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Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Djakow
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– eine Tragödie!« Der Sträfling rollte die Augen nach oben, bevor sein trüber Blick sich wieder auf die Zuhörer richtete. »Und ihr wundert euch, dass es hier Steppen geben soll …«
    Sitting Bull und Aurora tauschten skeptische Blicke. Was der alte Mann behauptete, war nur schwer zu glauben. Zwar hatten auch in Piter Menschen die Katastrophe überlebt, aber ausschließlich in der Metro oder in anderen unterirdischen Bunkern. Andererseits waren in Belorezk keine Zerstörungen zu sehen, die auf eine verheerende Druckwelle schließen ließen, wie sie bei einer Kernwaffenexplosion entsteht. Auch das Strahlungsniveau in der Stadt schien erträglich, denn die Banditen trugen keine Atemschutzmasken. Vielleicht lag der Alte doch nicht so falsch mit seinen Napalmbomben?
    Die Überlegungen unterbrach wieder die erkältete Stimme des Greises.
    »Über die Steppenhunde kann ich nicht viel sagen. Sie sind nicht von hier. Vor zwei Jahren sind sie urplötzlich aufgetaucht. Wer Widerstand leistete, wurde erschossen. Den Rest haben sie hier auf dem Platz zusammengepfercht und außen herum Zäune errichtet. Sie haben sich regelrecht verschanzt. Seither treiben sie hier ihr Unwesen. Unsere Gegend scheint Glücksritter geradezu magisch anzuziehen. Sie gehen von selbst in die Falle. Die ganzen Leute hier …« Der Greis deutet mit einem Kopfnicken auf die im Dunkel liegenden anderen Zellen. »Sie sind alle gekommen, weil sie auf ein besseres Leben gehofft haben, die Narren …«
    »Auf ein besseres Leben?«, wunderte sich Aurora, und ihre Augen begannen vor Neugier zu leuchten. »Was macht denn die Gegend hier so attraktiv?«
    Der Greis grinste verschmitzt und fuhr mit verschwörerischer Stimme fort: »Schon mal den Namen Jamantau gehört? Auf Baschkirisch heißt das ›schlechter Berg‹. Und es ist wirklich kein besonders reizvoller Ort. Außer Moos und Blockschutthalden gibt es dort nicht viel. Und drum herum nur schlammige Sümpfe … Von oben hat man natürlich eine herrliche Aussicht – der Berg ist immerhin über fünfzehnhundert Meter hoch. Aber die Leute pilgern nicht wegen der reizvollen Landschaft aus allen Himmelsrichtungen dorthin.« Der Invalide beugte sich vor und begann laut zu flüstern. »Es geht das Gerücht, dass unter dem Berg eine Stadt existiert. Ein gigantischer Regierungskomplex, der schon zu Zeiten des Kalten Kriegs angelegt wurde. In den Neunzigerjahren gab es ziemlich viel Wirbel um das Thema. Selbst die amerikanischen Massenmedien haben sich damit befasst. Die Russen treffen Kriegsvorbereitungen, hieß es. Sie graben einen geheimen Bunker … In Wirklichkeit ist das alles Blödsinn, das könnt ihr mir glauben. Dort ist nichts und dort war auch nie etwas außer Bergwerken. Und die wurden auch schon lange vor dem Krieg dichtgemacht, nachdem der Erzabbau beendet worden war.«
    »Und wenn doch …«
    »Ein Bunker?«, unterbrach der Sträfling. »Lächerlich! Man würde es nicht dulden, dass die Presse Staatsgeheimnisse in die ganze Welt hinausposaunt. Ausgeschlossen! Den Bau einer so gigantischen Anlage könnte man außerdem gar nicht geheim halten … Wenn ihr mich fragt: Dort wurde Uran abgebaut. Deshalb galt es auch als Sonderobjekt. Aber das muss man den Leuten erst mal klarmachen. Sie wollen es nicht hören. Der Mensch hofft eben immer auf ein Wunder, selbst wenn es jeder Logik widerspricht. Was bleibt ihm auch anderes übrig …«
    Der Invalide atmete schwer und verstummte. Sein Kopf sank kraftlos auf die Brust. Das Sprechen hatte seinen schwachen, verstümmelten Körper viel Kraft gekostet.
    Im Verlauf dieser aufschlussreichen Unterhaltung war es unversehens später Abend geworden. Als die Eingangstür quietschte, lugte für einen Moment der schwarzblaue Himmel herein. Dann erschien Sungat auf der Schwelle und klopfte sich den Schnee von der Lederjacke.
    Zum ersten Mal sahen die Gefangenen den Anführer der Steppenhunde ohne die markante rote Gasmaske. Kahler Schädel, kantiges Gesicht, roter Bart – der Typ sah aus wie alle Banditen. Auf den ersten Blick machte er nicht den Eindruck eines energischen, gesinnungslosen und machtbewussten Bandenführers. Doch der gierige Blick, der unter seinen buschigen, aschgrauen Augenbrauen flackerte, zerstreute die Zweifel an seiner Sonderstellung. Dieser Blick war einschüchternd, animalisch und hypnotisch zugleich. So schaut eine Würgeschlange, bevor sie ihr Opfer in die Mangel nimmt.
    Sungat musterte die beiden gefangenen Abenteurer. Er wirkte

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