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Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Djakow
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fuhr ein Gewehrschaft durchs Bild und das Licht ging aus …
    Das Quietschen der Bremsen riss Aurora aus ihrem Dämmerzustand. Türen knallten, und die Schritte der Banditen knirschten im Schnee. Mit einem Ruck wurde die Plane weggezogen. Das ungewohnte Licht, das durch die geschlossene Wolkendecke drang, trieb dem Mädchen die Tränen in die Augen.
    Grobe Hände zerrten Aurora aus dem Laderaum und stießen sie auf den Boden. Neben ihr schlug der von seinen Fesseln befreite Sitting Bull auf und winselte vor Schmerz. So gefühllos waren seine Glieder nun auch wieder nicht.
    »Aufstehen!«
    Dieselben groben Hände stellten Aurora auf die Beine. Ein dünner schwarzer Schatten zerschnitt zischend die Luft, und auf dem Rücken des Stummels landete ein Peitschenhieb. Sitting Bull jaulte und krümmte sich zusammen.
    »Aufstehen, habe ich gesagt!«
    Die lange Peitsche in der Hand des Banditen holte erneut zum Schlag aus.
    Aurora beugte sich hastig zu Sitting Bull und half ihm aufzustehen. Erst jetzt konnten die Gefangenen sich ein erstes Bild davon machen, wohin man sie verschleppt hatte.
    Die niedrigen Gebäude, die den geräumten Platz einrahmten, erinnerten – abgesehen von der Größe – stark an die Häuser in Sankt Petersburg mit ihren typischen architektonischen Eigenheiten wie Gesimsen, Säulen und Stuckverzierungen. Außerdem waren sie ebenso trostlos und schwarz vom Ruß, der sich in den Beton gefressen hatte. Obwohl sie ziemlich heruntergekommen aussahen, hatten sie sich dank der erhalten gebliebenen Fassaden einen gewissen Charme bewahrt.
    Stalinistischer Neoklassizismus, schoss es Aurora durch den Kopf. Bedingt durch die Stresssituation liefen die grauen Zellen auf Hochtouren und förderten längst vergessenes Wissen zutage.
    Stark zerstörte Gebäude waren nicht zu sehen. Rußige Wände und verkohlte Dachstühle zeugten dennoch davon, dass auch diese Stadt vom Krieg nicht verschont worden war. Allem Anschein nach hatten hier großflächige Brände gewütet.
    Im Unterschied zu den menschenleeren Geisterstädten, die sie unterwegs gesehen hatten, war dieser Ort wieder zum Leben erwacht. Die früheren Bewohner waren in ihre abgebrannten Behausungen zurückgekehrt und hatten sich alle Mühe gegeben, diese Aschebunker wieder bewohnbar zu machen.
    Die mit Brettern vernagelten Fensterrahmen, die Wachtürme, Brustwehre und Flugabwehrstellungen auf den Dächern, all das schien dem Zweck zu dienen, die Siedlung vor geflügelten Bestien zu schützen. Merkwürdig nur, dass die Läufe der meisten Gewehre nicht in den Himmel zielten, sondern nach unten – auf die Straßen der schweigsamen Stadt. Oder galten die im Umkreis errichteten Verteidigungsanlagen gar nicht einem äußeren Feind? Dienten sie vielmehr dazu, Gefangene an der Flucht zu hindern?
    Als Aurora sich genauer umschaute, bestätigte sich ihr schlimmer Verdacht. An einer abgeblätterten Hauswand lag ein Haufen Fesselblöcke herum, und die Zäune, die den Platz umgaben, waren mit Stacheldraht gesichert. Gegen sprungkräftige Bestien boten diese Barrieren keinen Schutz, für Menschen dagegen waren sie unüberwindlich …
    Die letzten Zweifel verflogen, als zwei hünenhafte Kerle auftauchten, die einen leblosen menschlichen Körper ins Freie schleppten. Mit launigen Sprüchen machten sich die Aufseher daran, dem Leichnam die Fußschellen abzunehmen.
    Das Gebäude mit den rissigen Pilaster-Säulen, neben dem die Wagenkolonne angehalten hatte, befand sich annähernd in der Mitte des Platzes. Allem Anschein nach diente es als Gefangenenunterkunft. Der Platz selbst war nichts anderes als ein perfekt organisiertes Straflager.
    »Was glotzt ihr? Vorwärts!«
    Mit Tritten wurden Aurora und Sitting Bull in die spärlich beleuchtete »Baracke« getrieben. Kaum hatten sie den kleinen Vorraum am Eingang durchquert, schlug ihnen der Gestank ungewaschener Körper entgegen. In vergitterten Zellen, die im Halbdunkel lagen, wimmelte es von Sträflingen.
    Wie viele mochten es sein? Mehrere Dutzend? Hundert? Oder noch mehr? Wer waren diese Leute? Wie waren sie hierhergekommen? Von woher? Was erwartete sie hier?
    Die Suche nach Antworten musste einstweilen warten. Scheppernd fiel eine Tür ins Schloss und schnitt die Ankömmlinge von der Außenwelt ab. Die Behausung, die man den neuen Sträflingen freundlicherweise zugeteilt hatte, war ein etwa drei mal drei Meter messender Käfig mit dicken Gitterstäben. Die am Boden liegenden Kleidungsreste ließen darauf schließen, dass diese

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