Hingabe
lächelt mich an. »Guten Morgen, Sara.« Ihr Blick wandert über meinen Körper, bevor sie mir in die Augen schaut, und mir wird unbehaglich. »Du siehst heute hübsch aus.«
»Danke.« Ich frage mich, ob sie mir wirklich ein Kompliment machen oder das Augenscheinliche unterstreichen wollte. Amber hat eine Schönheit zwischen Barbie und Motorradbraut. In jeder Hinsicht verblüffend, und ich bin … einfach nur ich. Es ist schwierig zu glauben, dass wir die Aufmerksamkeit desselben Mannes erregt haben. Plötzlich bin ich bereit, mich ins Gespräch ziehen zu lassen. »Wo ist Chris?«
»Er lässt Rey rein.«
Ich kann kaum einen Seufzer der Erleichterung unterdrücken. Vermutlich wird er nur kurz fort sein. In der Zwischenzeit tue ich … was? Ich betrachte die Kaffeekanne und erinnere mich daran, wie Amber mich berührt hat, als wir das letzte Mal hier waren. Ich bin mir nicht mehr so sicher, ob ich Kaffee will.
Amber beobachtet, wie ich die Kanne beäuge, und hebt ihre Tasse. »Möchtest du welchen?«
Als sei ich der Gast, nicht sie. Vielleicht hat sie es in aller Unschuld gesagt, aber ich glaube es nicht. Nichts, was Amber tut, geschieht ohne Berechnung.
Ich zwinge mich, zur Kaffeekanne zu gehen. »Was führt dich so früh hierher?« Natürlich weiß ich, warum sie hier ist. Chris hat gestern Abend ihre Anrufe nicht entgegengenommen, etwas, das ich jetzt bedaure. Plötzlich wünschte ich, er hätte einfach mit ihr geredet.
»Ich komme für gewöhnlich an einigen Tagen die Woche morgens vorbei, wenn Chris in der Stadt ist«, antwortet sie und deutet damit an, dass sie vorhat, es weiterhin so zu halten.
Ich stehe mit dem Rücken zu ihr und erstarre mit der Kaffeekanne in der Hand. Mit extremer Überwindung ringe ich meinen Anspruch auf dieses Territorium nieder und rufe mir ins Gedächtnis, warum sie nach wie vor zu Chris’ Leben gehört. Sie hat keine Familie, und die Wunden an ihren Armen, kombiniert mit dem gehetzten Ausdruck ihrer Augen gestern Abend, lassen darauf schließen, dass ihre Geschichte eher ein Albtraum als märchenhaft ist. Trotz des Unbehagens, das Amber in mir wachruft, liebe ich Chris umso mehr dafür, dass er sie nicht ausschließt. Und wenn er es nicht tut, werde ich es auch nicht tun.
Ich gieße die Tasse voll und stelle die Kanne mit einer neuen Einstellung auf die Platte zurück, bevor ich mich zu Amber umdrehe.
»Sahne, stimmt’s?«, fragt sie und reicht mir die Flasche von der Kücheninsel neben ihr.
Ich finde es geradezu lächerlich beunruhigend, dass sie aufmerksam genug ist, sich daran zu erinnern, wie ich meinen Kaffee trinke. Um Fassung bemüht, strecke ich die Hand aus, um die Sahne entgegenzunehmen. »Danke.«
Ihre Hand schließt sich über meiner, ein brühheißer Schraubstock, der mein Herz rasen lässt. Ihr Blick ist kalt und hart, und sie senkt die Stimme zu einem Flüstern. »Er ist gut darin, Menschen und Dinge auszuschließen. Zu gut.« Sie wendet jäh den Blick ab, wie sie es in The Script getan hat, dann sieht sie mich auf einmal wieder an. »Ich werde nicht zu diesen Dingen gehören.«
Es erschüttert mich, dass sie sich selbst als Ding bezeichnet hat – nicht als Person –, und außerdem ist es die Wahrheit. Chris ist gut darin, Menschen auszuschließen.
Hinter uns erklingen Schritte, und ihre Hand zuckt zurück. »Es könnte dich treffen, ebenso gut wie mich. Vergiss das nicht.«
Benommen öffne ich den Mund und kann mich nicht rühren.
Amber schnappt sich ihre Handtasche und läuft zur Treppe. »Ich gehe zur Arbeit«, verkündet sie, als sie an Chris und dem Mann hinter ihm vorbeigeht. Ich nehme an, es ist Rey.
»Amber«, höre ich Chris sagen, und sein Befehlston hält sie auf. Ich nutze die kurze Verzögerung, um mich zu sammeln, und wende mich von der Treppe ab. Ich halte immer noch die Sahne und meine Kaffeetasse in den Händen. Ich stelle sie auf die Theke und stabilisiere mich, indem ich mich dagegen lehne.
»Vergiss nicht, was ich dir gesagt habe«, ruft Chris Amber ins Gedächtnis, und es schert mich nicht, wovon er redet. Amber hat die Erinnerung daran wachgerufen, dass Chris mich verlassen könnte. Er könnte mich einfach aus seiner Wohnung werfen. Und die Wunde ist noch zu frisch, um nicht zu bluten.
Schritte kommen näher, und ich höre Chris und den anderen Mann auf Französisch sprechen. Ich hole tief Luft, drehe mich zu ihnen um und meide Chris’ Blick aus Angst, dass er erkennt, wie erschüttert ich bin. Aber ich spüre ihn. Wann
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