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Hinter dem Blau: Ein kleines Mädchen verliert seinen Vater. Eine junge Frau findet zu sich. (German Edition)

Hinter dem Blau: Ein kleines Mädchen verliert seinen Vater. Eine junge Frau findet zu sich. (German Edition)

Titel: Hinter dem Blau: Ein kleines Mädchen verliert seinen Vater. Eine junge Frau findet zu sich. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexa von Heyden
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Plastikfrösche sitzen. Die Schilfbüschel rascheln im Wind. Weiter hinten erkenne ich das verwitterte Törchen, das vom Garten in den Wald führt. In der Luft liegt dieser Duft, der mich an früher erinnert. Es riecht nach Hochsommer, nach frisch gemähtem Gras und ich könnte schwören, dass irgendwer gerade einen Grill anzündet. Eine Frau, die auf ihrem Fahrrad auf dem Bürgersteig an mir vorbeifährt, schaut mich dermaßen misstrauisch an, dass ich so tue, als wäre nichts. Nur noch ein paar Schritte.
    Ob die Leute, die jetzt in dem Haus wohnen, wissen, was hier damals passiert ist? Ich blicke auf den Rasen im Garten an die Stelle, wo das rote Planschbecken stand. Dort habe ich meinen Vater das letzte Mal lebend gesehen. Es kommt mir alles so unwirklich vor. Was mache ich hier? Ich habe echt ’nen Vogel. Nur Magnus und Caro wissen, dass ich hier bin. Meine Mutter würde ausrasten.
    Durch ein Fenster erkenne ich die Küche. Im Fenster rechts daneben hängen Vorhänge. Früher war da unser Esszimmer.
    Ich habe nicht gemerkt, dass ich immer weitergegangen bin und längst mitten in der Auffahrt stehe, als plötzlich die Haustür aufschwingt. Eine ältere Frau in einem rosafarbenen Twinset und einem grauen Faltenrock tritt hinaus auf die Schwelle und ruft: »Hallo? Kann ich Ihnen helfen?«
    Wie angewurzelt stehe ich vor ihr. Eigentlich hatte ich nie geplant, mit jemandem zu sprechen. Alles, was ich wollte, war, mir das Haus anzugucken und danach wieder abzuhauen. Hinter der Frau tut sich wie ein Schlund der weiße Marmorflur auf, ich sehe die Treppe, die runter zum Keller führt, die Ecke, in der das Telefon stand, und die Stelle, wo ich mir in die Hose gemacht habe. Meine Knie sind weich wie Butter.
    »Was möchten Sie, bitte?«, fragt die Frau wieder, diesmal energischer, weil ich wie ein ferngesteuerter Roboter näher komme.
    »Entschuldigen Sie, ich möchte nicht stören«, stottere ich, »und auch nichts verkaufen. Ich habe als kleines Mädchen in diesem Haus gewohnt, ich wollte nur … ähm …«, stammle ich und kratze mir verlegen an der Nase. Einen Moment lang herrscht Stille.
    »Gehören Sie zur Familie Schulz?«, fragt die Frau.
    Ich starre auf die grauen Perlenohrringe, die wie zwei mit Blut vollgesogene Zecken an ihren Ohren baumeln. Weiß sie etwa, wer ich bin?
    »Kommen Sie herein, bitte kommen Sie …«, sagt sie und winkt mich heran. Als ich zögere, macht sie einen Satz die Treppe runter, hakt sich unter meinen Arm ein und zieht mich die Stufen hoch in das Haus.
    »Ich bin Frau Wehmeier. Ich mache uns eine Tasse Tee und danach dürfen Sie sich gern ein bisschen umschauen.« Unglaublich, dass sie mich reinholt, ich kann es nicht fassen. Die Familie Wehmeier ist direkt nach uns eingezogen, also nachdem das Haus renoviert worden war.
    »Von der Geschichte, die sich hier abgespielt hat, hat uns der Makler natürlich nichts erzählt. Erst die Nachbarn haben uns darüber aufgeklärt. Wir waren entsetzt!«, erzählt Frau Wehmeier und setzt einen altmodischen Teekocher auf den Herd. Die blaue Gasflamme darunter faucht. Kein Krümel liegt auf dem Tisch, nirgendwo steht ein Teller Obst. Die Küche blitzt und glänzt wie eine Metzgerei nach Feierabend. Ich rutsche auf dem Stuhl hin und her und weiß nicht, was ich antworten oder fragen soll.
    »Ich habe geahnt, dass eines Tages einer von Ihnen kommen würde, um sich noch einmal hier umzuschauen«, sagt meine Gastgeberin und schenkt das heiße Wasser in eine weiße, mit Schnörkeln verzierte Kanne.
    »Nehmen Sie Milch? Die ist vom Bauern hier in der Nähe, ganz frisch.«
    »Ja, gern!«
    »Den Kindern haben wir nichts erzählt, aber sie haben die Geschichte auf dem Spielplatz gehört. Unsere Tochter und die zwei Buben haben nie gern unten gespielt. Wir haben später einen Partykeller mit einer kleinen Bar und einer Diskokugel daraus gemacht, aber es hat nichts gebracht. Es war, als würde es spuken.«
    Irgendwo knackt Holz. Ich bekomme das Gefühl, es könnte in diesem Haus tatsächlich spuken. Und dabei bin ich noch nicht mal im Keller, sondern sitze in der blitzblanken Küche im Landhausstil. Vielleicht ist es die Aufregung, aber seit ich in diesem Haus bin, höre ich ein komisches Rauschen in meinem Ohr. Es wird immer lauter und hört sich an wie Kinderlachen, wie Eltern, die schimpfen, wie Gutenachtlieder. Jemand weint, sagt meinen Namen.
    »Hat Ihre Mutter denn wieder geheiratet?«, fragt Frau Wehmeier.
    »Sie hat einen Freund, aber nie wieder

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