Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hingabe

Hingabe

Titel: Hingabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Renee Jones
Vom Netzwerk:
Sara heiraten und Kinder bekommen wird, hat sich das wohl erledigt.«
    Ich bin mir nicht sicher, ob ich verblüffter darüber bin, dass Chantal die Krallen ausgefahren hat, oder über den Hinweis aufs Kinderkriegen. Kinder? Chris und ich? Er mag Kinder, aber eigene haben, er und ich? Die Vorstellung, ein Kind zu haben, macht mir schreckliche Angst. Ein Kind, das ich lieben würde, das mir binnen eines Wimpernschlags genommen werden könnte, so wie mir meine Mutter genommen wurde? So wie Dylan seiner Familie genommen wurde? Ich glaube nicht, dass ich das kann.
    Amber schnaubt. »Chris als Vater? Das kann ich mir nicht vorstellen. Es sei denn, es ist zu einer drastischen Veränderung gekommen. Er hat immer gesagt, er wolle keine Kinder.«
    Chris sucht sich ausgerechnet diesen Moment aus, um in die Küche zu kommen, und der aufgebrachte Ausdruck in seinen Augen sagt mir, dass er den Wortwechsel mit angehört hat. Er bleibt neben mir stehen, den Arm um die Rückenlehne meines Hockers gelegt. Er drückt sich an mich, und seine Aufmerksamkeit ruht auf mir und nur auf mir. Und ich sehe Bestätigung in seinen Augen. Auch er hat zu viele Menschen verloren, um es zu riskieren, ein Kind zu lieben und zu verlieren.
    Chantal sagt etwas auf Französisch zu Amber, und ich bin mir ziemlich sicher, dass sie versucht, uns einen Moment für uns allein zu verschaffen. Ich nutze die Chance und lege die Finger um Chris’ glattes, frisch rasiertes Kinn. »Ich glaube auch nicht, dass ich die Angst ertragen könnte, ein Kind zu verlieren.« Ich sage es, als hätte er mir bereits erklärt, dass er so empfindet.
    Seine Augen werden weicher, und er sieht erleichtert aus. »Wir scheinen diese Gespräche niemals auf die richtige Weise oder zur richtigen Zeit zu führen.«
    »Es gibt keine richtige Weise, erinnerst du dich? Es gibt nur unsere Weise.« Ich werde mit einem Lächeln und einem Kuss auf die Schläfe belohnt, bevor er sich abwendet und einen Umschlag auf die Theke vor Amber legt. »Das sollte für dein Vorhaben genügen.« Sie greift danach, aber er hält den Umschlag fest, und sie hebt den Blick zu seinen Augen, als er hinzufügt: »Sorg dafür, dass Tristan dann damit einverstanden ist.«
    »Ich kümmere mich um Tristan.« Sie wirkt tatsächlich verlegen, und das ist ganz ungewohnt, weil ich eher Feixen oder Häme von ihr kenne. Ich bin neugierig, was in dem Umschlag ist, und beinahe sicher, dass es sich um Geld handelt.
    Chris lässt den Umschlag los, und sie reißt ihn an sich. »Ich sollte gehen.« Amber nimmt ihre volle Kaffeetasse und stellt sie in die Spüle, dann bleibt sie auf dem Weg zur Treppe neben mir stehen. »Vielleicht können wir bald mal mittagessen gehen.« Es ist keine Frage, sondern eine Feststellung.
    Ich bin mir nicht sicher, was ich von dieser veränderten Einstellung halten soll. Ich meide ihren Blick und weiß, dass es das ist, was Chris will. »Sobald ich mich besser eingelebt habe, können wir uns etwas überlegen.«
    »Natürlich«, antwortet sie. »Richtig. Wenn du dich eingelebt hast.« Dann sieht sie Chris an. »Danke.«
    Er nickt ihr zu, und sie geht die Treppe hinunter. Chantal schaut ihr nach, und wenn Blicke töten könnten, dann würden es ihre tun. Ihr Wunsch, mich zu beschützen, wärmt mich von innen.
    »Sie ist deine
Freundin

,
fragt Chantal Chris.
    Ich verkneife mir ein Lächeln. Während Chris durch seinen unbefangenen Charme Menschen für sich einnimmt, sind die meisten trotzdem eingeschüchtert von diesem subtilen Knistern der Macht, das er verströmt. Kaum jemand traut sich, ihn herauszufordern. Nicht so Chantal. Sie geht kühn so weit, wie andere es nicht wagen würden. Das habe ich schon in der Botschaft bemerkt.
    Chris legt beiläufig einen Arm um meine Schultern. »Mehr so etwas wie eine lästige Schwester.« Er nimmt sich meine Tasse und trinkt daraus.
    »Ihre Schwingungen sind nicht gerade schwesterlich.«
    »Schwingungen?«, frage ich, außerstande, mir ein Grinsen über den amerikanischen Slang zu verkneifen.
    »Sagt ihr Amerikaner das nicht so?« Sie runzelt die Stirn und sagt auf Französisch etwas zu Chris.
    »Ja«, stimmt er auf Englisch zu. Er klingt erheitert. »Das Wort »Schwingungen« würde das Gleiche bedeuten wie das, was du auf Französisch gesagt hast, aber ich bin mir nicht sicher, wie ich es formulieren würde. Aber es ist klar, was gemeint ist.«
    Sie schürzt die Lippen. »Nun, wie gesagt. Ihre Schwingungen kommen nicht gerade rüber wie die einer Schwester.

Weitere Kostenlose Bücher