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Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Djakow
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blieb der Stalker unversehens stehen und blickte sich nach allen Seiten um. Gleb nahm hastig seine Bison von der Schulter und tat es ihm gleich.
    Direkt vor ihnen befand sich das Einfahrtstor, das die tonnenschwere »Ameise« umgemäht hatte. Von hier führte die Spur, die die riesigen Räder des Raketentransporters in den Schnee gefräst hatten, in das Werksgelände hinein.
    »Schau!« Der Stalker musste schreien, um das Geheul des Windes zu übertönen.
    Innerhalb der Fahrspur waren Schuhabdrücke zu erkennen, die der Schneesturm schon dünn überzuckert hatte.
    »Unser Hinkebein ist gar nicht so blöd. Er versucht, seine Spuren zu tarnen …« Taran warf einen kurzen Blick auf die Uhr. »Aber wir sind auch nicht auf den Kopf gefallen. Jetzt kriegen wir ihn.«
    Doch an diesem Tag hatte der Fußgänger anscheinend das Glück gepachtet. Der starke Schneefall hielt ununterbrochen an, als wollte er es den Verfolgern extra schwer machen. Nachdem sie eine Autobrücke überquert hatten, auf der vereinsamt das Wrack eines Radpanzers stand, waren von der Fußspur, die zwischen den Häusern verlief, nur noch unauffällige Vertiefungen übrig.
    Wenig später bremste der Stalker auf Schrittgeschwindigkeit ab und spähte vergeblich in das weiße Einerlei. Die Spuren des Flüchtenden waren endgültig zugeschneit.
    »Haben wir ihn verloren?«, keuchte Gleb enttäuscht.
    Anstatt zu antworten, legte Taran den Finger auf den Rüssel der Gasmaske. Undefinierbare Geräusche durchbrachen das monotone Brausen der Windböen. Der Junge spitzte die Ohren und nach einigen Sekunden hörte er es erneut. Ein rhythmischer, metallischer Klang – ganz ähnlich wie das Läuten der Schiffsglocke seinerzeit auf der »Babylon«. Plötzlich hatte Gleb die gigantische Bohrplattform vor Augen, die vor noch gar nicht so langer Zeit die Ostsee durchpflügt hatte, um Ressourcen für die Bevölkerung von Moschtschny zu erschließen. Mittlerweile waren sowohl die Insel mit ihren Bewohnern als auch die stolze »Babylon« nur noch Geschichte. Die Launen des Schicksals: Mal schenkte es einem aus heiterem Himmel die Hoffnung auf Rettung, dann machte es diese mit einem Schlag wieder zunichte …
    Existierte im Dickicht der Wohnviertel von Jaroslawl möglicherweise doch ein Lager mit Überlebenden? Gleb schöpfte neue Hoffnung und stapfte seinem Vater tapfer hinterher.
    Ein vergilbtes Straßenschild verriet, dass sie sich in der Dobrynin-Straße befanden. Der Stalker blieb noch mehrmals stehen, doch das vielversprechende Geläut wiederholte sich nicht mehr. Die beiden berieten sich kurz und fassten den Beschluss, sich von einem Hausdach aus einen Überblick zu verschaffen.
    Die Wahl fiel auf einen neunstöckigen Wohnklotz, der an der Kreuzung mit der Uglitschskaja-Straße in den Himmel ragte und nicht den Eindruck machte, als würde er im nächsten Moment in sich zusammenstürzen. Als die beiden in den Eingangsflur traten, waren sie erst einmal froh, dem Schneesturm entkommen zu sein. Der Boden war mit hartem Moos überwuchert, und das Treppenhaus sah verwahrlost aus. Hier schienen schon länger keine Menschen mehr gewesen zu sein. Die feuchten, mit dickem Reif überzogenen Wände verströmten den Charme von Friedhofsmauern.
    Während sie die Treppe hinaufstiegen, fiel Gleb auf, dass sämtliche Wohnungstüren aufgebrochen waren. Taran bestätigte kurz darauf, was der Junge schon ahnte.
    »Die Wohnungen wurden vollständig geplündert. Sogar die Möbel hat jemand rausgetragen.«
    »Zum Heizen, oder?«, mutmaßte Gleb. »Es wäre ja dumm, Brennholz von weither zu schleppen. Das bedeutet, dass irgendwo hier in der Nähe ein bewohnter Bunker war.«
    »Oder immer noch ist«, präzisierte der Stalker und brach die einzige verschlossene Tür mit der Schulter auf.
    Kurz darauf stiegen die beiden Kundschafter auf das Dach hinaus. Seltsamerweise hatte der Sturm während der kurzen Zeit ihres Aufstiegs merklich nachgelassen. Dank der erheblich verbesserten Sicht konnte man von hier oben die ganze Umgebung überblicken: die verlassenen Wohnviertel, die Dobrynin-Brücke, über die sie vorhin gegangen waren, und das Bahnhofsgebäude, das ganz in der Nähe lag.
    Taran und Gleb waren Bilder der Zerstörung vertraut, deshalb fiel ihnen im Panorama der toten Stadt sofort etwas Ungewöhnliches auf. Hinter ein paar verstreuten Garagen und heruntergekommenen Hütten erstreckte sich entlang der Bahntrasse eine improvisierte Mauer. Diese bestand aus umgekippten Flachwaggons,

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