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Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Djakow
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war, quietschte auf einmal die Eingangstür.
    »Komm rein«, rief Schustow dem Besucher zu und begab sich – den leiser werdenden Schritten nach zu schließen – in die andere Ecke des Raums. »Mir wurde gerade frisch gekochter Mokka gebracht. Nach dem erfolgreichen Abschluss der Operation ›Amnestie‹ hat sich der Oberst nicht lumpen lassen. Darf ich dir ein Tässchen anbieten?«
    »Nö, du weißt doch: Das Zeug macht die Zähne kaputt.«
    Die derbe Stimme von Schustows Gast war Gleb auf Anhieb unsympathisch. Die Art und Weise, wie er bestimmte Konsonanten aussprach – mit einem schlangenhaften Zischen –, machte dem Jungen eine Gänsehaut.
    »Dann vielleicht einen kleinen Schnaps?«
    »Alk und dur zerfressen das Gehirn. Vergifte dich ruhig, wenn du Lust hast. Ich hab’s nicht eilig, ins Gras zu beißen.«
    »Wenn nur alle so konsequent wären wie du … Na gut. Warum bist zu gekommen?«
    »Wegen des Sturmangriffs auf das Lager …« Der Besucher blieb neben dem Servierwagen stehen, und unter dem Tischtuch erschien die Spitze eines blitzblank polierten Kunstlederstiefels. »Das Sprengkommando hat es wieder mal übertrieben mit dem Dynamit. Und wer darf jetzt das völlig demolierte Tor reparieren? Wieder die erste Schicht?! Das ist nicht in Ordnung. Wir sollten doch eigentlich zusammenhelfen …« Der Unbekannte klang äußerst entrüstet.
    »Ach komm! Noch zwei Tage bis Schichtende! Dann tritt eine neue Brigade den Dienst an, und deine Kerle können sich ausruhen.« Schustow hielt kurz inne und schlürfte genüsslich seinen Mokka. »Sag mir lieber, warum es Tote gegeben hat. Den Sturmtrupp hatte ich persönlich kontrolliert. Die Jungs haben garantiert nur Platzpatronen verschossen.«
    »Bei meinen Leuten war auch alles sauber … Wir spielen das Theater ja nicht zum ersten Mal. Die Leichen gehen auf das Konto dieser Fremden mit dem umgebauten Truck. Ihr Boss ist ein ziemlich flinker Bursche. Ich wette meinen Kopf, dass er es war, der vom Dach heruntergeballert hat. Die Drecksau hätte uns beinahe die Tour vermiest …« Der Besitzer der Kunstlederstiefel spuckte herzhaft auf den teuren Teppichboden. »Mit dem Typen würde ich gern mal ein paar Takte plaudern … du weißt schon, auf meine Art. Kannst du mir das organisieren?«
    »Komm wieder runter«, bügelte Schustow den Besucher ab. »Mit diesen Herumtreibern hat der Oberst andere Pläne. Ein junger Kerl aus ihrer Mannschaft ist ohnehin schon in Flammen aufgegangen. Reicht dir das nicht? Du weißt doch, dass der Oberst für übermäßige Brutalität nichts übrig hat. Das ist nicht unser Stil, wie er zu sagen pflegt …«
    »Ich scheiß auf den Oberst und auf euren Stil! Dieser Sesselfurzer redet sich leicht, wenn er in seinem gemütlichen Büro hockt! An die Oberfläche kriegen diese Ratte keine zehn Pferde. Und ich wüsste nicht, dass sich jemand um meinen Posten reißt. Wenn die Drecksarbeit schon an mir hängen bleibt, dann lasst sie mich gefälligst so erledigen, wie es mir passt!«
    Der Stiefel trat mit Schmackes gegen den Servierwagen. Klirrend fiel Geschirr auf den Boden. Gleb wäre beinahe herausgepurzelt. Er konnte sich gerade noch am Brett festhalten. Sein Herz schlug bis zum Hals, und was er soeben gehört hatte, verschlug ihm den Atem.
    Der mitgehörte Dialog brachte Klarheit in die Sache. Hinter dem chaotischen Geschehen in Belorezk steckte ein einfacher und effektiver Plan.
    Es gibt also überhaupt keine Verschwörung, schoss es dem Jungen durch den Kopf. Die Steppenhunde sind auch Soldaten und geben sich nur als Banditen aus! Ich muss sofort Taran warnen! Aber wie?
    Gleb spitzte die Ohren, um den Gesprächsfaden wieder aufzunehmen.
    »… Wenn deine Schicht zu Ende ist, kannst du dich direkt beim Oberst beschweren. Aber bis dahin mach gefälligst deinen Job!«
    Die Sprechanlage am Tisch krähte los. Schustow musste die Belehrung des aufmüpfigen Untergebenen notgedrungen unterbrechen.
    »Ich höre … Ja … Was sagt er? … Verschwunden? Was soll der Unsinn?! Sie waren doch eingeschlossen!«
    Ein Sessel quietschte, und eine Tasse knallte auf die Tischplatte.
    »Ihr unternehmt nichts ohne mich! Ist das klar?! Ich bin schon unterwegs. Ende!«
    »Ich habe doch gesagt, dass diese Ankömmlinge nur Probleme machen!«, kommentierte der Besucher. »Man hätte sie gleich kaltmachen sollen, jetzt haben wir nichts als Ärger mit ihnen …«
    »Das kriegen wir schon geregelt!« Schustow marschierte energisch zur Tür. »Unsere Unterredung ist beendet.

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