Hinreißend untot
nicht zu beobachten.
»Ich verstehe das nicht ganz«, sagte ich nach einer Weile. »Sie haben Waffen …« Das war eine ziemliche Untertreibung. »Warum verlassen Sie sich nicht darauf?«
Mac antwortete, während sein Blick auf Pritkins Rücken gerichtet blieb und er eine kurze Pause einlegte, um etwas Blut wegzuwischen. »Mit gewöhnlichen Waffen kann man gegen die Feen kaum etwas ausrichten. Man braucht magischen Kram, um sich gegen das durchzusetzen, was sie einem entgegenwerfen. Aber wie John schon sagte: Im Feenland funktioniert unsere Magie nicht.« Er setzte das Tätowieren fort, und diesmal zuckte Pritkin kurz zusammen. »Zumindest der größte Teil davon. Und die wenigen Dinge, die doch funktionieren, bleiben uns leider verwehrt.«
»Welche Dinge?«
»Oh, dies und das«, sagte Mac, und sein kleines Werkzeug summte, während es durch Pritkins Haut stach. Er wandte sich kurz einem großen Grimoire zu, das auf dem Stuhl neben ihm lag, und murmelte dann etwas über dem teilweise fertiggestellten Tattoo. Ein Glühen erfasste das Bild und verschwand sofort wieder. Mac brummte zufrieden und setzte die Arbeit fort. »Eine echte Hilfe wären Nullbomben. Aber die sind schwer aufzutreiben, und es läuft auf ein Todesurteil hinaus, sie ohne Genehmigung zu benutzen. Und selbst wenn wir bereit wären, ein Risiko einzugehen: Aus irgendeinem Grund traut uns der Schwarzmarkt nicht – vermutlich deshalb, weil wir die Leute über Jahre hinweg aus dem Geschäft gedrängt haben.«
»Was sind Nullbomben?«
»Ziemlich üble Dinger, aber gut zu gebrauchen, wenn man es mit Magie zu tun bekommt, gegen die man sich nicht wehren kann. Niemand weiß, wer sie erfunden hat; es gibt sie seit Jahrhunderten. Dunkle Magier nehmen einen Nuller – einen mit der Fähigkeit geborenen Magier, Magie zu neutralisieren – und verstauen seine Lebenskraft in einer Kugel. Der betreffende Magier stirbt, doch die Fähigkeiten seines ganzen Lebens werden gewissermaßen zu einem sehr wirkungsvollen Paket zusammengeschnürt. Wenn es explodiert, hört für eine Weile alle Magie auf oder spielt verrückt, auch im Feenland. Die Dauer hängt von der Stärke des Nullers ab, und davon, wie viele Lebensjahre ihm noch blieben, als ihm seine Kraft genommen wurde.«
»Interessant.« Ich fühlte vage Übelkeit in mir aufsteigen. »Wie sehen Nullbomben aus?« Ich achtete darauf, nicht zu meiner Reisetasche zu sehen, die neben dem Kühlschrank unschuldig auf dem Boden stand. Ich glaubte, ruhig und wie beiläufig gesprochen zu haben, aber etwas in meiner Stimme musste Pritkin aufgefallen sein, denn er drehte plötzlich den Kopf zu mir. »Warum?« Die Augen waren zusammengekniffen, aus Schmerz oder Misstrauen. Nur eine dünne grüne Linie zeigte sich durch die hellen Wimpern. Ich zuckte mit den Schultern. »Nur so. Bei Tony lagen Waffen aller Art herum. Vielleicht habe ich eine Nullbombe gesehen.«
Mac schüttelte den Kopf und blieb auf Pritkins Rücken konzentriert. »Das halte ich für unwahrscheinlich, Schätzchen. Solche Bomben kosten ein Vermögen, denn es gibt nur wenige Nuller, die stark genug für eine sind, und sie werden streng bewacht. Die meisten heutigen Nullbomben stammen aus vergangenen Jahrhunderten. Vor der Waffenruhe haben Vampire Nuller gejagt, was der Grund dafür ist, warum heute kaum mehr welche existieren. Für den Aufbau der Vampirarsenale wurden die meisten getötet und ganze Familien ausgelöscht.«
»Du hast also nie eine solche Bombe gesehen?«
»Oh, im Lauf der Jahre sind mir einige unter die Augen gekommen. Der Kreis kauft jede, die er kriegen kann – damit sie nicht den Vampiren in die Hände fällt. Dreiundsechzig erwarb Donovans Auktionshaus eine in London. Es gefiel dem Kreis nicht sonderlich, als unser erstes Angebot abgelehnt und eine öffentliche Auktion veranstaltet wurde, aber der alte Donovan wies darauf hin, so etwas sei völlig legal. Die betreffende Bombe war sehr alt – ich habe sie untersucht und sie mindestens aufs zwölfte Jahrhundert datiert. Damals gab es natürlich keine Gesetze gegen ihre Herstellung.« Mac unterbrach sich, betupfte die Tätowierung und verzog das Gesicht, als er sah, wie viel Blut sein Lappen bereits aufgenommen hatte. »Was hältst du von einer kleinen Verschnaufpause?«, fragte er Pritkin.
»Nein. Bring’s zu Ende.« Pritkin biss die Zähne zusammen, doch sein Blick galt mir. Der Argwohn in seinen Augen gefiel mir nicht.
»Was geschah bei der Auktion?«, fragte ich und hoffte, das Mac
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