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Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Djakow
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Fleischbrühe und ein Silbertablett, auf dem sich Zwieback türmte.
    Doch niemand hatte es eilig, zur Tafel zu schreiten. Es gab viel zu viel zu besprechen, als dass man die lang ersehnten Mußestunden hätte genießen können. Schon ein Bruchteil dessen, was man in Jamantau gesehen und gehört hatte, genügte für die ernüchternde Erkenntnis, dass die Freude über die neuen Verbündeten verfrüht gewesen war.
    Angesichts der Art und Weise, wie man in der unterirdischen Stadt mit Flüchtlingen verfuhr, blühten potenziellen Übersiedlern aus Sankt Petersburg alles andere als rosige Aussichten, sofern sie denn überhaupt die lange Reise überstanden. Der Oberst hatte unzweideutig zu verstehen gegeben, dass er zwar gern bereit war, neue »Mieter« in seinem Haus aufzunehmen, dass diese sich aber der herrschenden Hierarchie zu fügen hätten.
    Doch wer ist schon gern ein Mensch zweiter Wahl, der mit Sklavenarbeit für Unterkunft und Brot bezahlt und in ewiger Abhängigkeit von einer Handvoll Privilegierter lebt? Das Imperium der Veganer war ein anschauliches Beispiel dafür, dass eine solche Zweiklassengesellschaft nur Unheil brachte. Der Oberst und seine Kaste verfolgten im Prinzip dieselben Ziele, nur mit anderen Mitteln und Methoden. Wenigstens zwangen sie niemanden mit Gewalt in ihre Stadt. Und mit dem Rest der Welt hatten sie anscheinend auch nichts am Hut. Zumindest zum gegenwärtigen Zeitpunkt …
    Die Möglichkeit, nach Piter zurückzukehren und von der unterirdischen Stadt zu berichten, wurde jedenfalls nicht einmal in Erwägung gezogen. Darin war sich die ganze Mannschaft einig. Im Moment ging es nur darum, zu entscheiden, ob man sich auf den Deal, den der Oberst vorgeschlagen hatte, einlassen sollte oder nicht.
    »Was meinst du, Migalytsch?«, fragte der Stalker den Ältesten im Raum und sah ihn von der Seite an.
    Der Mechaniker kratzte sich unschlüssig am Hinterkopf und seufzte tief.
    »Das Angebot ist verlockend, keine Frage … Der Grauhaarige hat nicht unrecht mit dem, was er sagt. Ohne eine gründliche Instandsetzung des Trucks werden wir nicht weit kommen, und so weit ist Jasny nun auch wieder nicht entfernt. Wenn wir Glück haben, schaffen wir es im Handumdrehen hin und zurück …«
    »Munitionsnachschub könnten wir auch gut gebrauchen«, warf Gennadi ein. »Vom Sprit ganz zu schweigen. Wir wissen ja nicht, was uns noch bevorsteht.«
    »Damit habt ihr natürlich recht.« Taran massierte sich erschöpft die Schläfen. »Es kann durchaus sein, dass dies unsere letzte Chance ist, unsere Vorräte aufzufrischen. Gleb, warum sagst du nichts?«
    Der Junge spielte grübelnd mit einer Scheibe Zwieback herum. Dann legte er sie aufs Tablett zurück und sah zu seinem Stiefvater auf.
    »Der Oberst braucht eine Garantie dafür, dass wir unseren Teil des Deals erfüllen. Das bedeutet, dass einer von uns im Bunker bleiben muss, bis die Sache mit der Raketendivision in Jasny geklärt ist.«
    Taran saß wie versteinert da. Sein Stiefsohn hatte genau das ausgesprochen, was auch dem Stalker keine Ruhe ließ.
    »Und wer wird das sein?«, fragte Migalytsch in die plötzliche Stille hinein.
    Niemand drängte sich als Freiwilliger vor. Verständlich, denn die Aussicht, als Geisel eines zwielichtigen Intriganten herhalten zu müssen, war alles andere als erbaulich – selbst wenn man in einem sicheren Bunker saß.
    »Gleb und Aurora scheiden aus«, sagte schließlich der Heide. »Migalytsch muss fahren. Und Dym brauchst du für die Erkundung in Jasny. Bleibe im Ausschlussverfahren nur ich.«
    »Richtig, Natanowitsch«, resümierte Taran. »Und so machen wir es auch. Wir erledigen den Job und holen dich dann sofort wieder ab.«
    Als der Stalker das Unbehagen im Gesichtsausdruck seines Stiefsohns bemerkte, setzte er sich so, dass er ihn direkt anblickte.
    »Was ist noch, Gleb? Komm schon, raus mit der Sprache. Wenn dir etwas auf der Seele brennt, musst du es jetzt sagen.«
    Dem Jungen war anzumerken, dass er mit sich rang. Doch nach kurzem Zögern entschloss er sich zu reden.
    »Mir gefällt die ganze Geschichte nicht. Ob man dem Oberst trauen kann?«
    »Hast du denn einen konkreten Grund, ihm nicht zu trauen?«, parierte Taran.
    »Findet ihr es nicht seltsam, dass er Sitting Bulls Tod erwähnt hat? Von wem wusste er das?«
    »Von Schustow natürlich.«
    »Aber Schustow war doch die ganze Zeit bei uns!«
    »Dann eben von denen, die bei dem Sturmangriff auf das Lager dabei waren.« Der Stalker stand auf und tigerte missmutig

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