll, nachdem ich gestern Nacht zugesehen habe, wie du beinahe gestorben wärest.«
Niemand außer meiner Mutter hat mich je genug geliebt, um sich solche Sorgen um mich zu machen, aber bei Chris ist diese Sorge komplizierter. Ich bin klug genug zu sehen, was dahintersteckt, und mir gefällt nicht, was seine Sorge offenbart. Während ich im Flugzeug hauptsächlich Paris im Kopf hatte, hat Chris noch einmal über Rebeccas Tragödie nachgedacht.
»Wir sind nicht sie«, erkläre ich ihm. »Wir sind nicht Rebecca und Mark. Und ich gehe nirgendwohin, daher kannst du mich geradeso gut hereinkommen lassen.« Ich spreche nicht von unserer Wohnung, und das wissen wir beide.
Meine Worte sind kaum heraus, da drückt er seinen Mund auf meinen, und seine Zunge spielt mit meiner und weckt meine Sinne. Sein Geschmack geht mir durch und durch. Hungrig nach ihm will ich seine Leidenschaft, ich will seinen Schmerz, ich will alles.
Ich zerre an seinem T-Shirt, schiebe die Hände unter den Stoff, spüre seinen nackten, harten Körper unter meinen Fingern. Endlich. Ich habe Stunden, die sich wie ein Leben angefühlt haben, darauf gewartet, ihm so nahe zu sein, und stöhne auf, teils vor Erleichterung, teils aus Ekstase.
Chris reißt seinen Mund von meinem los und schiebt die Finger in mein Haar, um mich von ihm wegzuhalten, ein Kampf, der sich auf seinem Gesicht widerspiegelt. »Du bist ohnmächtig geworden, Sara. Ich will dir nicht wehtun.«
»Ich bin nicht mit Mr Hasenfuß nach Paris gekommen, Chris, also spiel ihn mir jetzt nicht vor. Und ich werde keine Ruhe geben, bis wir es tun.« Ich versuche mich an ihn zu lehnen, um ihn wieder zu küssen.
Seine Finger greifen fester in mein Haar, was einen erotischen Schauer über mein Rückgrat sendet. Oh ja. Auf Wiedersehen, Mr Hasenfuß. Hallo Chris.
»Hemmungen zu haben ist nicht meine Art, mit den Dingen fertigzuwerden, die mir im Moment im Kopf herumgehen«, warnt er mich. »Warum denkst du, bin ich im Badezimmer weggegangen?«
»Ich will keine Hemmungen.« Was ich in seinem Gesicht sehe, gefällt mir nicht – ein Kampf zwischen dem Begehren, mich zu nehmen, und dem, wovon er denkt, dass ich es im Moment ertragen kann. Ich werde nicht zulassen, dass er die Entscheidung für mich trifft. »Ich verstehe, was es bedeutet, mehr als das zu brauchen. Ich brauche mehr, Chris.«
Im Nu hat er mich gegen einen hohen weißen Pfeiler zwischen den eisernen Türflügeln manövriert, und seine Hände umfassen meine Taille. »Früher dachte ich, du würdest es nicht verstehen. Aber du tust es. Nur allzu gut. Und daran gebe ich mir die Schuld, Sara. Ich wollte das nicht.«
Seine Schuldgefühle wegen Rebecca könnten so leicht in unsere Beziehung hineinsickern. Außerdem hat er Befürchtungen wegen der Dinge, zu denen er fähig ist – und wegen allem, was das aus mir machen könnte.
»Ich habe es dir doch schon gesagt. Ich bin nicht Rebecca, also hör auf, daran auch nur zu denken, Chris. Ich habe diese Tagebücher gelesen. Sie hat sich verändert, um mit Mark zusammen zu sein. Du hast mich nicht zu der gemacht, die ich jetzt bin. Du hast mir nur geholfen, nicht mehr zu verleugnen und zu verstecken, wer ich bin, und ich bin froh darüber. Gib mir nicht das Gefühl, dass ich ganz von vorne anfangen muss.«
Sekunden verrinnen, während er mich mustert. »Wer bist du, Sara?«
Ich hebe das Kinn. »Wenn du das noch nicht weißt, schlage ich vor, du findest es heraus, bevor es zu spät ist.«
Einen Wimpernschlag später hat mich Chris zum Geländer umgedreht, und ich halte mich fest, um nicht zu straucheln. Seine Hand liegt flach zwischen meinen Schulterblättern, und er tritt nah an mich heran, drückt seine Hüften an meine, seine Erektion in meinen Rücken geschmiegt.
»Erinnerst du dich daran, was ich dir in diesem Hotel in Los Angeles versprochen habe?«
»Ja. Dass du aufhören würdest, mich vor dir zu beschützen. Aber das hast du nicht getan«, klage ich ihn an. Ich bin überzeugt, dass dies der richtige Zeitpunkt ist, die richtige
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