Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Djakow
Vom Netzwerk:
Rechtfertigung.
    Der Rundumschlag des Stalkers endete unversehens. Als ihn der Blick seines Stiefsohns traf, stutzte er, und die vorbereiteten Worte blieben ihm im Halse stecken.
    »Bei dir sind immer nur die anderen schuld!« Der Junge sah ihm herausfordernd in die Augen. »Vergiss nicht, wem wir es zu verdanken haben, dass wir in diese Falle getappt sind.«
    »Der Fußgänger hatte wertvolle Informationen«, rechtfertigte sich der Stalker. »Dir ist doch klar, dass wir ohne seine Karten …«
    »Wir sind vorher sehr gut ohne seine Karten ausgekommen«, unterbrach ihn der Junge und redete sich allmählich in Rage. »Und wir wären auch nachher ohne sie ausgekommen. Du warst es, der den Fußgänger in die Mannschaft aufgenommen hat! Und du warst es, der offensichtliche Tatsachen ignoriert hat! Es ist ganz allein deine Schuld, dass Aurora immer noch bewusstlos ist!«
    Die letzten Worte hatte der Junge geschrien. Seine Emotionen waren mit ihm durchgegangen.
    Entweder war das dämmrige Licht daran schuld, oder es war nur ein Schattenspiel … Jedenfalls hatte Gleb für einen Augenblick den Eindruck, dass die hochgewachsene Gestalt am Tisch in sich zusammensank und die Schultern hängen ließ. Als der Kommandeur schließlich zu sprechen begann, entging keinem der Besatzungsmitglieder die Erschöpfung in der Stimme des Stalkers.
    »Du hast vollkommen recht, Gleb. Ich bin der Schuldige. Als Chef der Expedition trage ausschließlich ich die Verantwortung für alles, was geschehen ist. Das wolltest du doch hören, oder nicht?« Ohne eine Antwort abzuwarten, wandte sich Taran an die anderen. »Wenn ihr der Meinung seid, dass ich meinen Aufgaben als Kommandeur nicht gewachsen bin, habe ich kein Problem damit, diese Verantwortung abzugeben. Dann wählen wir eben einen neuen Kommandeur und fertig.«
    Als Erster reagierte Migalytsch auf diese entwaffnenden Worte. Als der alte Mann sich von seinem Platz erhob, stand ihm die Empörung ins faltige Gesicht geschrieben.
    »Du machst es dir zu einfach, Taran. Du kannst nicht einfach die Brocken hinwerfen und dich aus der Verantwortung stehlen.« Das rechte Augenlid des Mechanikers zuckte vor Aufregung ohne Unterlass. »Niemand hat uns eine gemütliche Kaffeefahrt versprochen. Wir wussten, worauf wir uns einlassen. Nach Wladiwostok zu reisen ist keine Kleinigkeit. Das war schon vor dem Krieg mit einigen Schwierigkeiten verbunden. Ganz zu schweigen von den heutigen Bedingungen … Aber wenn man sich schon auf ein solches Abenteuer einlässt, dann muss man die Lage auch nüchtern analysieren. Ohne dein Wissen und dein Geschick hätten wir nicht die geringste Chance. Wenn uns irgendjemand zum Ziel führen kann, dann du.«
    Sitting Bull und Dym nickten beifällig. Das Plädoyer des alten Mechanikers hatte sie beeindruckt. Nur Gleb schaute immer noch grimmig und dachte über Migalytschs Worte nach.
    Als Samuil Natanowitsch den Raum betrat, achtete im ersten Moment niemand auf ihn. Mit zerzaustem Haar und bedrückter Miene trottete er zum Tisch und strich nervös eine Falte in seinem uralten Arztkittel glatt.
    »Der Puls ist fadenförmig. Die Körpertemperatur zu niedrig. Der Pupillenreflex schwach. Ich würde euch gern etwas Erfreulicheres berichten, aber … Es kann passieren, dass die Ärmste ins Koma fällt.«
    Nun waren alle fünf Augenpaare auf den Heiden gerichtet. In der Erwartung, dass Samuil Natanowitsch weiterspricht und irgendetwas Aufbauendes sagt. »Es wird schon wieder«, oder etwas in der Art. Doch der Chirurg seufzte nur und zupfte an seinem Kittel herum.
    »Bist du jetzt zufrieden?!«, fauchte Gleb seinen Vater an und ballte die Fäuste in ohnmächtiger Wut. Dem Jungen kullerte eine einsame Träne über die Wange.
    »Jetzt reicht’s aber, du Rotznase!«, polterte wie aus heiterem Himmel Migalytsch. »Was fällt dir ein, in einem solchen Ton mit deinem Vater zu sprechen?!«
    »Mit meinem Vater?«, gab der Junge zurück und verzog verächtlich das Gesicht. »Wenn er nur mein Vater wäre … Mein richtiger Vater hat sich nie getäuscht, weder in Freunden noch in Feinden! Mein Vater hat seine Liebsten nie im Stich gelassen. Er hat niemals mit Feinden Geschäfte gemacht. Und er hat niemals gezweifelt. Selbst vor seinem Tod, als es galt, einen Handelstross gegen die Veganer zu verteidigen, hat mein Vater ohne Rücksicht auf sich selbst gekämpft.«
    »Dein Vater hat den Veganern bis ans Ende seiner Tage den Wasserträger gemacht!«
    In der Mannschaftskajüte kehrte schlagartig

Weitere Kostenlose Bücher