Hinter dem Mond
Was bekomme ich dafür?«
»Das T-Shirt auch?«, fragte Cyrus wie aus der Pistole geschossen.
»Nein, nur die Jeans.« Meine Titten waren einfach zu groß und deswegen nicht zum lässigen Herzeigen geeignet wie meine Beine, fand ich.
»Also, wenn du das Shirt auch ausziehst, lade ich dich gleich zu einem Djudje Kebab ein!«, quiekte Michael begeistert. Gina warf ihm einen giftigen Blick zu.
»Kebab, ne … kann ich mir doch auch selbst kaufen …«, nölte ich.
»Was willst du dann? Ich mach dir ’n Kind …« Cyrus grinste breit, die Sau.
»Halt die Klappe, du Arsch.«
Alex und Kamran hatten richtige Geländemaschinen, solche, die eigentlich nicht zugelassen waren für den normalen Verkehr, und mit denen man sogar in Teheran nur heimlich auf den Straßen unterwegs sein konnte. Sie sprangen damit immer in bunten Shirts und Helmen mit Gitter vor dem Gesicht auf den braunen Hügeln in Mirdamad herum. Michaels Yamaha war nur halb Geländemaschine und halb für die Straße, aber der war auch immer dabei.
»Ihr nehmt mich mit, wenn ihr nächstes Mal Motorrad fahren wollt und lasst mich auch fahren.«
»Echt? Willst du?« Kamran schaute mich an, als hätte ich gesagt, ich würde gerne seine Schuhe putzen.
»Ja …!«, sagte ich genervt und leicht gedemütigt.
»Kein Problem …«, »Kannst gerne mitkommen …«, »Jetzt runter mit der Jeans!«
»Also versprochen, ja? Sonst muss ich euren Eltern erzählen, dass ich mich für euch ausziehen musste …«
Michael quiekte wieder vor Begeisterung.
Die Mädchen sahen mich etwas verwirrt an, sie rechneten damit, dass dies nur ein Teil eines durchdachten und fiesen Plans war, und ich die Jungs mit einem gemeinen Trick gleich total blamieren würde. Keine glaubte, dass ich auch nur eine Sekunde daran dachte, meine Jeans auszuziehen.
»Na gut …«, sagte ich und erhob mich. Ich öffnete den Knopf, zog den Reißverschluss runter und begann den nassen Stoff von meiner Haut regelrecht abzureißen.
»Lilly, ey, Lilly, nee, du ziehst doch jetzt hier nicht deine Hose aus …!«, riefen die Mädchen.
»Ja, los, runter damit, Lilly, endlich sehen wir deine geilen Beine … Lass das Ding doch immer weg!«, schrien die dämlichen Jungs.
»Ihr habt doch meine Beine schon hundertmal gesehen. Was soll das?«, fragte ich kopfschüttelnd nach unten zum Felsen, wo die Jungs saßen, und dachte nur, ihr könnt mich mal, und fühlte mich wahnsinnig befreit und erleichtert ohne den nassen schweren Stoff, als ich mit nackten Beinen und in einem weißen Baumwollslip, auf dem »Friday« stand, obwohl Montag war, hoch erhoben auf meinem Kieshügel vor den Jungs stand.
»Lilly, es ist doch Montag! Hast du deine Wäsche nicht gewechselt seit Freitag?«
Die Jungs explodierten vor Freude. Cyrus zappelte so rum, dass er fast von seinem Ast herunter flog, leider konnte er sich in letzter Sekunde festhalten. Ganz blass vor Schreck kletterte er vom Baum und ging zu den anderen.
Ich breitete meine Hose ganz ruhig zum Trocknen neben mir aus, als wäre ich ein nasser Cowboy am Fluss und keine Wichsvorlage, legte mich wieder hin, streckte meine Beine lang von mir und wackelte mit den Zehen.
»Ihr seid alle so scheiße …«, sagte ich verächtlich. »Ihr habt mich schon tausendmal im Bikini gesehen, und jetzt macht ihr so ’nen Wirbel. Ist doch egal, ob ich jetzt einen Slip anhabe. Wo ist denn der Unterschied?«
Ich drehte mich auf meinen nassen Bauch und zeigte ihnen meinen weißen Baumwollhintern mit der verschnörkelten »Friday«-Aufschrift. Ich fand, es war wirklich nichts dabei. Ich hatte das jetzt nicht getan, um mich in den Mittelpunkt zu stellen oder die Jungs zu reizen. Ich hatte das eigentlich nur getan, um die Spannung zu normalisieren und etwas Luft rauszulassen. Und damit die sich mal beruhigten und nicht immer aus jedem nackten Zeh einen Porno machten. Ich war ein dünnes, verklemmtes fünfzehnjähriges Mädchen, keine Sexbombe. Meine Hose war nass, und ich war hier mit Jungs, die deutsche Mütter hatten und mit mir auf ein deutsches Gymnasium gingen und sich aufführten, als hätten sie noch nie ein paar nackte Mädchenbeine gesehen. Aber es war trotzdem ein Supertag, und nach diesem Tag hatte ich nichts mehr gegen Ausflüge nach Damavand.
Sonja verbrachte die meiste Zeit des Sommers mit Dee und den Kindern in der Villa am Kaspischen Meer, wenn sie nicht in Amerika oder Deutschland waren. Der Vater blieb in Teheran und kam immer nur für ein paar Tage in dem Haus am Meer
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