Hingabe
du mir zeigst oder was geschieht, ich werde nicht fortgehen, Chris. Wenn das der Grund ist, warum
du
fortgehen willst, ist es der falsche Grund und das Falsche für uns.«
Er schaut auf mich herab, die Sekunden verstreichen, und seine Miene ist undeutbar. Dann steigt er auf das Sims und bindet meine Handgelenke los. Bevor ich Zeit habe, die Hände zu senken, ist er schon von dem Sims heruntergestiegen und geht auf die andere Seite seiner Leinwand. Er kommt mit einem Shirt in der Hand zurück.
»Zieh das an, sonst können wir nicht reden, und wir müssen reden.« Er hält das Shirt hoch, sodass ich die Arme hineinschieben kann. Enttäuschenderweise riecht es nach Weichspüler, nicht nach Chris.
Er lehnt sich an die Wand und zieht mich an sich, und seine Hände gleiten an meinem Rücken empor. »Ich will nicht fortgehen.«
»Aber du hast gesagt …«
»Ich weiß, was ich gesagt habe, und zu der Zeit habe ich es auch so gemeint. Mein erster Instinkt, als du in Gefahr warst, war der, dich weit weg von allem zu bringen, das dich mir stehlen könnte.«
»Einschließlich deiner Vergangenheit.«
»Nein, Sara. Als ich dich hierhergebracht habe, wusste ich genau, was ich tue, und ich weiß es nach wie vor. Bei meinem Verlangen, Dinge in meinem eigenen Tempo zu tun, geht es nicht um Zögern, es geht darum, wie ich auf gewisse Ereignisse in meinem Leben reagieren muss. Als ich wollte, dass wir Paris verlassen, ging es mir darum, dich zu beschützen. Mir gefällt die Sache mit Neuville und Ella nicht.«
»Wir müssen bleiben und durchziehen, was wir begonnen haben.«
»Ich weiß. Glaub mir, ich weiß. Ich habe die letzten zwei Stunden damit verbracht, gegen mein Verlangen anzukämpfen, dich zu beschützen, und gegen die vielen Gründe, warum ich uns jetzt hier haben wollte. Nächste Woche …« Er wendet den Blick ab, und sein Kinn verspannt sich, bevor er sich wieder zu mir umdreht. »Nichts ist so wichtig wie deine Sicherheit.«
Was geschieht nächste Woche? Ich öffne den Mund, um zu fragen, aber er schiebt die Finger in mein Haar, und seine Augen leuchten entschlossen.
»Ich habe Leute, die sich mit Ella und Neuville befassen und Informationen ausgraben. Wenn ich irgendetwas herausfinde, das dich in Gefahr bringt, verlassen wir Frankreich. Punkt.«
»Chris …«
Er küsst mich, hart und kurz. »Das ist nicht verhandelbar. Und wenn du unnötige Risiken eingehst oder selbst den Privatdetektiv spielst, schwöre ich bei Gott, werde ich dich unter Drogen setzen und in ein Flugzeug stecken, wenn es notwendig ist, um dich hier wegzubringen.«
Sturmwolken lauern in seinen Augen, drohen ihn wieder zu verzehren; irgendetwas an nächster Woche regt ihn auf. Aber darum werden wir uns nächste Woche kümmern. In diesem Moment will ich nur, dass er lächelt, also lächle ich meinerseits und streiche mit den Fingern über die sich frisch bildenden Bartstoppeln auf seinem Kinn. »Gar nicht schlecht, wie sexy du bist, wenn du dich wie ein Höhlenmensch aufführst.«
Er sieht mich einen Moment an, dann hebt er mich hoch und geht zur Tür. »Ich werde dir den Höhlenmenschen zeigen.«
Ich beiße mir auf die Unterlippe, glücklich über seine Reaktion. Er lächelt nicht, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass wir bald beide lächeln werden.
18
Chris und ich verbringen den Rest des Freitags auf verschiedene Weisen damit, zusammen nackt zu sein, und machen nur Pause, um zu essen und zu reden. Der Samstag beginnt genauso wunderbar. Chris und ich wachen zusammen auf, essen zusammen, lachen zusammen. Wir ziehen uns lässig an und planen, am Nachmittag in einige Museen zu gehen.
Am Vormittag geht er in sein Atelier, um zu malen, während ich mich in meinen Lieblingssessel in unserem Schlafzimmer setze und mit einer besorgten Chantal plaudere und dabei dem nimmer endenden Nieselregen draußen vorm Fenster zusehe. Anschließend halte ich ein Schwätzchen mit dem Wirtschaftsanwalt über meine beruflichen Pläne. Chris hat das zwar noch für mich eingefädelt, weiß aber, wie wichtig es mir ist, auf eigenen Füßen zu stehen, und deshalb ist er jetzt nicht mehr involviert. Ich verliebe mich mit jeder Sekunde mehr in ihn.
Als mein Telefongespräch endet, eile ich in Chris’ Präsentationsräume, weil ich ihm unbedingt gleich mitteilen muss, wie einfach es sein wird, mein neues Geschäft aufzuziehen. Ich werde einen Namen dafür brauchen, und schon jetzt gehen mir Ideen durch den Kopf.
Ich höre ihn irgendwo rechts in den
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