Hingebungsvoll
lenkte ihn von seinen Gedanken ab. Sofort standen die feinen Haare in seinem Nacken zu Berge und eine Gänsehaut überzog seine Arme.
Vivian bekam davon nichts mit. Freudestrahlend tanzte sie vor einem der Zwinger auf und ab. „Das ist Tuco. Ist er nicht wundervoll?“, fragte sie über ihre Schulter. Edgar sah sich lediglich zu einem erstickten Geräusch fähig, das alles hätte bedeuten können.
Die Tür des Verwaltungsgebäudes ging auf und heraus kam Spencer. Edgar hatte den Mann schon öfter am Club gesehen, wenn er Vivian abgeholt hatte und genau wie Dale konnte er ihn nicht leiden.
Sein Blick wanderte wieder zu dem bellenden Ungetüm. Spencer sprach mit Vivian und erwähnte irgendetwas von Papieren. Sie nickte Edgar zu und folgte ihm dann zurück ins Gebäude. Vorsichtig machte Edgar einen Schritt auf den Zwinger zu und beäugte den Hund kritisch. Bei der Vorstellung, wie Dale reagieren würde, wenn er den Hund sah, konnte er sein Grinsen beim besten Willen nicht mehr unterdrücken. Tuco saß auf seinem enormen Hinterteil und wischte mit dem Schwanz vergnügt durch den Staub auf dem Boden.
Kein Wunder, dass Vivian Edgar gebeten hatte, sie zu begleiten. In ihrem kleinen Wagen hätte das Monstrum niemals Platz gefunden.
Mit der Post unter dem Arm durchquerte Dale die Halle. Draußen ging die Sonne unter und bald würde das Aviditas seine Pforten öffnen. Er nickte Edgar, der bereits an der Theke beschäftigt war, flüchtig zu und stieg die Stufen zum Privatbereich hoch.
Verunsichert warf er einen Blick über die Schulter. Edgar wirkte merkwürdig belustigt. Da! Hoben sich seine Mundwinkel etwa gerade? Doch der Barkeeper drehte den Kopf weg und Dale zuckte mit den Achseln – vermutlich hatte er sich getäuscht.
Mit dem Fuß stieß er die Tür auf und blätterte durch den Stapel Briefe. Wie immer war der Großteil der Briefe für Julian. Vielleicht sollte er Julians Post demnächst direkt Katie aushändigen, dann würde sie wenigstens erledigt werden. Er grinste und sah weiter auf den Stapel in seiner Hand.
Plötzlich ertönte ein Geräusch, als würde jemand mit großer Gewalt einen Holzscheit zerteilen. Dale zuckte zusammen und ließ vor Schreck die Briefe fallen. Vor ihm im Flur stand ein- Er hatte keine Ahnung, was es war.
Langsam wich er zurück, doch da spürte er schon die Wand im Rücken. Wieder das Geräusch, wie splitterndes Holz oder ein auf den Boden aufschlagender Betonklotz. War das etwa ein Bellen?
Was auch immer „Es“ war, es begann, seelenruhig über die am Boden liegenden Briefe zu lecken. Fassungslos sah Dale zu, wie das Monster vor ihm seine offensichtliche Vorliebe für Papier auslebte.
Er machte einen Schritt auf das riesige Bündel Fell zu und versuchte, es mit einer Handbewegung zu verscheuchen. „Geh da weg! Nein! Nein, hör auf damit! So ein Mist!“
Der Hund hob den Kopf und legte ihn schräg. Ein langer Speichelfaden tropfte auf den Flurboden und Dale warf frustriert die Hände in die Luft.
In diesem Moment tauchte Vivian am anderen Ende des Flurs auf und rief erleichtert: „Tuco, da bist du ja!“
Entgeistert sah Dale zwischen ihr und dem Monstrum hin und her. Vivian blieb neben dem Untier stehen, tätschelte es und strahlte Dale an.
„Was ist das ?“, wollte er von ihr wissen.
„Das ist Tuco.“ Ihre Stimme klang amüsiert.
„Erstens: Was ist das für ein beknackter Name. Zweitens: Was genau ist Tuco denn?“
Vivians Lächeln verschwand und machte Empörung Platz. „Tuco ist ein Tibetanischer Mastiff-Mischling.“
Dale grinste. „Ach, das soll ein Hund sein? Er beäugte Tuco und fragte dann: „Ein Mastiff mit was denn bitte gemischt? Einem explodierten Wollgeschäft?“
Vivian machte einen Schritt auf Dale zu und wies mit dem Finger auf ihn. „Mach dich nicht über ihn lustig! Tuco hat es nicht leicht gehabt und er lässt sich nicht gern das Fell pflegen. Wir arbeiten daran.“
Sie sah zu dem Hund und ihre Züge wurden wieder weich, als sie begann, das Tier hinter den Ohren zu kraulen. Zumindest nahm Dale an, dass dort die Ohren waren. Wenn er ehrlich war, konnte er hinten kaum von vorne unterscheiden. Außerdem war Tuco wirklich riesig. Er reichte Vivian, die ohnehin schon klein war, fast bis zu den Brüsten, was sie noch zerbrechlicher wirken ließ.
„Sag Tuco bitte, dass er aufhören soll, die Post zu essen.“
Mit einem Seufzen bückte Vivian sich und sammelte die Briefe auf. Sie reichte Dale den Stapel, der ihn mit spitzen
Weitere Kostenlose Bücher