"Hinsetzen, anschnallen, Klappe halten!" - die unglaublichsten Mitfahrgeschichten
platzen und lacht dann kurz auf. »Die Kerle, o Mann, Alter.«
Etwa eine Viertelstunde später sind wir auf der Autobahn. Ich döse vor mich hin, kann aber nicht schlafen, weil der Wagen so ruckelt. Birte niest, und schon fragt Wulf besorgt: »Alles okay? Fühlst du dich krank und willst mal kurz anhalten?«
»Anhalten, wieso? Hab doch nur geniest!« Birte schaut ihn genervt an.
»Na ja, oft kann man beim Niesen nicht mehr richtig lenken, weil man automatisch die Augen schließt. Das ist schließlich gefährlich, und deshalb dachte ich …«
Bevor er uns mitteilen kann, was er denkt, unterbricht ihn Anna. »Also, Junge, jetzt komm mal wieder runter. Was bist du denn für ein Hypochonder?«
»Okay, okay, ist ja schon gut«, erwidert Wulf.
Als wir in München sind, öffnet Birte an einer roten Ampel zum Lüften das Fenster und schließt es wieder, als die Ampel auf Grün umspringt. Eine kleine Fliege hat sich in den Wagen verirrt und summt.
»O Gott«, schreit Wulf, »halt schnell an!«
»Was ist jetzt schon wieder los?«, mischt sich Anna ein. »Tickst du nicht ganz sauber?«
Panisch dreht Wulf sich zu ihr um. »Möchtest du vielleicht sterben, weil Birte sich an einer Fliege verschluckt und die Kontrolle über den Wagen verliert?«
Petra
Voll beladen
»Ist da noch Platz für unseren Hasen?«
Hase von Bord
Es ist ein sonniger Septembermorgen, und ich warte am Stuttgarter Hauptbahnhof auf drei Mitfahrerinnen. Rund um den Bahnhof haben sich Menschenmengen versammelt, die gegen »Stuttgart 21« protestieren.
Es klopft an der Scheibe, zwei Mädels sind eingetrudelt, die sich als Silke und Bibi vorstellen. Wenn jetzt noch Claudia kommt, sind wir startklar.
Kurz darauf fährt ein Wagen vor, aus dem ein Pärchen steigt. Er, etwa Anfang 20, grinst übers ganze Gesicht, sie, um die 30, winkt uns zu. »Hi,
fahrt ihr nach Duisburg? Ich bin Claudia.« Wir schütteln reihum die Hände, und ich freue mich, dass alle Mitfahrerinnen ausgesprochen nett zu sein scheinen.
Claudia will sich gerade von ihrem Begleiter verabschieden, als der sich nervös die Hände reibt. »Du, ich habe im Auto noch was für dich«, sagt er und eilt zurück zu seinem Wagen, öffnet den Kofferraum und wühlt darin herum. Wir staunen nicht schlecht, als er wenig später mit einem überdimensionalen Stoffhasen ankommt und, stolz wie ein Jäger, der einen Zehnender geschossen hat, Claudia das graublaue Ungetüm in die Arme drückt. Sie bemüht sich sichtlich, ihr Entsetzen zu verbergen, und bringt ein gequältes »Wow, das ist aber lieb von dir, danke« heraus.
Silke, Bibi und ich drehen uns weg, werfen dem Hasenmann einen flüchtigen Abschiedsgruß zu und verziehen uns ins Auto, um endlich in das überfällige Gelächter auszubrechen.
Kurz darauf kommt Claudia, setzt sich neben mich und drückt den Hasen zwischen die beiden anderen auf den Rücksitz, wo sie ihn kichernd anschnallen.
Claudia verdreht die Augen. »O Gott, ich fasse es nicht.«
Ich starte den Motor, und wir brausen Richtung Autobahn, vorbei an dem winkenden Hasenüberbringer. Als er außer Sichtweite ist, erklärt Claudia uns die Geschichte. »Mann, Mädels, ich sage euch, so ein bescheuerter Typ ist mir lange nicht mehr untergekommen.«
»Wieso? Ist das nicht dein Freund?«, fragt Silke.
»Gott bewahre!« Claudia schüttelt sich vor Lachen. »Ich habe nur die Nacht mit ihm verbracht. Und selbst das war schon reichlich …«
Je mehr sie erzählt, desto ausgelassener werden wir. Wir erfahren, dass sie eine Woche bei einer Freundin in Stuttgart zu Besuch war und den Hasenmann gestern Abend auf einer Afterworkparty kennengelernt hat. »Er war ja ganz süß, aber ansonsten …« Immerhin sorgte eine halbe Flasche Tequila offenbar dafür, dass sie mit ihm nach Hause ging. »Ich meine, Leute, ich bin Single und wollte meinen Spaß. Doch der dachte wohl, wir sind jetzt zusammen für immer und ewig. Heilige Scheiße!«
An einem Rasthof vor Frankfurt fahren wir raus, weil Claudia Hunger hat und uns anderen zumindest der Sinn nach einem Kaffee steht. »Sollen wir Hasi mitnehmen?«, fragt Bibi, als wir aussteigen.
»Natürlich«, antworten wir anderen im Chor, und so gehen wir zu fünft – vier Weiber und ein Hase – in die Raststätte und setzen uns an einen Tisch mit fünf freien Stühlen. Das Hasentier ist im Sitzen etwa genauso groß wie wir.
Als wir fertig sind, schaut Claudia uns verschwörerisch an und flüstert: »Sollen wir Hasi vergessen? Irgendjemand
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