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Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Djakow
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Rand des Sichtfelds öffnete sich quietschend eine Tür. Aurora hob mit Mühe den Kopf und lächelte: Auf der Schwelle stand voller Ungeduld Gleb. Als er sah, dass seine Freundin wieder bei Bewusstsein war, wich augenblicklich die Sorge aus seinem Gesicht.
    »Komm schon rein!«, ermunterte ihn der Heide und räumte seinen Platz am Bett. »Die Patientin ist auf dem Wege der Besserung. Es spricht nichts dagegen, dass ihr euch ein wenig unterhaltet. Ich gehe derweil und überbringe dem Kommandeur die freudige Nachricht.«
    Gleb ließ sich nicht zweimal bitten und hopste zu seiner Freundin aufs Krankenbett. Die Freude im Gesicht des Jungen war so ansteckend, dass selbst Auroras kreidebleiche Wangen ein wenig Farbe bekamen.
    »Erzähl!«, forderte das Mädchen ultimativ. »Was habe ich versäumt?«
    »Äh …« Gleb druckste ein wenig herum und machte eine wegwerfende Handbewegung. »Nichts Besonderes. Wie fühlst du dich? Hast du noch Kopfweh?«
    Mit einem ebenso bohrenden wie erwartungsvollen Blick gab Aurora ihrem Freund zu verstehen, dass sie sich mit seinen dürftigen Ausführungen zu den jüngsten Ereignissen keineswegs zufriedengab. Gleb blieb nichts anderes übrig, als zu erzählen.
    »Also, viel Erfreuliches gibt es nicht zu berichten. Wir sind immer auf der Wolga weitergefahren, Überlebende haben wir aber nirgends gesehen. In Kostroma sind wir auf eine verlassene Siedlung gestoßen. Dort hatten vorher etwa dreißig Leute in Kellern gelebt. Brennstoff hatten sie sich von einer nahe gelegenen Tankstelle besorgt. Bis Fremde auftauchten und ihre Vorräte plünderten. Jetzt ist dort niemand mehr. Es liegen nur noch ein paar zertrümmerte Motorschlitten herum.«
    »War das der Orden?«
    »Klar. Wer sonst? Auf der Karte des Fußgängers ist der Ort mit einem Kreuz markiert. Eine ausgebeutete Quelle – soll das wohl heißen.«
    In Gedanken an das tragische Schicksal der Siedler schwiegen beide für eine kurze Weile.
    »Und danach?«, fragte Aurora schon deutlich weniger enthusiastisch.
    »Danach wurde es eher noch schlimmer.« Der Junge seufzte. »Nischni Nowgorod haben wir nicht einmal richtig angeschaut. Wegen der Radioaktivität. Auf unserem Weg war die Strahlung so extrem, dass wir nur mit Vollgas durchgerauscht sind. Taran wollte kein Risiko eingehen.« Aurora bemerkte sofort, dass ihrem Freund bei der Erwähnung seines Stiefvaters die Mundwinkel zuckten. »Danach haben wir noch ein paarmal angehalten«, fuhr Gleb hastig fort. »Ich weiß nicht mehr, wie die Ortschaften hießen. Spielt ja auch keine Rolle. Es ist überall dasselbe. Alles zerstört und niemand da …«
    »Und in Kasan? Das ist doch eine große Stadt! Es kann doch nicht sein, dass dort niemand mehr ist.«
    »Taran hat sich dort umgeschaut. Allein und zu Fuß. Nach der Erfahrung mit dem Orden ist er vorsichtig geworden.«
    »Und?«
    »Null. Kann schon sein, dass sich dort noch irgendwer versteckt hat. Aber zu Fuß kommt man auch nicht so weit rum.«
    »Und was ist in den Karten des Fußgängers eingezeichnet?«
    »Nichts«, erwiderte Gleb achselzuckend. »So weit sind die Ölsucher anscheinend nicht gekommen.«
    Glebs Stimme verhallte im Raum. Eine beklemmende Stille machte sich breit.
    »Es ist so ruhig …«, sagte schließlich Aurora. »Wieso stehen wir?«
    »Wir sind stecken geblieben. Taran wollte mal weg vom Fluss und schauen, ob sich abseits der Städte irgendwas tut. Wir kämpfen uns schon den halben Tag durch wegloses Gelände. Nichts als Fichten und Schneefelder weit und breit. Tiefste Taiga. Und jetzt sitzen wir fest.«
    Die miesen Nachrichten verhagelten Aurora die Stimmung. Gleb bemerkte das natürlich und überlegte, wie er seine Freundin aufmuntern könnte. Er kramte in seinen Taschen und zog ein Zahnrad hervor, das er irgendwo gefunden hatte. Er nahm es zwischen die Finger und versetzte es mit einer flinken Bewegung in Rotation. Leise summend und hübsch glitzernd sauste der improvisierte Kreisel über den improvisierten Tisch – den Deckel des Blechkastens. Die Stimmung wurde dadurch aber auch nicht besser. Ständig musste man auf »Überraschungen« gefasst sein, nichts schien, wie es wirklich war – nicht einmal dieses Trugbild der früheren Welt, die doch für immer untergegangenen war …
    Taran stand hinter der Stahltür und konnte sich nicht entschließen, das Gespräch der Kinder zu stören. Zum wiederholten Mal hatten ihn die Umstände genötigt, vertrauten Menschen die Wahrheit zu verschweigen. Der Stalker fühlte sich

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