Hinter deiner Tür - Aktionspreis (German Edition)
den Tee. Der ist
ein Idiot! Jetzt lies schon weiter. Stimmt das, was in dem alten
Zeitungsausschnitt steht?“
„Hm, lass mal sehen.“
Sein Blick fiel auf den gesuchten Ausschnitt.
„Alfred, ist alles in Ordnung?“
Thea kam hinzu und legte ihre Hand auf die Schulter
meines Vaters.
„Es geht schon. Mach dir keine Sorgen!“
Sie ging zurück ins Haus.
„Papa, was läuft da zwischen dir und Thilos Mutter?“
Mein Vater errötete, wich meinem Blick aus. Wie konnte es nur
sein, dass mein Vater sich wieder auf den gleichen Frauentyp
einließ? „Papa!“
„Lena, ich ... Thea, ich meine wir. Da ist nichts. Sie ist
eine nette Frau, mehr nicht“, stotterte er.
„Merkst du denn eigentlich gar nichts? Sie ist genau wie
Mama!“
„Sag nichts gegen deine Mutter, Lena. Sie war immer für
dich da. Sie ist eine gute Mutter.“
Er blickte mich zornig an.
„Thea ist genauso dominant wie Mama, ich verstehe dich
einfach nicht. Willst du den gleichen Fehler noch einmal
machen? Such dir eine liebe, verständnisvolle Frau. Du hast es
verdient!"
„Und du hast einen lieben Mann verdient, Lena!
Mir ging es nicht besser als Papa. Meine
Männergeschichten. Nicht
ich
war schlecht. Sie waren nicht gut
für mich ... Die Erinnerungen drehten Kreise, suchten den
richtigen Platz zum Parken.
Daniel ... gutaussehend und oberflächlich. Wie Jan ... wie
die anderen! Der gleiche Typ Mann - und ich fiel immer wieder
darauf herein.
Tobias. Er könnte heute so ein gut aussehender, netter
Mann sein, wenn er noch leben würde ...
Die Erkenntnis traf mich wie ein Schlag ins Gesicht. Die
Wolken wichen und enthüllten die Wahrheit. Die schreckliche
Wahrheit. Gedanken fanden ihren Platz und setzten sich ...
„Papa, ich lese dir vor: Gestern starb der zweijährige
Alexander Schubert. Todesursache Herzstillstand. Alexander litt
seit seiner Geburt an einem schwachen Herzen, das einfach
aufhörte zu schlagen, während er mit seiner älteren Schwester
Melanie spielte ...“
„Stimmt das? Du musst dich doch daran erinnern!“
„Alexander? Melanie?“
„Damit bin ich gemeint. Und Tobias. Jetzt sag schon!“
„Aber Lena, das weißt du doch.“
„Nein. Ich weiß gar nichts. Mama spricht nicht darüber.
Du musst es mir sagen! Ich kann mich nicht erinnern.“
„Erinnerst du dich denn wirklich nicht daran, dass wir
damals mit dem Baby ständig zum Arzt gegangen sind? Es war
sehr schwer für Louise.“
„Nein.“
„Das wusste ich nicht, Lena. Du warst immer wahnsinnig
eifersüchtig. Aber ich war für dich da! Du warst meine kleine
Prinzessin! Aber wir waren ständig in Sorge, dass dem Jungen
etwas passiert.“
„Was ist damals in dem Garten geschehen? Bitte, du
musst es mir erzählen!“ Ich sah meinen Vater flehend an. „Aber
das weißt du doch. Es war so, wie es damals in der Zeitung
stand.“
„Dann hätte ich seinen Tod nicht verhindern können?“
„Natürlich nicht. Du warst doch noch so klein! Ich habe
dir doch gesagt, dass deine Mutter mir nie verziehen hat, dass ich
euch alleine gelassen habe.“
Meine Knie zitterten. Vor meinen Augen tanzten Punkte.
Der Boden drehte sich. Ich musste mich setzen.
Weitere Steine polterten von meinem bebenden Herzen.
Die Blockade bröckelte. Langsam spürte ich ein schönes Gefühl
in meiner Brust. Frieden wärmte mich, vertrieb die Enge und
Beklemmung, während mein Vater durch seine Erzählung das
Bild vervollständigte.
„Louise war beim Friseur. Ich wollte sie mit der
Vorbereitung für´s Mittagessen überraschen. Also bin ich in den
Keller gegangen, um Kartoffeln zu holen. Es waren nur zwei
Minuten und als ich zurückkam, lag Tobias ...“
Mein Vater wischte sich mit schmutzigen Fingern die
Tränen aus den Augen. Er sprach so bewegt, als wäre es gestern
gewesen.
Plötzlich sah ich den Tag vor ungefähr achtundzwanzig
Jahren wieder vor mir. Tobias war ganz blass, seine Augen
standen offen, starrten ins Leere. Meine Mutter schrie ...
„... tot auf dem Rasen, ist einfach von der Schaukel
gefallen“, beendete ich seinen Satz.
Lena, süße Lena, du bist nicht Schuld, du hast nichts
falsch gemacht! Du bist keine böse Bohnenstange!
Meine inneren Stimmen feierten vor Freude in meiner
Brust. Ich atmete tief aus ...
„Danke, Papa, jetzt wird alles gut.“
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43
Thea Peters öffnete mir die Tür.
„Hallo. Ist Thilo da?“
„Ja. Er spielt mit Niklas im Wohnzimmer. Geh ruhig rein.
Du kennst dich ja
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