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Hinter blinden Fenstern

Hinter blinden Fenstern

Titel: Hinter blinden Fenstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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Rechnern. Ich wollt ihn schon für unsere Gruppe gewinnen. Er zögert noch. Spricht auch wieder für ihn. Wir wollen ja keine Fanatiker in unseren Reihen. Der wohnt drüben in der Riesenfeldstraße, ist Verkäufer in einem Bekleidungsgeschäft. War lang nicht mehr da.«
    »Und Gregorian?«
    »Kennen Sie den? Mit dem kann man nicht mal halbert über Sicherheitsangelegenheiten reden. Obwohl der früher beim Wachdienst war. Schreckhafter Mann, meiner Meinung nach. Irgendwas stimmt mit seiner rechten Hand nicht, die ist verkrüppelt, der denkt, man merkt das nicht, er versteckt sie hinter seinem Rücken. Und er hinkt. Hab ihn mal gefragt, warum. Keine Antwort. Der ist so. Was geht’s mich an? Der wohnt noch nicht lang in der Gegend. Woher kennen Sie den?«
    Fischer zog sein Handy aus der Sakkotasche und gab eine Nummer ein. »Esther? Sieh bitte in deinen Zeugenbefragungen nach, was du unter dem Namen Fallnik notiert hast.« Er ließ das Handy auf dem Tisch liegen.
    »Wann haben Sie Gregorian zum letztenmal gesehen?«
    »Kann ich mich nicht erinnern.«
    »Und Fallnik?« fragte Fischer.
    »Vor zwei Monaten mindestens. Verhuschter Typ irgendwie. Im Grunde ein Aufschneider, eine arme Sau, das erkennt man schnell.«
    Die Melodie von Bad Bad Leroy Brown ertönte. Fischer griff nach seinem Telefon.
    »Nichts Auffälliges«, sagte Esther Barbarov am anderen Ende. »Er kannte den Ermordeten nicht. Ich hab mir noch notiert, daß er gerade in einer Bibel gelesen hat, als wir bei ihm geklingelt haben. Er hielt sie noch in der Hand.«
    »Wart ihr in der Wohnung?«
    »Nein. Ich hab auch Liz gefragt, sie kann sich an nichts Auffälliges erinnern. Die Leute haben ja sowieso alle nichts gesehen und gehört.«
    Fischer beendete das Gespräch und steckte das Handy in die Jackentasche. »Er scheint ein gläubiger Mensch zu sein.«
    »Der?« sagte Soltersbusch. »Das glaub ich weniger. Ich glaub sogar, daß er mal gesagt hat, er ist aus der Kirche ausgetreten und wenn er den Papst bloß in der Zeitung sieht, wird ihm schlecht. So in der Art ist der drauf, wenn es um das Thema geht. Wie kommen Sie drauf, daß er gläubig sein soll?«
    Jemand klopfte an der Tür.
    »Herein«, rief Fischer.
    Micha Schell streckte den Kopf ins Zimmer. »Kommst du kurz?«
    Fischer ging in den Flur und schloß die Tür hinter sich.
    »Ein Kollege vom Opferschutz hat gerade angerufen« , sagte Schell. »Bei ihm ist eine Frau, die vor längerer Zeit von einem Mann verprügelt wurde. Sein Name steht auf einer unserer Listen.«
    »Woher wußte der Kollege, daß wir den Namen haben?«
    »Er wußte es nicht. Die Frau hat eine bestimmte Vermutung geäußert. Du mußt mit ihr sprechen. Außerdem verläßt die Jungfrau ihre Kammer.«
    »Die Kollegen sollen sie herbringen.« Fischer öffnete die Tür zu seinem Vernehmungsraum. Soltersbusch war aufgestanden.
    »Und ich?« sagte der Bäcker irritiert. »Was ist mit mir?«
    »Sie dürfen nach Hause gehen«, sagte Fischer. »Und vergessen Sie nicht, Ihre Frau mitzunehmen.«

25 Wem die Polizei glaubt
    D ie Frau hieß Regine Fink, sie war siebenundfünfzig Jahre alt und Verwaltungsangestellte bei den Stadtwerken. In den vergangenen elf Jahren, nach der Scheidung von ihrem Mann, hatte sie, wie sie im Kommissariat 314 aussagte, eine Reihe von Verhältnissen und Affären, »die ich mir hätt gleich schenken können.« Oft waren es Männer, die kaum ihren Lebensunterhalt verdienen konnten oder von Hartz IV lebten und hin und wieder schwarz arbeiteten, Männer, die am Anfang, wie Regine Fink sich ausdrückte, »ein durchaus nettes Wesen zeigten«, doch bald zu herrschsüchtigen, unberechenbaren, ausbeuterischen »Monsterkerlen« mutierten, denen, wenn sie getrunken hatten, jede Kontrolle und Form von Anstand abhanden kamen.
    »Die haben mich behandelt wie einen Putzlumpen, und ich hab’s mir gefallen lassen, weil ich auch besoffen war und überhaupt das Ganze nicht für möglich gehalten hab. Ich hab immer gedacht, das ist alles gar nicht wahr, so was passiert doch mir nicht, ich bin doch ein Mensch, ich bin eine Frau, die einen Beruf hat. Ich steh am Morgen um halb sieben auf, ich hab eine Anstellung und eine Verpflichtung. Und wieso laß ich mich dann verprügeln und geh mit Kerlen ins Bett, die man sonst bloß aus dem Fernsehen kennt? Aber ich bin kein Fernsehen, Frau Kommissarin. Mich gibt’s in echt, bloß die Männer kapieren das nicht. Die tun so, als wär ich Spielzeug für die. Als könnt man mich schikanieren, weil ich

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