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Hinter der Tür

Hinter der Tür

Titel: Hinter der Tür Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Slesar
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meiner
    Lage konnte ich gar nichts anderes tun. Selbst wenn es die Bullen in Haiti abstreiten – ich war wirklich in dem Restaurant gefangen.«
    »Hört sich alles fürchterlich aufregend an«, sagte Cecilia seufzend. »Ich bin immer sehr enttäuscht gewesen von meinem Job als Auslandskorrespondentin. Ich dachte, wir würden ständig durch die Gegend rasen und großartige Abenteuer erleben – und du scheinst der einzige zu sein, bei dem das so gekommen ist.«
    »Stimmt nicht. Meistens habe ich nichts anderes gemacht als die übrigen – an unzähligen langweiligen Konferenzen teilgenommen, alle möglichen Typen interviewt, meine Telegramme abgelegt und versucht, mir den Spaß am Leben zu erhalten. Ich habe mich mit dem Jeep nur deshalb so ›abenteuerlich‹ empfohlen, weil ich den Gedanken nicht ertragen konnte, in diesem miesen Restaurant von Bewaffneten bewacht zu werden. Das Essen war ungenießbar. Schlimmer als der Tod.«
    »Ach, du Ärmster –« Cecilia seufzte – »schon reden wir wieder übers Essen. Können wir nicht das Thema wechseln? Wie wär‘s mit Sex?«
    »Wie geht es Percy MacDougal?« fragte Steve hastig. »Steckt er immer noch in Sierra Leone?«
    »Nein«, erwiderte Cecilia. »Er hat gekündigt. Übrigens – sein Posten ist frei. Pickering wäre begeistert, wenn du wieder mitmachen würdest. Warum rufst du ihn morgen nicht an?«
    »Nein.«
    »Man sucht wirklich verzweifelt nach einem Ersatz für ihn. Ich brauchte nur zu erwähnen, daß du Interesse hast, wieder zu arbeiten, und Pickering würde einen Freudentanz aufführen.«
    »Nein«, wiederholte Steve. »Die einzige Person, die ich morgen im Büro anrufe, bist du.«
    »Ich?« rief sie entzückt. »Liebling, ist es dir endlich bewußt geworden? Du bist verrückt nach mir!«
    »Ich rufe dich wegen einer Information an, mein Schatz. Du wirst die unbegrenzten Möglichkeiten des Büros nutzen, um etwas für mich herauszufinden.«
    »Was denn?«
    »Über einen Mann, der in deiner alten Heimatstadt wohnt. Einen gewissen Gilbert Swann.«
    Als er Gail am nächsten Abend um neunzehn Uhr abholte, wußte er, daß sie seine Nervosität spürte. Seine Anrufe bei Cecilia – er hatte es im Lauf des Nachmittags dreimal bei ihr versucht – hatten nichts ergeben. Sie sagte, sie hätte Schwierigkeiten, die gewünschte Information zu erhalten; er vermutete fast, daß sie die Sache in die Länge ziehen wollte, um noch eine weitere Cocktail- oder Abendessenverabredung herauszuschlagen. Gegen Ende des letzten Gesprächs hatte sie vorgeschlagen, er möge es heute abend doch mal bei ihr zu Hause versuchen, vielleicht käme gegen Büroschluß noch etwas über den Fernschreiber.
    Beim Essen blickte er in das Gesicht, dessen Schönheit er bei jedem Wiedersehen neu zu entdecken schien, und hörte kaum auf Gails Bemerkungen über die Veränderungen in ihrem Leben – bis sie feststellte, es sei ihm wohl gleichgültig.
    »Was ist mir gleichgültig?« fragte er ausdruckslos.
    »Meine Entscheidung«, sagte sie. »Ich weiß, sie ist nicht gerade umwälzend, aber ich hatte angenommen, daß du dich dafür interessierst.«
    »Natürlich.«
    »Nein. Du hast mir überhaupt nicht zugehört. Ich gebe zu, daß ich ziemlich langweilig geredet habe, aber meine letzten Worte haben wenigstens ein paar … wie nennt ihr das? … konkrete Neuigkeiten enthalten.«
    »Tut mir leid«, sagte Steve. »Versuch‘s nochmal.«
    »Ich habe die Kunst-Liga aufgegeben«, sagte sie, »denn ich bin zu dem Schluß gekommen, daß ich dort nicht nur meine Zeit, sondern auch die Zeit des armen Mr. Liebling verschwende. Im Grunde habe ich kein Talent, Steve, und mir gefällt die Malerei nicht so sehr, daß ich ein Hobby daraus machen könnte. Helen ist natürlich ganz außer sich; sie hält meine Entscheidung für einen schlimmen Fehler. Und du?«
    »Nein«, sagte Steve. »Ich meine nicht, daß es ein Fehler ist, wenn du wirklich so denkst.«
    »Ich glaube, Helen ist der einzige Grund, warum ich den Kursus überhaupt so lange mitgemacht habe. Ich begann mich für sie verantwortlich zu fühlen, glaube ich – besonders nach ihrem Bruch mit Larry.«
    »Mit wem?« fragte Steve und überlegte, wo sich wohl die Telefonzelle befand.
    »Ich habe Larry nie kennengelernt und kann dir gar nichts über ihn sagen. Aber offenbar hat die arme Helen sehr an ihm gehangen, und als sie sich schließlich endgültig trennten, war sie ziemlich am Boden zerstört. Ich mache mir große Sorgen um sie, Steve.«
    Er stand auf.

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