Hingabe
geklappt.
Wann sehe ich dich?
Was hast du vor?
Lena“
Sie hatte nicht nachgedacht. Sie hatte einfach geschrieben, was ihr in den Sinn kam. In dem Moment, als sie die Mail abschickte, kam ihr genau das in den Sinn. Nicht darüber nachgedacht zu haben.
Aber derzeit lebte sie sowieso in der Gegenwart.
Und in der Zukunft.
Sie genoss das Sitzen in der Sonne und wartete gespannt, ob er sich bei ihr melden würde. Eine Mail. Vielleicht hatte sie Glück und er schrieb ihr, was er mit ihr vorhatte. Aber nichts passierte. Sie hatte es schon fast geahnt. Immer wenn sie darauf hoffte, wenn es fast ihr Wille war, dass etwas passierte, ließ er sie am langen Arm zappeln. Nach einiger Zeit packte sie ihren Laptop zusammen. Erneut hatte sie auf einmal das Gefühl, beobachtet zu werden. Das Gefühl war das Gleiche, was sie bei der Ankunft in Berlin auf dem Flughafen verspürt hatte, was sie auf den Treppen zum Firmensitz in Berlin verspürt und selbst im Konferenzraum dort wahrgenommen hatte. Sie wurde beobachtet. Interessiert – aber auch beschützend.
Lena packte zusammen. Frederick würde mit dem Wagen in einer Viertelstunde da sein, sie würde sich am Nachmittag noch zwei Wohnungen anschauen. Und auf diese beiden war sie sehr gespannt. Sie lagen beide nicht in der City, sondern am Rande vom Viertel Prenzlauer Berg. Szeneviertel. Nicht die nobelste, aber eine der angesagtesten Wohngegenden.
Sie hatte also noch ein wenig Zeit und sie schlenderte ein wenig durch die Sonne, schaute in Schaufenster und versuchte, ein wenig abzuschalten. Langsam kehrten ihre Gedankenzu Marcus zurück.
Sie musste ihn langsam erreichen, ansonsten würde sie seinen besten Freund anrufen und nachfragen. Normalerweise war sie weder ängstlich noch klammernd, aber dieses Verhalten sah Marcus überhaupt nicht ähnlich. Sie nahm ihr Handy und wählte seine Nummer.
Dieses Mal ging sofort seine Mailbox an.
„Marcus, ich mache mir Sorgen. Du meldest dich nicht und gehst auch nicht ans Telefon. Muss ich mir Sorgen machen? Ich bin gerade in Berlin und schau nach Wohnungen. Lena.“
Ob er sich melden würde? Sie würde das Handy anlassen, sie musste Gewissheit haben.
Frederick war – wie nicht anders zu erwarten – auf die Sekunde pünktlich. Er erkundigte sich freundlich nach ihrem Essen und ihrer Pause.
„Dann wollen wir mal zum Prenzlauer Berg fahren. Ist nur eine Viertelstunde, wenn wir keinen Stau haben. Lehnen Sie sich zurück.“
Er war einfach charmant, eine Spur zu sehr Chauffeur und überfreundlich, aber es passte für heute. Und für die Fahrt. Er fuhr sicher und zügig. Lena konnte die Fahrt tatsächlich genießen und sich ein wenig mehr Eindruck von Berlin verschaffen. Richtung Prenzlau wurde es schmuddeliger und nicht mehr so piekfein. Aber es hatte etwas. Charme und Leben. Lebendigkeit und etwas von 24-Stunden-auf-den-Bei-nen. Sie mochte es. So sehr sie immer Hamburg verbunden war und sein würde, sie mochte Berlin in seiner Größe und Vielschichtigkeit sofort.
Die erste Wohnung am Prenzlauer Berg war nicht ihr Geschmack, von der zweiten war sie hellauf begeistert.
Ein renovierter Altbau. Offene Küche mit Gasofen. Ein Balkon mit ein wenig Grün, Platz genug für einen Tisch, zweiStühle, ein paar Blumen, ein Schlafzimmer, das Platz genug für ihren großen Schrank und mindestens eine Kommode bot. Dazu lag die Wohnung im zweiten Stock, war toll geschnitten. Auch die U-Bahn-Haltestelle lag nur wenige Gehminuten vom Eingang der Wohnung entfernt. Sie könnte perfekt sein. Ihr Smartphone tat in Sachen Fotografie der Wohnung gute Dienste, die Maklerin schien von ihr entzückt, zumal die Firma die Provision übernehmen würde. Der Tag in Berlin schien wundervoll zu enden.
„Und wohin möchten Sie jetzt?“
Frederick merkte, dass die Wohnung Lena sehr gefallen hatte.
„Können Sie mir etwas empfehlen? Sie sind doch aus Berlin.“
Frederick schaute in den Spiegel und suchte ihre Augen.
„Es kommt ganz darauf an, was Sie möchten, Frau Zehner.“
„Wenn ich darauf zurückkommen darf, Frederick. Ich bin in den letzten Tagen viel auf den Beinen. Ich möchte heute einfach nur zum Hotel zurück.“
Lena spürte, dass der Tag lang war und auch die Anspannung langsam aber sicher nachließ.
„Sehr wohl. Sie sollten wissen, dass ich Sie fahre, wohin Sie wollen, egal wann. Sollten Sie abends noch Bedarf haben, irgendwohin gefahren zu werden, rufen Sie einfach an. Ich werde dann in einer halben Stunde da sein.“
„Vielen Dank,
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