Hingabe
sodass ich nur meine Handtasche festhalte. »Sonst noch etwas?«, fragt er.
Ich schüttle den Kopf, außerstande zu sprechen. Die Schuldgefühle fressen mich bei lebendigem Leibe auf. Ich habe versagt. Ich habe ihn fühlen lassen, was immer er gerade fühlt. Es ist mir egal, was Tristan und Amber mir zeigen oder sagen könnten, aber das weiß er nicht. Also habe ich meine Sache nicht gut genug gemacht. Ich habe ihm nicht gezeigt, wie sehr ich ihn liebe, sonst wüsste er es.
Ich trete neben ihn, wir gehen zur Hintertür, und er bedeutet mir, durch einen langen, schmalen Flur voranzugehen. Er greift um mich herum, um die Hintertür zu öffnen, und einen Moment verweilt seine Hand auf der Klinke. Sein Körper ist meinem sehr nah, berührt mich aber nicht. Ich will, dass er mich berührt. Sekunden verrinnen, und ich halte den Atem an und warte darauf, was er sagen wird, aber er schweigt. Er öffnet die Tür, und Enttäuschung erfüllt mich angesichts der fortdauernden Anspannung zwischen uns. Doch dies ist nicht der Ort, die Luft zu reinigen – nicht vor potenziellem Publikum.
Draußen finde ich einen Parkplatz vor, der nur für sechs Autos Platz bietet, und Chris’ silberner 911er ist einer von drei Wagen, die gerade hier parken. Schnell gehe ich zur Beifahrertür hinüber, erpicht darauf, mit ihm allein zu sein und mich zu erklären. Ungeduldig warte ich, bis Chris meine Taschen auf dem Rücksitz verstaut hat.
Er dreht sich zu mir um. Seine Kiefermuskeln sind angespannt, und ein reservierter Ausdruck liegt in seinen Augen. »Steig in den Wagen, Sara.«
Ich beschließe, dass jetzt nicht die Zeit ist, um zu ihm durchzudringen. »In Ordnung, Chris – aber nicht, weil du mir einen Befehl zublaffst, sondern weil du mich anhören sollst. Allerdings nicht hier.« Ich zwänge mich in den Ledersitz.
Er steht einfach nur da und starrt auf mich herab, aber ich sehe ihn nicht an. Manchmal bin ich mir nicht sicher, ob er weiß, wie er meine Reaktionen auf seine Forderungen verarbeiten soll. Manchmal weiß ich es auch nicht, aber diesmal schon. Ganz gleich, wie sehr ich seinen Zorn verdienen mag, er ist nicht mein Meister. Also sollte es ihn nicht überraschen, dass ich ihn anblaffe, wenn er mir Befehle erteilt.
Er setzt sich zu mir in den Wagen, und wir sind eingeschlossen in der Dunkelheit. Sein Handgelenk ruht auf dem Lenkrad, und er sieht mich nicht an. Ich spüre, dass er mit sich ringt, und ich glaube, er wird etwas sagen, aber das tut er nicht. Und ich tue es auch nicht. Er lässt den Motor an und legt den Gang ein. Ich bin mir ziemlich sicher, dass mir die nächsten Häuserblocks wie eine Ewigkeit vorkommen werden. Und ich habe recht.
Die Autoheizung und unsere aufgestauten Gefühle haben die Luft stickig gemacht, und ich ziehe meine Jacke aus, während wir in die Garage unseres Hauses einbiegen. Chris steigt fast sofort aus dem 911er aus. Er umrundet den Wagen und öffnet meine Tür, sieht mich aber nicht an. Ich knirsche mit den Zähnen. So ein kleiner Zwischenfall, und er schließt mich aus. Es schneidet in mein Herz wie lauter kleine Glassplitter.
Ich trete zurück, damit er meine Taschen vom Rücksitz holen kann, und kämpfe gegen den Instinkt, mich auch emotional zurückzuziehen. Wir gehen auf den Aufzug zu, ohne uns anzusehen, sind befangen und schweigen, und es ist kaum auszuhalten.
Er tippt auf den Aufzugknopf, und ich starre sein Profil an. Blonde Strähnen umspielen sein schönes Gesicht, und ich beobachte, wie ein Muskel in seinem Kinn zuckt. Ich spüre seine Distanziertheit, seinen Rückzug, und plötzlich bin ich wieder wütend.
Ich bin für Chris rund um die Welt gereist. Ich bin hergekommen, um für uns zu kämpfen, und habe vor, genau das zu tun. Er wird mich
nicht
ausschließen und uns auseinanderreißen wegen eines einzigen blöden Fehlers. Ich werde es ihm nicht erlauben. Nie wieder.
Der Aufzug öffnet sich, und Chris wartet darauf, dass ich eintrete, und ich eile hinein und wirble herum, um ihn zur Rede zu stellen. Er stolziert heran, und jetzt sieht er mich an. Seine Miene verrät Entschlossenheit und eine wilde dunkle Stimmung, die ich nicht zur Gänze benennen kann. Ich bekomme keine Chance, es zu versuchen.
Bevor ein Wort aus meinem Mund kommt, plumpsen die Taschen, die er hält, auf den Boden, und Chris hat mich gegen die Wand gepresst. Meine Handtasche rutscht von meinem Arm, und seine mächtigen Schenkel nehmen meine Beine in die Zange; seine Hüften schmiegen sich an meine. Als er
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