Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)
eine kompliziert anmutende Apparatur. Etwas misstrauisch näherten sich die Gäste dem breiten Behälter mit den dicken Metallwänden und dem ebenso massiven, aufgeklappten Deckel. In dem Bioreaktor plätscherte Wasser.
»Wieder ein Fehlschlag«, kommentierte der Unterirdische ohne großes Bedauern und drückte auf einen Knopf am Bedientableau, über dem ein Schildchen mit der Aufschrift »Abpumpanlage« angebracht war.
An der glitzernden Oberfläche bildete sich ein Trichter, und das Wasser floss munter gurgelnd in die Rohre, die zur Oberfläche führten.
»So …« Der Wissenschaftler zwinkerte seinen Gästen zu. »Die Kaulquappen werden ihre Freude daran haben. Ich fülle inzwischen eine neue Ladung verstrahlten Wassers in den Autoklaven.«
Dym, dem vor lauter Fachausdrücken schon der Kopf schwirrte, beschloss, sich auf eigene Faust im Labor umzusehen. Doch als er den Kopf in den nächsten Raum steckte, pfiff ihn der Unterirdische zurück.
»Äh … Ich würde Sie bitten, die Energiezentrale nicht zu betreten. Die Anlagen sind alt und äußerst empfindlich. Nicht, dass Sie aus Versehen an irgendeinen Schalter kommen. Wenn die Generatoren unter Volllast laufen, könnte es passieren, dass die Decken die Vibrationen nicht aushalten. Das ist alles schon ziemlich marode hier.«
Gleichsam zur Untermauerung der Warnung hörte man plötzlich ein fernes Raunen, und ein leichtes Beben lief durch die Räume des Labors. Kurz darauf raschelte abblätternder Putz.
»Ja ja, natürlich.« Gennadi trat fluchtartig den Rückzug an. »Ich sehe mich lieber hier im Raum ein bisschen um …«
Während der Mutant an Batterien von Reagenzgläsern, Glaskolben und Schränken mit Gefäßen jeglicher Form und Größe vorbeiflanierte, verfolgte er mit einem Ohr Tarans Gespräch mit dem Bakterienguru.
»Es ist, wie es ist …«, klagte der Unterirdische. »Trotz aller Anstrengungen bietet das Projekt zum jetzigen Zeitpunkt keine Grundlage für eine erfolgreiche Bioremediation.«
»Eine Bio…was?«, fragte Taran nach.
»Bioremediation. Die biologische Dekontamination von Ökosystemen.«
»Und da kann man gar nichts machen?«
In der Stimme des Stalkers lag bittere Enttäuschung.
»Ich fürchte nein. Mann kann keine Genmodifikatoren programmieren, wenn man den nötigen genetischen Code nicht kennt. Man kann nur auf gut Glück immer neue Kombinationen ausprobieren und hoffen, dass man irgendwann die richtige findet, die die Bakterienstämme überlebensfähig macht. Was haben wir nicht alles versucht … Wir haben sogar Bakterien ins Immunsystem lebender Organismen eingebaut. Aber alles vergebens. Die Kolonien nisten sich zwar erfolgreich im Versuchstier ein, aber nach einer gewissen Zeit hören die Bakterien einfach auf, Radionuklide zu absorbieren und sich zu vermehren!«
»Moment mal«, unterbrach der Stalker. »Nicht so schnell. Was für Versuchstiere?«
»Nichts Besonderes. Kaninchen, Meerschweinchen … Obwohl, soweit ich gehört habe, hat man in anderen Forschungszentren sogar versucht, die Strahlungsresistenz von Menschen zu erhöhen. Aber damit ist man nicht weit gekommen. Diese Fähigkeit müsste angeboren und nicht erworben sein. Doch solches Biomaterial stand uns damals leider nicht zur Verfügung.«
»Wieso ›damals‹? Hat sich daran etwas geändert seither?«
»Vieles … Die Kaulquappen schleppen hier manchmal Kreaturen an, dass man sich nur wundern kann. Daraus schließe ich, dass mindestens eines der Laboratorien, in denen Genmodifikatoren zum Einsatz kamen, im Krieg zerstört worden ist und auf diese Weise gefährliche Stämme in die Umwelt gelangt sind. Das erklärt die teilweise drastischen Mutationen und die Existenz von Tieren, die sogar in Strahlungs-Hotspots problemlos überleben können. Alpheios hat hier gewiss die Finger im Spiel. Genauso wie die Genmodifikatoren, diese teuflische Entwicklung des Verteidigungsministeriums.« Der Unterirdische kratzte sich nachdenklich am unrasierten Kinn. »Einige Male habe ich bei der Untersuchung von Mutanten, die die Kaulquappen im Meer gefangen haben, sogar modifizierte Formen unseres Bakterienstamms gefunden. Aber leider Gottes waren sie nicht vital genug. Dazu bräuchte es Jahre der Selektion …«
Im Bemühen, dem Gespräch zu folgen, passte Dym für einen Moment nicht auf und stieß mit dem Arm gegen einen Ständer mit Reagenzgläsern. Klirrend rollten die umgeworfenen Zylinder über den Tisch. Der Mutant versuchte, sie aufzuhalten, doch damit machte er
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