Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)
stecken.«
In den Innenräumen des Raketentrucks herrschte hektische Betriebsamkeit. Die Mannschaft machte sich gefechtsbereit. Dym und der Heide nahmen ihre Plätze in den MG -Türmen ein, nachdem sie von Taran endlich den entsprechenden Befehl bekommen hatten. Sitting Bull wurde in den Schleusenraum abkommandiert mit dem Auftrag, die Geisel zu bewachen.
»Aurora, du behältst die beiden im Auge«, schrie der Stalker, während er selbst nach oben stieg. »Wenn irgendwas ist, gibst du Bescheid. Gleb, du schnappst dir die Karten und hilfst Migalytsch bei der Navigation!«
Die Kord- MG s hämmerten praktisch gleichzeitig los. Als die »Ameise« zurückfeuerte, stoben die Geländewagen der Jäger wie eine Horde aufgescheuchter Ratten davon. Einer von ihnen reagierte zu langsam. Aus seiner zerschossenen Kühlerhaube quoll dicker Rauch. Er wurde immer langsamer und fiel zurück.
Doch die anderen setzten nach und schwirrten hartnäckig um die gefährliche Beute herum. Mit kurzen Salven suchten sie nach verwundbaren Stellen in der Panzerung des schwerfälligen Ungetüms.
»Macht nichts, früher oder später werden sie aufgeben!« Migalytsch riss das Steuer nach links und rammte einen besonders lästigen Eigenbau-Jeep, der sich unmittelbar neben die »Ameise« gesetzt hatte und dadurch im toten Winkel des MG -Feuers fuhr. »Wenn sie merken, wie viel Mensch und Material sie das kostet, werden sie die einzig richtige Entscheidung treffen … Gleb, sei so gut und schau mal nach, wie es auf der rechten Seite drüben aussieht.«
Der Junge rannte in die Navigationskabine hinüber. Dabei wäre er beinahe auf den leeren Hülsen ausgerutscht, die aus dem Gefechtsturm mit dem Zwillings- MG herabregneten. Das abgehackte Gebell der Kord-Maschinengewehre ging durch Mark und Bein, und von den Vibrationen im Boden bekam der Junge eine Gänsehaut.
Nachdem Gleb unter der offenen Luke durchgeschlüpft war, spähte er durchs gepanzerte Seitenfenster der Navigationskabine. Doch was er draußen zu sehen bekam, veranlasste ihn, sofort wieder umzukehren.
»Sie greifen von der Flanke an! Alle auf einmal!«
»Keine Panik, ich seh’s«, rief Taran von oben herab.
Kurz darauf ratterten abermals die Maschinengewehre und drängten die Angreifer ab. Die Geiselnahme schien doch Wirkung zu zeigen, denn es wurde keine einzige Granate auf den Raketentruck abgeschossen.
Nach einigen vergeblichen Attacken folgten die glücklosen Jäger noch einen halben Kilometer in sicherer Entfernung. Dann drehten sie auf einmal alle gleichzeitig ab und steuerten in einem weiten Bogen auf ein lichtes Waldstück zu. Wenig später kündeten nur noch Schwaden aufgewirbelten Schnees und Reifenspuren vom wilden Tanz der Steppenhunde.
»Sieg!«, jubelte Gleb und flog seinem aus der Luke steigenden Vater entgegen.
Die Euphorie des Augenblicks drängte die Missstimmungen der letzten Zeit vorübergehend in den Hintergrund. Doch als der Junge Tarans finstere Miene sah, war er irritiert.
Irgendetwas stimmte nicht. Der Stalker wirkte besorgt, und im nächsten Augenblick überkam auch Gleb ein ungutes Gefühl. Als die beiden in den Mannschaftsraum traten, wären sie beinahe mit Gennadi zusammengestoßen, der mit konsterniertem Gesichtsausdruck im Durchgang stand.
»Was ist los?«, fragte Taran.
Anstatt zu antworten, ging der Mutant einen Schritt zur Seite und machte das Blickfeld frei. Die Seitenluke im Schleusenraum stand sperrangelweit offen, der weiß überzuckerte Boden war mit Blut besprenkelt, und in der Kajüte wirbelten Schneeflocken, die von eisigen Windböen hereingeweht wurden.
»Wo ist der Gefangene?«, fragte der Heide. »Im Schleusenraum ist niemand!«
»Aurora und Sitting Bull sind auch verschwunden …«, verkündete Dym mit einem besorgten Seitenblick auf den Kommandeur, in dem es sichtlich brodelte.
»Scheiße! Wie konnte das passieren?!«
Der Stalker schlug mit der Hand gegen ein Lüftungsrohr, ballte in ohnmächtiger Wut die Fäuste und begann auf und ab zu tigern.
»Vom Hin-und-her-Rennen wird es auch nicht besser!«, schimpfte Migalytsch, der gerade aus der Fahrerkabine kam. »Wir müssen umkehren! Ist doch völlig klar!«
»Darauf warten sie doch nur«, wandte Gennadi ein. »Sie schnappen sich den Truck und machen die Passagiere kalt.«
Taran blieb neben der Luke stehen, schlug energisch die Klappe zu und wandte sich zu seinen Leuten um.
»Es wäre dumm, mit dem Kopf durch die Wand zu rennen. Wir werden anders vorgehen …«
Die mit Draht
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