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Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Djakow
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eine beklemmende Stille ein. Der Stalker senkte den Kopf und biss sich auf die Lippe. Als sein Zorn verrauchte, wurde ihm klar, was er angerichtet hatte.
    »Was – hast – du – gerade …« Die Lippen des Jungen zitterten. »Du … hast meinen Vater gekannt?«
    Das gesprochene Wort kann man nicht zurücknehmen, heißt es. Im Affekt Gesagtes verletzt wie ein Peitschenhieb. Und von einem solchen Hieb bleibt immer eine Narbe in der Seele zurück.
    Als Taran sah, wie die Farbe aus dem Gesicht seines Stiefsohns wich, hätte er am liebsten die Zeit zurückgedreht. Wenigstens um ein paar Sekunden oder besser um einen Monat. Dann hätte er noch mal von vorn beginnen und diesmal alles anders und richtig machen können. Und keine fatalen Fehler, die auf einen Schlag alles zunichtemachten, was gerade erst im Entstehen war. Jenes zarte Pflänzchen eines tiefen Zusammengehörigkeitsgefühls, das nur verwandte Seelen empfinden können, die einander wirklich nahe stehen …
    »Dein Vater hat mir das Versprechen abgenommen, dass du nichts davon erfährst. Ich habe mein Wort nicht gehalten. Und jetzt habe ich kein Recht mehr, dir das noch länger zu verheimlichen … Wir müssen reden, Gleb …«

7
    ENTLANG DER WOLGA
    Schon wieder diese nervige Stimme … Grob und fordernd, aber gleichzeitig auch sanft und beruhigend. Sie ging stets mit einer Melange von Geräuschen einher, die die gewohnte Stille störten, und gleichzeitig tauchten in der Dunkelheit ringsum – wie Sterne am Nachthimmel – Farbtupfer und vage Konturen auf. Dieses ganze chaotische Kaleidoskop bereitete äußerstes Unbehagen, und wenn man die leidige Stimme aufs Neue hörte, wollte man nur noch eins: weglaufen, verschwinden und sich auflösen in der Finsternis und Stille des behaglichen Nichts.
    Doch der körperlose Gast war hartnäckig, und seine Besuche – das musste man zugeben – hatten auch ihr Gutes. Sie brachten Abwechslung in den monotonen Lauf dieses schattenhaften Daseins. Sie erfüllten den schwerelosen Körper mit Wärme und Energie. Und sie vermittelten das längst vergessene Gefühl, zu Hause zu sein.
    Das vertraute Zimmer, dessen Einrichtung sich im Laufe der Jahre bis ins kleinste Detail ins Gedächtnis eingeprägt hatte … Der elegante Klapptisch neben der Küchenzeile … Ein Teller heißer, köstlicher Suppe, verfeinert mit gerösteten Brotwürfeln … Selbst der abgekaute Lieblingslöffel tauchte irgendwo im hintersten Winkel der erwachenden Erinnerungen auf. Seltsam nur, dass diesen Löffel ein älterer Mann mit aufgedunsenem Gesicht in der Hand hielt.
    Merkwürdig … Wo war Mama? Oder stammte dieser Fremde aus einer anderen Erinnerung und sein Bild hatte sich nur über das vorherige gelegt?
    Noch ehe sich das unterschwellige Gefühl der Beunruhigung zu echter Sorge auswachsen konnte, begann abermals diese aufdringliche Stimme zu murmeln. Doch das Gebrabbel des seltsamen Gasts wurde diesmal von rhythmischem Geschirrgeklapper untermalt. Und da war noch etwas: ein Geruch. Der unwiderstehliche Duft von Mamas köstlicher Suppe …
    Mama? … Mama! Sie musste doch in der Nähe sein. Aber wo?!
    Aurora machte einen tiefen Atemzug und schlug die Augen auf. Das ungewohnte Licht an der Decke blendete sie. Trotzdem fixierte sie den milchigen Lichtfleck so lang, bis das verschwommene Bild erkennbare Konturen annahm.
    »Na, aufgewacht, kleine Windbraut?«
    Der Heide schob ihr behutsam eine zusammengerollte Wattejacke unter den Kopf.
    Neben dem Bett stand auf einem Blechkasten eine dampfende Schüssel. Allein schon der fantastische Duft ließ dem Mädchen das Wasser im Munde zusammenlaufen.
    Der Heide schmunzelte milde und zog die Schüssel mit der Suppe näher heran. Auf einmal hatte der Arzt einen Löffel in der Hand. Fast genauso einen wie im Traum vorhin.
    »Samuil … Natanowitsch …« Aurora stockte, weil ihr die eigene Stimme fremd war. »Dann sind Sie mich also besuchen gekommen?«
    »Besuchen?« Über das Gesicht des Heiden huschte ein flüchtiges Lächeln. »Das trifft es nicht ganz, Töchterchen. Ich bin dir seit einer Woche kaum von der Seite gewichen.«
    »Seit einer Woche?!«, erwiderte Aurora baff und wischte sich einen Rest Suppe vom Mund. »Habe ich denn so lange geschlafen?«
    Der Arzt fasste das Handgelenk des Mädchens und fühlte ihren Puls.
    »Fünf Tage, um genau zu sein. Von Schlafen würde ich aber eher nicht sprechen. Du hast schlichtweg im Koma gelegen. Zum Glück hat dein Organismus wenigstens Nahrung aufgenommen.«
    Am

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