Hingabe
erreichte.
Sie steuerte auf die Rezeption zu.
„Guten Morgen. Mein Name ist…“
Weiter kam sie nicht. Neben der freundlichen Dame stand ein Mann. Circa 40 Jahre alt, einen Kopf größer als sie, in einem gut sitzenden Anzug. Dunkle kurze Haare, ein markantes Gesicht. Seine Figur verriet, dass er sich mit Sport fit hielt.
Das alles nahm Lena in den zwei Sekunden wahr, als er sie ansprach:
„Sie müssen Lena sein. Herr Dr. von Hagen hat Sie angekündigt und mir einiges erzählt.“ Seine Stimme klang ruhig und tief, seltsam vertraut, fand Lena.
„Mein Name ist Steiner. Michael Steiner. Ich bin der Geschäftsführer hier in Berlin. Und mir verdanken Sie, dass Sie schon so bald hier anfangen können. Oder müssen.“
Seine Stimme hatte einen gewinnenden Ton.
„Kommen Sie, ich bringe Sie in den Konferenzraum.“
Lena ließ sich zum Konferenzraum begleiten. Auf dem Weg dahin, versuchte ihr der Geschäftsführer – Herr Steiner -, den weiteren Ablauf schmackhaft zu machen.
„Ich werde gleich eine Einführung geben, ungefähr zehn Minuten. Anschließend haben Sie Zeit, sich den Kolleginnen und Kollegen vorzustellen. Unsere Idee ist es, dass es anschließend ein paar Kaffeespezialitäten gibt und Sie auch in direkten Gesprächen sich der Mannschaft stellen. Allerdings ganz zwanglos. Es hat sich häufig bewährt, nicht im starren Rahmen zu verweilen. Zumindest geschäftlich. Wäre das in Ihrem Sinne?“
„Ja, das klingt gut.“
Lena schien es tatsächlich eine gute Idee zu sein, auch wenn sie die Ereignisse eher auf eine Reise mitnahmen, als dass sie für die Fortführung der Ereignisse etwas konnte.
Sie gingen gemeinsam in den ersten Stock. Ihr Begleiter merkte, dass sie ein klein wenig zögerte, als sie dem Konferenzraum näher kamen.
„Keine Angst, solange ich da bin, passiert Ihnen nichts.“
Vielsagend und dennoch beruhigend. Durch seinen Tonfall und die Art, wie er es sagte, zweifelte Lena nicht im Geringsten, dass Herr Steiner es genau so meinte, wie er gesagt hatte.
Herr Steiner schob sie sanft in den Konferenzraum. Seine Hand in ihrem Rücken gab ihr ein beschützendes, aber auch bestimmendes Gefühl.
Sie betraten den Raum.
Lenas Bewährungsprobe stand unmittelbar bevor.
Sie gingen an einigen Tischen vorbei, begrüßten den ein oder anderen und hielten schließlich an einem Tisch an. Herr Steiner bot ihr einen Platz an, und sie setzten sich beide.
Als alle da waren, eröffnete Herr Steiner die Besprechung und führte in einigen Minuten aus, wie es bisher in der Berliner Filiale gelaufen war, um nach einiger Zeit zu sagen…
„Und jetzt freuen wir uns, dass Frau Lena Zehner hier die Projektleitung übernehmen wird. Frau Zehner wird sich selber bei Ihnen vorstellen.“
Lena ergriff das Wort. Sie stellte sich dem versammelten Raum vor, nutzte die Tatsache, dass sie sich gestern ausführliehfür das Studium der Unterlagen Zeit genommen hatte. Sie konnte den anwesenden Mitarbeitern zeigen, dass sie bereits wusste, worum es ging, und dass sie nicht wegen ihres bezaubernden Lächelns die Projektleitung übernehmen würde. Sie war eine Frau der Tat.
Kompetent und integer.
Es kamen einige Zwischenfragen, es wurde gescherzt, Lena präsentierte sich kompetent und gleichzeitig sympathisch, konnte einiges beantworten und gleichzeitig aufzeigen, dass sie Wert auf Teamarbeit legte, ohne das Heft komplett aus der Hand zu geben. Delegieren können als Stärke und dabei den Überblick behalten, auch das zeichnete sie aus.
Herr Steiner schloss die Einführung nach einer Dreiviertelstunde.
„Und nun können Sie während eines Cappuccinos oder einer anderen Kaffeespezialität Frau Zehner noch ein wenig auf den Zahn fühlen.“
Obwohl Lena normalerweise nicht scharf darauf war, so im Mittelpunkt zu stehen, machte sie gute Miene zu angesagtem Spiel. Im Smalltalk stand sie einigen Kollegen Rede und Antwort, ihr entging nicht, dass sie bisweilen verstohlen gemustert wurde, was wiederum auch völlig klar war. Sie würde einen gestandenen Kollegen ablösen, bei einer solchen plötzlichen Umbesetzung war eine gesunde Skepsis der Mitarbeiter normal.
Aber sie spürte nicht nur verstohlene Blicke. Von Zeit zu Zeit registrierte sie, dass sie ganz intensiv von einem Paar Augen gescannt wurde.
Sie war jedoch nicht in der Lage, zu erkennen, von wem sie mit den Augen förmlich ausgezogen wurde. Sie konnte sich auch nicht direkt umdrehen, um den potentiellen Voyeur zu identifizieren.
Dazu war es auch kein
Weitere Kostenlose Bücher