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Hinter blinden Fenstern

Hinter blinden Fenstern

Titel: Hinter blinden Fenstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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hier anstellen, ist polizeiliche Willkür, und das lassen wir uns nicht bieten, meine Frau und ich. Wir helfen Ihnen. Meine Frau und ich und meine Freunde und Mitarbeiter beim AMM, wir leisten das, was Sie von der Polizei schon lange nicht mehr leisten können oder wollen. Wenn ein Verbrechen passiert, tauchen Sie auf und stellen alles auf den Kopf. Wenn Sie in der Lage wären – durch Achtsamkeit, durch Vorausschau, durch Einfühlungsvermögen, durch präzise Analysen von Gesellschaftsstrukturen, durch die gezielte Kontrolle des Internets –, Verbrechen zu verhindern oder die Zustände wenigstens so zu beeinflussen, daß wir alle einen echten Nutzen davon haben, dann hätte Ihr Beruf einen großen Sinn. Sie sind aber nur Verwalter, Beamte. Ich schätze Ihre Arbeit trotzdem. Und Sie werden dem AMM noch dankbar sein, das prophezeie ich Ihnen, es wird der Tag kommen, da werden Sie uns anrufen, nicht wir Sie, und dann werden Sie auf unsere Hilfe, auf unsere Beobachtungen, auf unsere Kenntnisse angewiesen sein. Sie glauben das jetzt nicht.«
    »Bitte beantworten Sie meine Frage«, sagte Fischer. Ihm entging nicht, daß Anita Soltersbusch angefangen hatte, sich unauffällig an den Händen zu kratzen.
    »Wie oft muß ich das noch wiederholen?« sagte Soltersbusch. »Hat Ihr Kollege von oben Ihnen nicht die Aufzeichnungsbänder vorgespielt? Tolle Anlage übrigens, mit den im Tisch eingelassenen Mikrophonen. Den Mann habe ich zum erstenmal tot im Müllcontainer gesehen. Und ich hab ihn nicht erkannt. Und wenn Sie sagen, das ist der Jo Nest, dann sage ich Ihnen, daß ich das bezweifle. Den hab ich nämlich anders in Erinnerung, und zwar ganz anders.«
    »Seine Identität ist bewiesen.«
    »Da gratuliere ich. Und jetzt gehen wir endlich. Auf geht’s, Anita.«
    »Ihre Frau wird über Nacht hierbleiben«, sagte Fischer.
    Für einen Moment stockte Valerie beim Tippen und hob verblüfft den Kopf.
    »Sonst noch Wünsche?« sagte Soltersbusch und stand auf.
    »Ihre Frau hat den Ermordeten getroffen, sie hat mit ihm gesprochen, sie hat ihn ausgelacht. Wir haben einen Zeugen. Möchten Sie dazu etwas aussagen, Frau Soltersbusch? Wenn nicht, müßte ich Sie belehren, daß Sie nicht länger Zeugin sind, sondern eine Verdächtige. Sie hätten dann das Recht, einen Anwalt hinzuzuziehen, die Aussage zu verweigern und Beweiserhebungen zu beantragen. Möchten Sie eine Aussage machen?«
    Aus einem wie erloschen und erkaltet wirkenden Gesicht sah Soltersbusch auf seine Frau hinunter.
    »Offensichtlich«, sagte Fischer, der im Augenblick alles, nur kein Schweigen ertragen konnte, »haben Sie sich hinter dem Rücken Ihres Mannes mit dem ehemaligen Werkstattbesitzer getroffen. Hat er Sie aufgesucht oder haben Sie Kontakt zu ihm aufgenommen? Und warum?«
    »Und warum?« sagte Anita Soltersbusch. Wenn ihre Lippen sich nicht unmerklich bewegt hätten, dachte Fischer, hätte man meinen können, die Stimme käme von woanders her, so tonlos klang sie und wie aus weiter Ferne.
    »Bitte setzen Sie sich, Herr Soltersbusch.«
    Er kratzte sich mit dem Daumen im Schnurrbart, schüttelte beim Anblick seiner Frau den Kopf und nahm wieder Platz.
    Als habe sie erst darauf warten wollen, bis ihr Mann wieder neben ihr saß, sagte sie: »Warum? Warum ist die Banane krumm und warum ist der Krapfen kein Apfel? Kontakt aufgenommen. Zu dem doch nicht. Nach all den Jahren.«
    »Was redest du da?« sagte Soltersbusch.
    »Sie wußten nicht, daß Ihre Frau Jo Nest näher kannte?« sagte Fischer.
    »Wie näher?«
    »Sie hatten ein Verhältnis.«
    »Sie gemeiner Polizist«, sagte Anita Soltersbusch.
    »Wann, Frau Soltersbusch, haben Sie Josef Nest getroffen? An welchem Tag?«
    »Glauben Sie, ich führe Buch darüber?«
    »Sie haben nichts bemerkt?« sagte Fischer, an Soltersbusch gewandt.
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Bitte?«
    »Sie behaupten, Sie wären informiert über das, was im Viertel passiert.«
    »Ich bin …«
    Aber seine Frau ließ ihn nicht ausreden. »Das ist dreißig Jahre her, wen kümmert das? Er hatte seine Werkstatt, dann ist er pleite gegangen, dann ist er verschwunden. Wir haben unser Auto bei ihm richten lassen, auf Empfehlung von einem Kollegen meines Mannes, der hat uns später auch die Wohnung überlassen, wir sind ja eigentlich Altschwabinger.«
    Soltersbusch griff nach dem Arm seiner Frau. »Wann war das? Wann hast du mit dem was gehabt? Und wieso weiß ich das nicht? Spinnst du? Wieso erfahr ich das hier, vor Zeugen? Ich laß mich doch nicht

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