Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Djakow
Vom Netzwerk:
auf und ab. »Worauf willst du hinaus, Gleb?«
    »Ganz einfach: Der Oberst steckt mit den Steppenhunden unter einer Decke!«, platzte der Junge heraus. »Sie liefern ihm Arbeitskräfte im Tausch gegen Kriegstechnik und Proviant. Woher hätten sie sonst einen völlig intakten Panzer?!«
    »Unsinn!«, entgegnete Taran genervt. »Die Schießerei im Lager, der Sturmangriff, die Mannschaftstransporter – das war deiner Meinung nach alles nur Kulissenzauber? Eine Theatervorstellung für die Sträflinge?«
    »Aber sicher. Der alte Haudegen ist in ihren Augen jetzt ein Held. Ihr Befreier! Für den arbeiten sie freiwillig. Ist doch besser, als im Straflager zu verrecken!«
    Der Junge verstummte. Er hatte sich völlig verausgabt. Der neuerliche Streit mit dem Stalker ging ihm an die Substanz. Taran seinerseits konnte sich ein süffisantes Grinsen nicht verkneifen. Glebs Behauptung schien an den Haaren herbeigezogen.
    »Ich kann mir nicht helfen, Gleb. Aber seit der Begegnung mit dem Fußgänger leidest du unter Verfolgungswahn. Man kann doch nicht alles und jeden verdächtigen. Da dreht man doch irgendwann durch.«
    »Nie hörst du auf mich!«, rief der Junge und wandte sich gekränkt ab.
    Gleb sagte den ganzen restlichen Abend kein Wort mehr. Er wollte vor den anderen nicht als notorischer Querulant dastehen. Doch seine düsteren Vorahnungen ließen ihm keine Ruhe. Von einem Bauchgefühl getrieben, ging er zur Tür und drückte die Klinke. Abgesperrt. Klar, man hatte die Gäste vorsorglich eingesperrt, damit es keine Missverständnisse mit den Fremden gab. Oder hatte man etwas zu verbergen?
    In einem Moment, als niemand in seine Richtung schaute, stahl sich der Junge zu dem Servierwagen, auf dem das leere Geschirr stand, und schlüpfte unter die weit herabhängende Tischdecke, die mit dekorativen Fransen gesäumt war.
    Nach dem üppigen Abendessen waren die Abenteurer todmüde und hatten es sich auf den weichen Sofas bequem gemacht. Sie genossen es, sich endlich ausruhen zu können. Es galt, Kraft zu tanken vor dem neuen Tag, der kein leichter zu werden versprach.
    Als der bucklige Diener den Servierwagen aus dem Zimmer fuhr, fiel niemandem Glebs Verschwinden auf.

12
    ÜBERLEBENSSTRATEGIE
    Das Quietschen der ungeschmierten Räder und das monotone Schlurfen der Schuhe über das abgenutzte Linoleum wollte überhaupt kein Ende nehmen. Das staubige Tischtuch kitzelte in der Nase, und der Rücken schmerzte in der verrenkten Pose auf dem Bodenbrett.
    Gleb wartete geduldig auf das Ende der unfreiwilligen Spritztour und hoffte inständig, dass der Diener keinen Verdacht schöpfen würde. Dem keuchenden Atem nach zu schließen, wurde der Servierwagen von einem älteren Mann geschoben. Dieser führte es wohl auf seine eigene Gebrechlichkeit zurück, dass er sich mit dem für gewöhnlich nicht besonders schweren Wägelchen auf einmal so plagen musste.
    Der Unbekannte schnaufte in der Tat wie eine alte Dampflok, und für einen Moment hegte der Junge Schuldgefühle. Doch als ihm das spöttische Grinsen seines Vaters wieder einfiel, verwarf er die Gewissensbisse und versuchte sich auf die bevorstehende Aufgabe zu konzentrieren.
    Allerdings hatte Gleb überhaupt keinen Plan für sein weiteres Vorgehen. Ihm blieb nichts anderes übrig, als sich auf sein Glück zu verlassen. Es gab einen kleinen Ruck, dann konnte Gleb auf dem Boden zerbrochene Fliesen erkennen. Anscheinend hatte der Diener den Wagen in eine Küche geschoben. Geschirr klirrte und ein Kessel schepperte. Der Junge hoffte auf eine günstige Gelegenheit, sich aus dem Staub zu machen, doch leider ergab sich keine. Nachdem der Diener den Wagen neu beladen hatte, setzte sich das quietschende Vehikel wieder in Bewegung, und es begann eine neue Odyssee durch die endlosen Gänge der unterirdischen Stadt.
    Der Raum, in dem Gleb diesmal landete, gehörte offenbar einer ranghohen Persönlichkeit der Siedlung Jamantau. Zumindest der luxuriöse Teppichboden, der zwar ziemlich abgetreten, aber immer noch repräsentabel war, ließ vermuten, dass der Zimmereigner einen gewissen Einfluss besaß.
    »Wo bleibst du so lang? Lass ihn an der Tür stehen.«
    Der Junge erstarrte vor Schreck und hielt den Atem an, um sich nicht zu verraten. Während der Diener von dannen zog, trat der Mann, den Gleb sofort an der Stimme erkannt hatte, an den Wagen heran und begann, mit dem Geschirr zu hantieren. Nach einigen nervenaufreibenden Minuten, in denen nur das Rühren eines Löffels in einer Tasse zu hören

Weitere Kostenlose Bücher