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Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Djakow
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hatte, blieb er stehen, um durchzuatmen.
    Die eiskalte Wand kühlte angenehm den Rücken. Die panische Angst, die Tarans Verstand vorübergehend lahmgelegt hatte, verflog allmählich, und er konnte wieder klare Gedanken fassen. Jetzt musste er es nur noch irgendwie hinbekommen, die Verfolger so weit wie möglich vom Motorenwerk wegzulocken und sich im Gewirr der Innenhöfe unauffindbar zu machen.
    Der Stalker horchte. Aus dem Chaos der Geräusche stach das hochtourige Krähen schwacher Motoren heraus.
    Aus dem geöffneten Tor schossen nacheinander fünf Schneemobile heraus, die Schwaden von Schneestaub in die Luft wirbelten. Am Steuer saßen Kämpfer in Alaskajacken. Die Jagd hatte begonnen.

6
    DIE ÖLSUCHER
    Jedes Mal, wenn Gewehrlärm durch die Straße hallte, wäre Gleb am liebsten umgekehrt, um seinem Vater zu Hilfe zu eilen. Doch er wusste, dass er das keinesfalls tun durfte. Da er größenbedingt wie ein Tölpel durch den Tiefschnee stapfte, wäre er für den Stalker ohnehin eher ein Klotz am Bein als eine Hilfe gewesen. Der Junge packte entschlossen seine Bison und kämpfte sich noch verbissener durchs tiefe Geläuf.
    Der Sturm hatte regelrechte Dünen aufgeworfen, deren Kämme im Licht der Taschenlampe glitzerten. Wo die maroden Dächer dem gewaltigen Druck nicht standgehalten hatten, waren die Schneemassen in die oberen Etagen eingedrungen. Die Häuser ächzten unter der Last der weißen Pracht und spuckten sie in dicken Klumpen durch die Fenster wieder aus.
    Der Junge hatte keine Angst, sich zu verirren. Er musste ja nur die Dobrynin-Straße zurücklaufen und die gleichnamige Brücke überqueren. Dahinter befanden sich rechter Hand bereits die Werkshallen von Awtodisel.
    Die Haut unter dem nassen Gummi juckte entsetzlich, und seine Beine, die bei jedem Schritt bis zu den Knien im Schnee versanken, blieben immer öfter in der pampigen Masse stecken. Doch das waren nur Lappalien im Vergleich zu dem, was der Expedition womöglich in Kürze bevorstand.
    In das Krachen der Schüsse im Hintergrund mischte sich nun auch Motorenlärm. Ein motorisiertes Kommando? Keine guten Aussichten für Taran.
    Gleb war ernstlich besorgt. Er versuchte abzuschätzen, wie viele Fahrzeuge dem Stalker im Nacken saßen, und reagierte nicht sofort auf ein neues Geräusch, dessen Quelle sich in unmittelbarer Nähe befand. Als in einem Geschäft gegenüber abermals zerbrochene Scheiben knirschten, riss der Junge seine Bison hoch, blieb wie angewurzelt stehen und beobachtete das gähnende schwarze Loch, in dem sich früher einmal die Ladentür befunden hatte.
    Die Sekunden verrannen … Wenn sich in dem Haus tatsächlich irgendeine Kreatur verbarg, dann verhielt sie sich im Augenblick vollkommen still. Unter normalen Umständen hätte Gleb jetzt irgendwo Deckung gesucht und einfach abgewartet, bis der Störenfried, sei es nun ein Mensch oder ein Tier, aus seiner Höhle kam. Doch der Junge hatte keine Zeit, Verstecken zu spielen. Ohne das Geschäft aus den Augen zu lassen, ging er vorsichtig weiter, überquerte die nächste Kreuzung und entfernte sich immer weiter von dem verdächtigen Haus. Als er schon aufatmen wollte, erschreckte ihn ein neuerliches Geräusch, das diesmal aus einem Eckhaus kam.
    Gleb begann zu laufen. Kein Zweifel: Er hatte einen Verfolger an der Backe. Ausgerechnet jetzt lag ein Wegabschnitt vor ihm, der keinerlei Deckung bot. Andererseits waren hinter der Eisenbahnüberführung bereits die Werkshallen zu sehen. Nach kurzem Zögern entschloss sich der Junge, sein Glück mit einem Sturmlauf zu versuchen.
    Kaum hatte er die Brücke betreten, hörte er hinter sich ein markerschütterndes Knacken. Als er sich umdrehte, sah er eine riesige Bestie, die aus einem zerschmetterten Fensterrahmen im ersten Stock auf die verschneite Straße hinuntersprang. Gestalt und Fellfarbe des Mutanten erinnerten an einen Iltis, nur dass er um ein Vielfaches größer als sein zierlicher Vorfahr war. Er hob die lang gestreckte Schnauze über eine Schneewehe und fixierte sein Opfer mit seinen glänzenden Knopfaugen. Dann schnaubte die Bestie angriffslustig und nahm mit robbenartigen Sprüngen die Verfolgung auf.
    Mit seinen breiten, flossenähnlichen Pfoten kam der Räuber bedrohlich schnell voran, weil er kaum im Schnee einsank. Der Kopf mit dem halb geöffneten, bissigen Maul wippte bei dieser unkonventionellen Fortbewegungstechnik so heftig hin und her, dass ein gezielter Schuss aufs Gehirn praktisch unmöglich war. Auf den mächtigen

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