Hingebungsvoll
seinem Büro gewesen war.
Sie grinste ihn an und sah dabei gleichzeitig verlegen aus. „Nicht so richtig. Ich verstecke mich gerade vor Edgar. Aber ich habe einen Grund hier zu sein: Zwei Anrufe für dich.“
Julian seufzte innerlich. So wie es schien, kam er langsam nicht mehr darum herum, in den Beziehungsstreit gezogen zu werden. „Ärger im Paradies?“, erkundigte er sich vorsichtig und schob, um sich selbst zu beruhigen, einige Dinge auf seinem Schreibtisch herum.
Erica zog eine Schnute. „Könnte man so sagen. Aber ich weiß selbst nicht so richtig, was das genaue Problem ist. Also, ich habe eine Ahnung, aber-“ Sie brach ab und biss sich auf die Unterlippe.
Julian fühlte sich hilflos. „Beziehungen, was?“
Erica nickte und strich ihre pechschwarzen Haare nach hinten. Selbst ihre Augen wirkten unfassbar dunkel, beinahe schwarz. Julian war schon ein Dutzend Mal versucht gewesen, sie zu fragen, ob sie farbige Kontaktlinsen trug.
„Aber ich bin eigentlich nicht hier, um zu jammern. Ich habe nur die Gunst der Stunde genutzt, um die paar Minuten sinnlos, aber in Frieden vor mich hinzustarren. Deine Großmutter hat schon wieder angerufen und verlangt nach einem Rückruf. Außerdem ein gewisser Seth Presley-“ Sie machte eine Pause und sah Julian mit hochgezogener Augenbraue an.
Er verdrehte die Augen und beendete den Satz für sie. „Der Dritte. Seth Presley III. – ich kann es nicht glauben! Was wollte er denn?“
„Außer seinen Titel immer wieder zu betonen? Keine Ahnung, aber ich hatte nicht den Eindruck, dass er so oft mit dem gewöhnlichen Fußvolk spricht.“
Julian musste über diese sehr präzise Beschreibung lachen. „Da könnte etwas dran sein, Dale und ich kennen ihn vom College. Ich möchte auch betonen, dass wir ihn lediglich kennen, wir waren weder Freunde noch Bekannte. Er war damals ein ziemlicher-“
Er suchte nach dem richtigen Wort, doch Erica kam ihm zur Hilfe: „Idiot? Trottel? Aufgeblasener Blödmann?“
Julian versuchte gar nicht erst, sein Grinsen zu unterdrücken. „So in etwa, aber vielleicht hat er sich ja in der Zwischenzeit geändert.“
Erica schnaubte verächtlich. „So, wie er am Telefon mit mir geredet hat, wage ich das stark zu bezweifeln. Aber wie auch immer, jedenfalls hat er mir mit sehr vielen Worten gesagt, dass er sich wieder melden wird.“
„Großartig, das hat mir gerade noch gefehlt. Ich kann mir nicht einmal vorstellen, was er von mir wollen kann. Obwohl, jetzt wo du es sagst, ich glaube, er hat hier schon mal angerufen. Ich habe es mir irgendwo aufgeschrieben, glaube ich. Sollte ich nicht Dale etwas von ihm ausrichten?“ Julian tippte sich mit dem Zeigefinger gegen das Kinn und spekulierte darüber, wie groß die Wahrscheinlichkeit war, die Notiz in dem Chaos auf seinem Schreibtisch zu finden.
„Vielleicht möchte er ein Autogramm vom großen Künstler?“, schlug sie vor.
„Das wäre schön – dann könnte ich ihm eins per Post schicken.“
Erica machte Anstalten, sich zu erheben und Julian sagte: „Wenn du magst, kannst du gern noch etwas länger hier bleiben und dich verstecken.“
Sie winkte ab. „Lass mal, aber danke für das Angebot. Ich werde so sicherlich schon genug Ärger bekommen.“ Ihr Zwinkern bei diesen Worten ließ Julian prompt erröten. Er wollte sich lieber nicht vorstellen, was sie damit meinte und war dankbar, dass Katie keinen Wert darauf legte, von ihm übers Knie gelegt zu werden.
Beim Anblick seiner verlegenen Miene lachte Erica und schlenderte zur Tür.
Nachdem sie verschwunden war, überlegte Julian kurz, bevor er zum Telefon griff. Die Nummer kannte er auswendig, sie hatte sich in all den Jahren nicht geändert.
„Das wurde aber auch Zeit.“
Verblüfft nahm Julian das Telefon vom Ohr und betrachtete es. Dann räusperte er sich. „Woher wusstest du, dass ich es bin, Grandma?“
„Auch in San Francisco gibt es Anruferkennung. Wir haben sogar fließendes Wasser und Internet!“
Julian lachte, den Tadel hatte er sich verdient. Ihr Tonfall wurde merklich weicher. „Von euch beiden hört man wirklich keinen Piepton. Aber ich bin froh, dass ich dich an den Hörer bekommen habe, du bist viel redseliger als deine Schwester.“
Er verzog das Gesicht; in einer halben Stunden würde er sich um Kopf und Kragen geredet haben, das ahnte er jetzt schon. Seine Großmutter war eine wahre Meisterin, wenn es darum ging, anderen Leuten Informationen zu entlocken.
„Wie geht es euch?“
Eine
Weitere Kostenlose Bücher