"Hinsetzen, anschnallen, Klappe halten!" - die unglaublichsten Mitfahrgeschichten
Arschloch«, zischt er. »An der nächsten Raststätte kannst du mich eigentlich absetzen, Karsten. Mein Kumpel hat mich aus dem Team für die Lan-Party geschmissen. Nur weil ich einen von den Orks nicht erwischt hab.«
Petra
Kann ja mal passieren
Treffpunkt Bahnhofsplatz Herne. Ich warte mit Conny, der Fahrerin, vor ihrem Auto auf den zweiten Mitfahrer nach Heidelberg. Schließlich kommt ein jüngerer Mann eilig angelaufen. Er stellt sich als Stefan vor und steigt gleich hinten ein.
»Sag mal, wolltet ihr nicht zu zweit kommen?«, fragt Conny.
Stefan sagt nichts, sieht aber aus, als hätte er eins über den Kopf bekommen.
»Hast du am Telefon nicht was von deiner Tochter gesagt?«
Langsam kommt wieder Leben in unseren Mitfahrer, und er schlägt sich die Hand vor die Stirn: »Scheiße! Ich hab meine Tochter vergessen!«
»Wie, vergessen?«, frage ich.
»Verdammt, sie wartet seit einer Stunde im Kindergarten auf mich. Wenn das meine Frau erfährt!«
Petra
Reisetauglichkeit: durchgefallen
Der Fahrer mit den Rastalocken nimmt es gelassen, als Mitfahrerin Rebekka zum zweiten Mal gequält bittet, die nächste Raststätte anzufahren.
»Geht’s dir nicht gut?«, will er wissen.
»Ich …«, sie flüstert in der Hoffnung, dass nicht alle im Auto es mitbekommen, »ich hab total schlimmen Durchfall. Keine Ahnung, warum.«
Sie bleibt ewig fort und kommt ziemlich bleich und elend zurückgewankt, lässt sich in den Sitz fallen, und weiter geht die Fahrt.
Nur wenige Minuten später rutscht sie schon wieder nervös hin und her. Ein Spielchen, das sich insgesamt noch viermal wiederholt. Rebekka sieht aus wie eine Leiche und tut uns allen wirklich leid.
»Jetzt geht’s langsam wieder«, seufzt sie etwa fünfzig Kilometer vor dem Ziel erleichtert.
Dafür drängt jetzt mein Nebenmann auf einen raschen Halt. »Sorry, aber jetzt fängt’s bei mir an.«
Die Hoffnung, von der verlorenen Zeit noch etwas wieder reinholen zu können, haben wir ohnehin längst aufgegeben.
Petra
Führerscheinklasse: b-schränkt
Auf der Autobahn von München nach Heidelberg. Ich teile mir die Rückbank mit zwei anderen Frauen, während vorne die Männer sitzen. Unser Fahrer, Nick, fühlt sich mit seinem sportlich aufgemotzten silbernen Audi A3 ziemlich cool. Lässig lässt er während der Fahrt sein Fenster herunter und spuckt seinen Kaugummi aus. Der Schuss geht nach hinten los, das klebrige Corpus Delicti landet in den Locken von Mitfahrerin Bella.
Wir steuern die nächste Raststätte an, doch nichts hilft außer großflächigem Herausschneiden, sodass der Lockenkopf etwas asymmetrisch aussieht.
Während wir anderen am Ende der Fahrt brav unseren Obolus entrichten, bekommt das Opfer der Kaugummiattacke Geld obendrauf.
Für einen Friseurbesuch.
Nina
Bei Humor hört der Spaß auf
»Und woher kennt ihr euch?«, will Alex, unser Fahrer, wissen. Ich kenne die beiden anderen nicht, die mit mir die Rückbank teilen, weiß nur, dass sie Kommilitoninnen sind. Simone studiert Linguistik, Daniela Germanistik.
»Witzig. Ich studiere auch Germanistik. Welches Semester seid ihr?«, fragt Alex.
»Fünftes«, antworten beide im Chor.
Sie unterhalten sich über Literatur und Vorurteile gegenüber Geisteswissenschaftlern und was man später anfangen will mit diesem Studium. Ich kann das gut nachempfinden, mir ist aber nicht nach Diskussionen. Der Beifahrerin offensichtlich auch nicht. Sie ist irgendwann in ihrem Sitz gähnend zusammengesackt, und gelegentliche Schnarchgeräusche verkünden, dass sie schläft. Anlass für Simone, auf die holde Schläferin zu deuten und spöttisch zu grinsen. »Das ist aber mal’ne komische Tussi, oder? Eine Frisur wie ein angeschossener Pudel und stumm wie ein Stein.«
Daraufhin stotternd der vorher so eloquente Alex: »Äh, also … Nun ja …, das ist meine Freundin.«
Petra
Nicht ganz dicht
Es ist ein eher ungewöhnlicher Passagier, den ich auf einer Fahrt von Heidelberg nach Ludwigsburg erlebe. Denn eine alte Dame sitzt vorne neben dem Fahrer – diesen Platz hatte deren Tochter reserviert, die die Mitfahrgelegenheit organisierte, und ebenfalls vereinbart, dass ihre Mutter am Ziel dem Enkel übergeben würde. Mit anderen Worten: Micha, dem Fahrer, obliegt für die nächsten Stunden so eine Art Rundumbetreuung.
»Ist Ihnen kalt?«, fragt er irgendwann. Schließlich weiß man, dass alte Leute leicht frieren.
»Ja, so ein kleines bisschen wärmer dürfte es schon sein«,
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