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Hinreißend untot

Hinreißend untot

Titel: Hinreißend untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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ich bin echt geschlaucht. Ich will dich nicht nerven …«
    »Seit wann?«
    »Sehr komisch, Cass. Ich habe den halben Tag damit verbracht, dir wichtige Informationen zu beschaffen …«
    Ich war zu müde für den üblichen Kram. »Na schön, nimm dir, was du brauchst. Aber anschließend kehrst du ins Dante’s zurück und bringst Casanova eine Nachricht von mir.«
    »Vielleicht kann er mich gar nicht hören«, wandte Billy ein.
    »Manche Dämonen sind nicht dazu imstande, wenn sie im Körper eines Menschen stecken.«
    »Dann lässt du dir etwas einfallen.« Ich erinnerte mich an Casanovas frühere Reaktion auf Billys Präsenz und war ziemlich sicher, dass er ihn hören konnte. Und selbst wenn nicht, ich wollte nicht zulassen, dass sich Billy vor dieser Sache drückte. Casanova musste die Fallen, die ich ihm geschickt hatte, an einem sicheren Ort unterbringen. Andernfalls würden die überall herumschnüffelnden Magier sie finden, und ich bezweifelte, dass er sich dann mit einer Lüge herauswinden konnte. Es sei denn, er schob mir den Schwarzen Peter zu, wodurch der Kreis einen weiteren Nagel für meinen Sarg bekam. Und vielleicht auch noch irgendwelche Wunderwaffen, die eventuell in den Kästchen steckten. Ich seufzte. Vielleicht wäre es besser gewesen, sie zu behalten.
    Billy machte sich auf den Weg, nachdem er sich einen ziemlich großen Happen Kraft von mir genommen hatte, und ich drehte mich für ein dringend benötigtes Nickerchen auf die Seite. Stattdessen bekam ich die Desorientierung, die einem Zeitsprung vorausging. Ich versuchte, eine Warnung zu rufen und Mac daraufhinzuweisen, dass ich verreiste, aber Dunkelheit sprang heran und packte mich.
    Meine Knie machten Bekanntschaft mit einem weiteren harten Boden, der diesmal aus Marmor bestand, und mein Kopf stieß mit einem hörbaren Knacken gegen etwas. Ein grünlicher Schleier wogte vor meinen Augen, und ich blinzelte mehrmals, um besser zu sehen. Das Grün stammte von einer Porphyrvase, größer als ich und mit Griffen in Gestalt grinsender Gorgonenhäupter. Einige Sekunden blieb ich dahinter liegen und sah zu den hässlichen Gesichtern hoch, während Kopf und Knie um den Titel für die am meisten in Mitleidenschaft gezogene anatomische Region rangen. Doch der Marmor unter meinen nackten Beinen war kalt, und ich hielt es nicht für besonders klug, im Freien herumzuliegen. Ich brachte mich in eine sitzende Position, wobei ich mich am Sockel der Vase abstützte, und sah mich um. Ich befand mich in einer Nische und blickte in einen großen, runden Raum. Goldene Linien durchzogen den dunkelgrünen Marmorboden und bildeten unter einem riesigen Kronleuchter von einem Kernpunkt ausstrahlende Linienmuster. Drei weitere nicht minder eindrucksvolle Kronleuchter erhellten eine breite, bogenförmige Treppe; ihre Kristalle schickten ein Funkeln und Glitzern nach unten.
    Leute kamen im Licht der Kerzen an mir vorbei, umhüllt von Satin. Männer in Fracks begleiteten Frauen, die kostbaren Schmuck zur Schau stellten. Brokat und glitzernde Seide wetteiferten um Aufmerksamkeit. Fächer und Kleider tanzten in einem Kaleidoskop aus Farben und Bewegung, das meine Kopfschmerzen nicht unbedingt linderte.

Sieben
    Die Aufmachung der meisten Gäste ähnelte jener, die ich im Theater des Jahres 1888 gesehen hatte, aber ich bemerkte auch einige exotischer gekleidete Personen, unter ihnen ein afrikanisches Stammesoberhaupt, mit genug Gold behangen, um einen kleinen Staat zu kaufen, und einen Burschen in einer Toga. Es sah nach einem Kostümfest aus, aber ich wusste es besser. Ich zog die Beine an und zwängte mich so weit wie möglich in die dunkle Nische. Als Versteck taugte sie nicht viel, wenn man die Natur der meisten anwesenden Personen bedachte. Voller Ehrfurcht schaute ich mich um – nie zuvor hatte ich so viele Vampire an einem Ort gesehen.
    Dann fiel mir etwas noch Seltsameres auf. Eine durchscheinende Gestalt – so transparent, dass sie fast unsichtbar war – glitt an einer Wand entlang. Sie verschmolz so gut mit dem Schatten abseits der Kronleuchterlichts, dass ich für einen Moment an meiner Wahrnehmung zweifelte. Dann kam sie an einem Gemälde vorbei, das im Lauf von Jahrzehnten oder Jahrhunderten so dunkel geworden war, dass man die dargestellten Objekte nicht mehr erkennen konnte, und daraufhin sah ich die Gestalt deutlicher: eine amorphe Säule aus pastellfarbenem Schillern. Zuerst hielt ich die Erscheinung für einen Geist, doch die einzigen erkennbaren Merkmale

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