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Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Djakow
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Zieh Leine.«
    Die Tür schlug zu, und im Raum kehrte Stille ein. Gleb wäre den beiden Soldaten am liebsten gleich hinterhergerannt, um so schnell wie möglich zu seinen Leuten zu kommen. Doch er wusste, dass man mit übereiltem Handeln in der Regel nichts erreicht.
    Er wartete sicherheitshalber noch ein wenig ab, dann schlüpfte er aus seinem Versteck und schlich durch das dunkle, verwaiste Büro zur Tür. Zum Glück war sie nicht abgesperrt.
    Im Gang war keine Menschenseele. Die einfache Holzvertäfelung an den Wänden sollte wohl eine behagliche Atmosphäre schaffen. Vermutlich residierten in diesem Sektor nur Funktionäre, und das eigentliche Leben in dem riesigen Ameisenhaufen spielte sich auf anderen Etagen ab. Dem jungen Spion konnte das nur recht sein.
    So leise wie möglich huschte Gleb an einer Reihe kunststoffbeschichteter Türen vorbei. Mit einer sanften Biegung führte ihn der Gang zu einem Aufzug, vor dem sich ein kleiner Vorraum befand. In einem verglasten Fensterchen über den Schiebetüren leuchtete eine grüne »9«.
    Die Etagennummer, mutmaßte Gleb. Er konnte sich jedoch genau erinnern, dass der Diener ihn immer auf derselben Etage durch die Gegend geschoben hatte. Die Unterkunft der Mannschaft musste also auch auf dieser Ebene sein!
    Als der Junge gerade in den Gang zurücklaufen wollte, knallte dort eine Tür. Kurz darauf hörte er Schritte, die näher kamen. Panisch suchte Gleb nach einem Schlupfloch im Vorraum, doch der Aufzug war der einzige Rückzugsweg.
    Der Junge schlug hastig auf die Ruftaste und lauschte bangend den Schritten des Unbekannten. Als die Schiebetüren endlich aufgingen, schlüpfte er in die Kabine, drückte wahllos auf einen der Knöpfe und zählte die Sekunden. Endlich schoben sich die Türen – quälend langsam, wie Gleb empfand – vor die Kabine. Als ihn nur noch eine Zehntelsekunde von der vermeintlichen Rettung trennte, schob sich eine Stiefelspitze in den verbliebenen Spalt. Die Türen fuhren automatisch wieder zurück, und in die Kabine trat ein groß gewachsener bärtiger Mann, der einen graugrünen Tarnanzug trug.
    Ich hätte doch länger warten sollen, grämte sich Gleb und versuchte, möglichst unbeeindruckt dreinzuschauen.
    Der Soldat musterte ihn von oben herab und zog die Augenbrauen zusammen.
    »Wie kommst du denn hierher?«, fragte er streng. »Die Wohnetagen sind weiter oben. Hast du dich verlaufen?«
    Der Junge nickte und wich dem Blick des Bärtigen aus. Es war derselbe Mann, der vorhin im Büro von Schustow gewesen war. Gleb hatte ihn sofort an der derben Stimme erkannt.
    »Wo gehörst du hin? In die siebte? Oder in die sechste?«
    Die wettergegerbte Pranke des Mannes verharrte vor dem Bedientableau.
    »In die siebte«, flötete Gleb mit einem gequälten Lächeln.
    Der Fremde drückte den Knopf mit der »7«, verschränkte die Arme hinter dem Rücken und erstarrte zur Salzsäule. Der Aufzug setzte sich sanft in Bewegung und fuhr nach oben.
    Verstohlen musterte der Junge den Mitfahrer. Der kahle Schädel und der rote Bart verliehen ihm ein martialisches Aussehen. Doch das eigentlich Bemerkenswerte an ihm waren die rötlichen Streifen an seinem Hals – eindeutig Spuren einer rot gestrichenen Gasmaske. Kein Zweifel: Dieser grobe Klotz spielte die Rolle des Bandenchefs. Vor Kurzem noch hatte Taran mit ihm verhandelt. Jetzt stand er hier, mitten im Herzen des Bunkers, kaum einen Meter von ihm entfernt!
    Als hätte er den prüfenden Blick gespürt, wandte Sungat sich wieder dem Jungen zu.
    »Sag mal, Bürschchen, wie bist du eigentlich ohne Zugangsschein auf die Stabsebene gekommen?«
    Gleb lief es kalt den Rücken herunter, und er suchte fieberhaft nach einer halbwegs schlüssigen Antwort. Doch der Bärtige kam ihm völlig überraschend zu Hilfe.
    »Gib doch zu, dass du ihn deinem Vater geklaut hast.« Der Soldat grinste boshaft und entblößte dabei unnatürlich weiße Zähne. »Apropos, wer ist dein Vater?«
    »Terentjew!«, erwiderte Gleb wie aus der Pistole geschossen.
    Tjorty, der strenge und unnachgiebige Chef der Sennaja , war für Gleb das Urbild eines hohen Tiers. Blieb nur zu hoffen, dass die militärische Führungsriege des Bunkerkomplexes so zahlreich war, dass der falsche Bandit nicht jeden Einzelnen mit Namen kannte.
    »Der vom Sicherheitsdienst?«, horchte der Bärtige auf. »Sei mir nicht böse, Junge, aber dein Pa ist ein ausgemachter Lump. Vor einem Monat hat er beim Préférence-Spielen einen Liter Wodka verzockt und seine Schulden immer

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