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Hinter Geschlossenen Lidern

Hinter Geschlossenen Lidern

Titel: Hinter Geschlossenen Lidern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Waters , Carolin Wagner
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sie weg und fragte mich, was ich mit ihm machen sollte. Er war völlig weggetreten. In diesem Zustand konnte ich ihn unmöglich tragen. Sollte ich versuchen, ihn zu wecken?
    Ich rüttelte ihn ein paar Mal, aber es war nichts zu machen. Er lag da wie ein toter Wal. Also zog ich mich aus und schlüpfte zu ihm ins Bett. Er lag jetzt auf der Seite und drehte mir das Gesicht zu. Wenn er schlief, sah er so friedlich aus. Alle Melancholie war aus seinen Zügen verschwunden. Selbst seine dichten, dunklen Brauen wirkten nicht mehr so düster. Seine großzügigen Lippen waren entspannt und weich.
    Ich konnte nicht anders, als die kleine Narbe zu berühren. Das hatte ich schon immer tun wollen. Sie war nicht rau, wie ich erwartet hatte, sondern sogar noch viel seidiger als seine Lippen. Die Haut war dort viel fester und gespannt wie eine Bogensehne.
    Wie von selbst gingen meine Finger auf Wanderschaft. Jetzt war ich neugierig geworden und wollte wissen, wie sich seine dunklen Bartstoppeln anfühlten. Seine Haut war dort wie Sand unter den Fußsohlen, wenn er über die Bohlenstege am Strand geweht wurde. Da waren seine Augenbrauen weicher – und seine Wimpern? Er war so weit weg, dass er nicht einmal zuckte, als ich vorsichtig auf ihnen entlang strich. Sie waren dicht und weich wie Engelsflügel, als wären es gar nicht seine, denn so etwas passte nicht zu einem Mann wie ihm, einem Mann mit ausgeprägten Wangenknochen und kräftigen Kiefern. Der sehnige Hals ... dort pochte sichtbar der Puls in dunklen Adern.
    Vorsichtig ertastete ich ihn. Er ging viel zu schnell, dafür dass er schlief – das machte der Alkohol. So etwas war eine Tortur für das Herz. War er nicht längst abhängig von dem Zeug? Ich nahm mir vor, mit ihm darüber zu reden, doch dann verloren sich meine Gedanken beim Anblick seiner nackten Brust. Ich mochte Körperbehaarung eigentlich nicht, aber bei Clive war es nur ein schmaler Streifen feiner dunkler Haare, der sich über seiner Brust teilte und sie definierte, anstatt sie zu bedecken. Inzwischen vergaß ich fast, dass Clive nicht freiwillig neben mir lag. Mit beiden Händen streichelte ich seine Brust. Sie war warm, weiche Haut über harten Muskeln.
    Nichts fühlte sich besser an, außer vielleicht ... ich sah an ihm herab. Der Hosenbund stand offen. Er war offensichtlich einfach umgekippt und in mein Bett gefallen, bevor er sie richtig ausziehen konnte. Unter dem klaffenden Schlitz blitzten weiße Boxershorts. Langsam tastete ich mich näher und schob schließlich meine Fingerspitzen unter den Bund.
    Dort war es noch wärmer. Ich fühlte das weiche, drahtige Nest aus lockigem Haar. Eigentlich ein Widerspruch – weich und drahtig, bei Clive war es keiner. Lange hielt ich inne und ließ meine Hand darin ruhen. Sein Duft stieg zu mir auf, lockte mich, mehr zu wagen. Unwillkürlich rutschte ich an ihm herab, bis ich mein Gesicht in seinen Schoß drücken konnte.
    In dem Augenblick stöhnte Clive wohlig auf und drehte sich auf den Rücken. Ich schreckte hoch, beobachtete ihn eine Weile. Aber er schien immer noch fest zu schlafen. Er lag schlaff in den Kissen und atmete tief und gleichmäßig.
    Plötzlich ging mir auf, wie peinlich das war, seinen Zustand so auszunutzen. Obwohl, eigentlich tat ich ja nichts Böses. Im Gegenteil schien er meine Berührungen zu genießen und ich hatte ja nicht vor, mich auf ihn zu setzen. Trotzdem sollte ich jetzt wohl besser schlafen gehen – und zwar im Wohnzimmer.
    Ich war schon an der Tür, als ich einen letzten Blick zurück warf. Der Mond trat hinter den Wolken hervor und badete Clives Gestalt in seinem Licht. Es war, als sähe ich meinen Freund zum ersten Mal.
    Ich hatte Clive in einer Zeit kennengelernt, als es für mich nur Braden gab, der mir dann auch noch ohne mit der Wimper zu zucken mein Herz brach. Dazu der Tod meines Bruders – nein damals hätte ich wohl nicht einmal Brad Pitt oder George Cloony gesehen, wenn sie mir auf den Schoß gesprungen wären.
    Darüber hinaus hatte ich mir nach der einen oder anderen niederschmetternden Erfahrung bereits zu Schulzeiten angewöhnt, Männer, von denen ich annahm, sie seien hetero, nicht weiter zu beachten. Das gab nur Probleme. Um mich zu schützen, wurden sie für mich automatisch zu Neutren. Man konnte mit ihnen befreundet sein, aber man überlegte nicht , wie sie sich anfühlten oder gar wie groß ihre Schwänze waren. Höchstens, dass ich beiläufig einen knackigen Po registrierte, wenn sein Anblick sich mir

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