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Hinreißend untot

Hinreißend untot

Titel: Hinreißend untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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Vorstellung, mich aufzusetzen, erschien mir verrückt, und deshalb blieb ich liegen und dachte nach, während sich Mac um Pritkin kümmerte. Das war ein verrückter Tag, selbst im Vergleich zu einigen anderen denkwürdigen Erfahrungen in der Vergangenheit. Vielleicht brauchte ich deshalb so lange, um etwas herauszufinden.
    Den ganzen Tag über hatte ich seltsam auf Männer reagiert. Normalerweise fielen mir attraktive Typen ebenso auf wie jeder anderen Frau, aber ich hatte im Lauf der Jahre gelernt, auf eine distanzierte Art und Weise zu bewundern und dann zur Tagesordnung überzugehen. Auf der Flucht zu sein bedeutete: Jeder Bursche, mit dem ich mich einließ, geriet als Dreingabe in Lebensgefahr. Ich wollte nicht, dass jemand wegen mir getötet wurde, und deshalb hielt ich mich von interessanten Männern fern. Und Übung macht den Meister, hieß es.
    Bei Casanova und Chavez war es mir schwer gefallen, mich zu konzentrieren. Na schön, sie waren beide echte Knaller und außerdem auch noch von Inkuben besessen. Ich nahm an, dass meine Reaktion in ihrer Nähe der jeder anderen heterosexuellen Frau entsprach – solche Burschen waren einfach zum Anbeißen. Aber bei Pritkin sah die Sache ganz anders aus. Ich fand ihn unerträglich, und zwar seit unserer ersten Begegnung, und bis zu diesem Tag hatte ich ihn auch nicht für attraktiv gehalten. Na schön, ich war bereit zuzugeben, dass er einen guten Körper hatte und dass auch sein Gesicht nicht übel war, wenn es einmal nicht den üblichen finsteren Ausdruck trug. Das Haar brachte ihm ganz klar einen Minuspunkt an – es sah aus wie mit einer Motorsäge gestylt –, aber niemand war perfekt. Wie auch immer, Pritkin war eindeutig nicht mein Typ. Ich hatte mich nie zu Blonden hingezogen gefühlt, erst recht nicht von der mörderischen Sorte, bei denen mein Name auf der Abschussliste stand. Und doch hatte ich ganz plötzlich richtig Lust auf ihn. Voller Elend setzte ich mich auf und fing den Waschlappen, bevor er mir in den Schoß fiel. Hatte Mircea an dem
Geis
herumgepfuscht, weil er mich dazu bringen wollte, das Ritual zu vervollständigen? Ich wusste, dass er dazu imstande war; immerhin hatte er den Zauber zuvor so modifiziert, dass er Tomas an seiner Stelle akzeptierte. Vielleicht konnte er den
Geis
so verändern, dass noch andere Partner infrage kamen – viel mehr, nach dem heutigen Tag zu urteilen. Ich hob die Hände vor die Augen, als ein Schmerz von anderer Art mich durchzuckte. Die Vorstellung, dass sich Mircea nicht darum scherte, wer das Ritual zum Abschluss brachte, solange ich dadurch nur zur Pythia wurde, war wie eine kalte Faust in meiner Brust. Nach einigen weiteren Momenten zog ich mich am Tätowierungstisch hoch, und erstaunlicherweise protestierte mein Körper nicht. »Könnte Mircea den
Geis
verändert haben?«, fragte ich und war stolz darauf, dass es mir gelang, meine Stimme ruhig klingen zu lassen.
    Inzwischen war auch Pritkin auf die Beine gekommen und hatte außerdem sein Shirt übergestreift. Er sah mich an und wandte den Blick dann schnell ab. »Wohl kaum.«
    »Würde mir bitte jemand erklären, was zum Geier gerade passiert ist?«, fragte Mac.
    »Warum bin ich dann plötzlich auf jeden Typen scharf, der mir über den Weg läuft?«
    Pritkin starrte an die Wand hinterm Kühlschrank, und ich beschloss, mir daran ein Beispiel zu nehmen, nachdem ich mir den vorderen Teil seiner Jeans angesehen hatte. »Der Schmerz wurde vom
Geis
verursacht, der einen unautorisierten Partner von Ihnen fernhalten wollte«, sagte er. »Seine Aufgabe besteht nicht darin, Sie zu jemandem zu führen.«
    Erleichterung durchströmte mich, so stark, dass mir die Knie weich wurden. Mit beiden Händen hielt ich mich am Tisch fest und bemühte mich, nicht wie ein Idiot zu grinsen. Nach einigen Sekunden gewann ich den Kampf. Vielleicht hatte Mircea mich nicht manipuliert – zumindest diesmal nicht –, aber ich hatte trotzdem ein Problem. »Was ist geschehen?«
    »Ich … weiß nicht genau.« Pritkin atmete tief durch und schloss die Augen. Nach einigen Sekunden verschwanden die roten Flecken von seinen Wangen. »Ist während des Rituals etwas schiefgegangen?«
    »Bei welchem Ritual?« Mac versuchte zu verstehen, hatte jedoch Schwierigkeiten damit. Mir war es den ganzen Tag so gegangen. »Beim Transferritual«, sagte ich. »Es bestimmt die neue Pythia. Keine Ahnung, wie man es nennt. Agnes leitete es ein, aber sie meinte, ich müsste, äh …« Ich sprach den Satz nicht zu Ende,

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