Hinter deiner Tür - Aktionspreis (German Edition)
Spalt.
„Thilo, was willst du denn hier? Lange nicht gesehen,
altes Haus.“ Daniel dehnte die Silben.
„Wir müssen reden!“
Thilos Tonfall schien Daniel zu überzeugen, ihn in seine
Wohnung zu lassen. Thilo konnte gerade noch sehen, wie eine
nur halb bekleidete junge Frau ins Badezimmer verschwand.
Daniel stand in der Unterhose vor ihm. Da platzte ihm der
Kragen.
„Was fällt dir eigentlich ein, erst schwängerst du Lena
und dann treibst du es mit der nächsten!“
Er stand bedrohlich nahe vor Daniel. Dieser war zwar
vom Körperbau her kräftiger, aber beinahe einen Kopf kleiner
als Thilo.
„Was für eine Lena? Ich kenne keine Lena.“
„Na, dann denk mal scharf nach, mein Freund.“ Mit
diesen Worten knallte er ihm den Zeitungsartikel vor die Brust.
Daniels Blick löste sich nicht mehr von den Bildern. Er
starrte seinen Freund mit geweiteten Augen an. „An...na ... ist ...
Le...na? Meine Anna?“
„Deine Anna? Das war sie wohl nie wirklich, oder?“
Thilo schob Daniel grob von sich und blickte ihn herausfordernd
an. „Sag mal, bist du so blöd oder tust du nur so? Sie sagt dir,
dass sie ein Kind erwartet. Und du machst Schluss!“
Er stieß Daniel feste gegen die Brust. Der schubste ihn
zurück. Die halbnackte Blondine stellte sich zwischen die
beiden. Die neue Kellnerin!
„Mach ne Fliege, das geht nur uns zwei was an“, herrschte
Daniel das Mädchen an, das sofort verschwand.Thilo hörte, wie
die Tür hinter ihr zuflog. „Also, Thilo, du bist scharf auf Lena,
und deshalb erzählst du mir so einen Scheiß, oder was?“
Daniel schubste Thilo, wurde aggressiver, seine Stimme
lauter …
„Wie kann man nur so ignorant sein? Wie konntest du
Lena das antun? Du warst einmal mein Freund!“
„Sollen wir das wie richtige Männer klären? Dann komm
her. Ich schlage eigentlich keine Schwächeren!“
„Das wollen wir mal sehen.“
Thilo boxte Daniel mit der vollen Wucht seiner Wut in
den Bauch. Sie rauften, schlugen sich. Rechts. Links. Rechts.
Kinnhaken. Treffer! Thilo erwischte Daniel und warf ihn um. Sie
rollten gemeinsam über den Boden. Warfen Stühle um.
Plötzlich stieß Daniel mit dem Kopf gegen den
Wohnzimmertisch. Er blieb liegen, bewegte sich nicht. Thilo
stand halb gebeugt über Daniel. Knallte ihm den Artikel auf die
Brust.
Daniel lachte auf. Er lachte … Hörte nicht auf, wirkte
völlig von der Welt entrückt.
„Diese Schlampe!“
„Pass auf, was du sagst, Mann! Du wirst Vater! Schluss
mit den Spielchen und Zeit, Verantwortung zu übernehmen.“
„Du tust mir leid.“
Thilo fuhr sich mit der Zunge über die aufgeplatzte Lippe.
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„Papa, ich brauche dich. Jetzt hör mir endlich mal zu.“
Noch immer starrte er auf das Papier und sagte kein Wort. Die
Schaufel hatte er zur Seite gelegt. „Es geht jetzt nicht um dich.
Ich weiß, dass es jetzt alle wissen. Mama hat auch wahnsinnig
geschimpft. Aber jetzt geht es um mich! Hörst du? Um mich!“
Mein Vater sah mich an. Sein Blick war klar.
„Was hast du getan, Lena? Meine süße Prinzessin!
Warum bist du denn nicht zu mir gekommen? Eine Perücke, so
etwas ...“
„Das ist doch jetzt egal. Viel wichtiger ist für mich, was
damals mit Tobias passiert ist!“
„Aber Lena, das ist doch kein Spaß. Du wolltest eine
andere Identität annehmen. Das ist nicht lustig.“
Er las weiter in dem Zeitungsartikel.
„Papa, ich muss es wissen. Stimmt das, was da steht?“
„Aber das weißt du doch am besten. Woher hattest du
denn die Perücke? Lena ist doch so ein schöner Name. Weißt du
eigentlich, dass ich dich Lena nennen wollte und deine Mutter
Anna bevorzugte?“
„Papa, das spielt jetzt alles keine Rolle mehr. Was war
denn mit Tobias?“
„O je, Lena, hier steht auch, dass wir weggezogen sind
und ich viel getrunken habe. Das stimmt doch so gar nicht!
Okay, wir haben das Haus verkauft und hier neu angefangen.
Aber deine Mutter war doch nicht gefühlskalt. Ihr Herz schlug
nur nicht mehr für mich. Was hast du dem Journalisten denn
alles erzählt? Ich kann langsam verstehen, dass deine Mutter
sauer ist. Sie hat mich gestern angerufen.“
„Papa, lies weiter, da ist noch ein Ausschnitt aus einem
alten Zeitungsartikel. Ich muss die Wahrheit wissen. Hat Paul
das nur erfunden?“
„Hast du ihm das nicht selber erzählt?“
Er schaute mich lange an.
„Ich habe ihm gar nichts erzählt. Er ist mir gefolgt und hat
meine Freunde ausgequetscht wie Zitronen für
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