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"Hinsetzen, anschnallen, Klappe halten!" - die unglaublichsten Mitfahrgeschichten

"Hinsetzen, anschnallen, Klappe halten!" - die unglaublichsten Mitfahrgeschichten

Titel: "Hinsetzen, anschnallen, Klappe halten!" - die unglaublichsten Mitfahrgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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anzusehen. Jeder Tag war ein besonderes Geschenk. Die Zeit verging, und plötzlich warst du ein Mann, musstest dich der Welt stellen, und das hast du getan. Aber irgendwo unterwegs hast du dich verändert.«
    Wir hören ihm gebannt zu.
    »Du hast aufgehört, du selbst zu sein. Du lässt es zu, dass man mit dem Finger auf dich zeigt und dir sagt, dass du zu nichts taugst.«
    Er spricht jetzt lauter, eine Spur aggressiver, heftiger. Und je mehr er redet, desto mehr scheint er in die Rolle einzutauchen, fängt plötzlich an zu heulen. Erschrocken schauen wir ihn an, doch er macht unbeirrt weiter: »Ich werd dir jetzt was sagen, was du schon längst weißt. Die Welt besteht nicht nur aus Sonnenschein und Regenbogen. Sie ist oft ein gemeiner und hässlicher Ort.«

    Tränen laufen ihm das Gesicht herunter  – er schreit fast: »Schwächlinge tun so was, und das bist du nicht. Du bist besser. Vergiss nicht, deine Mutter zu besuchen.«
    Als er die letzten Worte gesprochen hat, sackt er wimmernd in seinem Sitz zusammen, und wir drei wissen nicht recht, ob wir vor Ergriffenheit schluchzen oder vor Begeisterung für diese tolle Leistung applaudieren sollen. Tobias jedoch wischt sich die Tränen aus den Augen und lacht. »O Mann, das reißt mich selbst immer so mit. An der nächsten Raststätte hol ich mir erst mal ein Bier.«
     
    Petra

    Habe Verkehrssünder doppelt  – wer will tauschen?
    »Kannst du bitte das Büchlein aus dem Handschuhfach nehmen und dir das Kennzeichen von dem blauen Golf da vorne aufschreiben?« Robert, mit dem ich mich eigentlich seit der Abfahrt in Ludwigsburg ganz gut unterhalten habe, wirkt plötzlich ganz ernst und angespannt.
    Ich staune nicht schlecht, als ich dann sehe, was es mit dem ominösen schwarzen Notizbuch auf sich hat: Unzählige Autokennzeichen sind da fein säuberlich notiert, ergänzt durch Datum, Modell und Farbe sowie, das Wichtigste, irgendeinem Vergehen. Zweifellos spielt mein Fahrer Sheriff, und schon diktiert er mir seine neueste Eroberung. Autotyp, Farbe, Kennzeichen, Datum, Uhrzeit und Autobahnabschnitt. Delikt: »Spurwechsel ohne Blinken.«
    »Warum machst du das denn?«, will ich wissen.
    »Ach, das ist zu einem richtigen Hobby geworden«, erklärt er mir. »Ich sammle die Daten und überprüfe von Zeit zu Zeit, was ich doppelt habe.«

    »Und?«, frage ich vorsichtig nach. »Hast du denn schon welche doppelt?«
    Stolz nickt er: »Nach 19 Jahren akribischer Arbeit habe ich sogar schon welche dreifach.«
     
    Petra
    Rasende Verwandlung
    Mein Auto ist gut gefüllt. Vier Leute sind wir, alle auf dem Weg nach Leipzig, wo ich eine Freundin besuchen will. Joel und Tim, die hinten sitzen, sind in ihre Bücher vertieft, während Sandra neben mir schon seit einiger Zeit den Wunsch äußert, »irgendwann mal länger Rast zu machen«.
    Bei Bad Hersfeld fahre ich schließlich raus, und Sandra holt aus dem Kofferraum ihre Reisetasche. Sie müsse sich noch umziehen, erklärt sie. »Kann eine Viertelstunde dauern  – also nicht wegfahren«, sagt sie noch, zwinkert mir zu und schultert ihre Tasche. Ich schaue ihr hinterher, als sie mit ihren verwaschenen Jeans, dem schwarzen Sweatshirt und den langen schwarzen Haaren Richtung Raststätte verschwindet.
    Wir drei anderen besorgen uns Kaffee und warten in der Sonne auf Sandra.
    Wir erkennen sie auf den ersten Blick nicht, die krass geschminkte Gothic-Frau mit teilweise abrasierten Haaren und streng nach hinten gebundenem Zopf, bekleidet mit Ledermantel, Minirock und Netzstrumpfhose. Nur Sandras Reisetasche verrät uns ihre wahre Identität.
     
    Nina

    Für ihn geht heute nicht nur die Sonne unter
    Völlig übermüdet steige ich spätabends in ein Auto, das von Stuttgart nach München fährt. Wir sind zu viert: außer mir Birte, unsere Fahrerin, Wulf, ein BWL-Student, und Anna, eine Schülerin, die ständig Kaugummiblasen zerplatzen lässt und uns erzählt, dass sie »zu ihrem Stecher« fährt. Niemand scheint Lust auf eine derartige Unterhaltung zu haben, und so sitzen wir recht schweigsam auf unseren Plätzen. Die Müdigkeit tut ihr Übriges.
    Gleich nach dem Losfahren an einer Kreuzung legt Wulf plötzlich seine Hand auf Birtes Schulter. »Alles okay?«, fragt er, während sie vor Schreck zusammenzuckt.
    »Ich dachte ja nur, dir geht’s vielleicht nicht gut.«
    »Wieso?«, fragt Birte und gibt Gas.
    »Weil du so angestrengt geschaut hast.«
    »Na, ich hab halt aufgepasst, ob die Kreuzung frei ist.«
    Anna lässt eine Kaugummiblase

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