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Hinter Jedem Konflikt Steckt Ein Traum, Der Sich Entfalten Will

Titel: Hinter Jedem Konflikt Steckt Ein Traum, Der Sich Entfalten Will Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Theresa Koch
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entwickeln. Die Hartnäckigkeit von Manuela zwingt ihn dazu, beides zu entdecken. Als sich Horst und Manuela in der gemeinsamen Arbeit als Verbündete erkennen konnten, spürten sie auch ihre Liebe zueinander wieder deutlicher. Sie konnten gute Vereinbarungen treffen, ohne sich endgültig zu trennen. Ich habe kürzlich mit Manuela K. gesprochen und sie gefragt, wie ihre Geschichte weitergegangen ist. Sie freute sich sehr über meinen Anruf und hatte die gemeinsame Arbeit in guter Erinnerung.
    Paare spüren ihre Liebe füreinander wieder, wenn sie sich als Verbündete in einer Krise erkennen.

    »Ich bekam durch diese Gespräche das erste Mal wieder einen Blick dafür, dass es mit meinem Mann zusammen gehen könnte«, erzählte sie. Sie hatte in der Prozessarbeit die Liebe zu Horst wieder spüren können. Diese Erfahrung hatte sie überrascht. Vorher hatte sie nicht mehr geglaubt, dass ihre Gedanken und Wünsche je einen angemessenen Raum in der Beziehung bekommen könnten. Nur in der Trennung erlaubte sie sich zu fühlen, was sie empfand, und zu wünschen, was sie wollte. Wenige Monate nach unseren Gesprächen zogen Manuela und Horst wieder zusammen, der Entwicklungsweg, der vor beiden liegt, geht natürlich weiter. Manuela hat mit einer Psychotherapie begonnen, sie kann Trennendes heute aussprechen, auch wenn es noch viel Angst macht und sie immer noch nicht gut aushalten kann, wenn es Horst nicht gut geht damit.
    Fallbeispiel
    Kürzlich arbeitete ich mit einem Mann, ich nenne ihn hier Heribert E., der sich fragte, warum er in seinen Beziehungen immer wieder voller Zweifel sei, ob er tatsächlich die richtige Frau gewählt habe. Er habe Angst, auch die jetzige Partnerin wieder zu verlieren. Ich wollte wissen, ob er sich diese Frage auch schon am Anfang der Beziehung gestellt habe und ob er sie offen stellen durfte. Er verneinte, das wäre zu bedrohlich und zu beängstigend gewesen. Er habe nicht wieder alleine sein wollen. Was wäre passiert, wenn er seine Zweifel hätte spüren und ein Nein für die Beziehung hätte haben dürfen, fragte ich ihn. Diese Frage konnte er sofort beantworten: »Dann hätte ich doch Ja gesagt und mich für diese Frau entschieden, weil ich sehr gerne mit ihr zusammen bin und wir vieles gemeinsam haben.«
    Das mag paradox klingen, aber Ja können wir eigentlich nur sagen, wenn wir auch Nein sagen dürfen. Diese Erlaubnis hatte er sich selbst verweigert. Die Erlaubnis zum Nein, ein wichtiger Prozessschritt hin zum Ja, geisterte bis heute in der Beziehung herum. Alleine das kurze Gespräch darüber entfaltete
große Wirkung. Wenige Wochen später berichtete er mir, dass er eine ganz neue Intensität im Zusammensein mit seiner Partnerin spüre. Auch ihr sei das aufgefallen und sie habe sich sehr darüber gefreut.
    W enn wir bedeutsame Empfindungen nicht äußern, wichtige Fragen nicht stellen und Trennendes zu Beginn einer Beziehung oder auch währenddessen nicht anschauen oder wahrnehmen dürfen, dann werden diese Dinge mitgeschleppt, bis sie schmerzhaft, verzerrt und kaum wiederzuerkennen in Erscheinung treten und die Beziehungswirklichkeit mitgestalten.
    In dem Roman Am Strand von Ian McEwan wird die Geschichte einer Hochzeitsnacht erzählt, in deren Verlauf Mann und Frau auseinandergehen. Sie haben sich ihre Angst vor der sexuellen Liebe und vieles andere verschwiegen, weil sie sich davor fürchteten, unterschiedlicher Meinung zu sein: »Sie kannten sich kaum und konnten sich auch nicht kennenlernen, weil ständiges höfliches Verschweigen ihre Unterschiede zudeckte und sie nicht nur aneinander fesselte, sondern zugleich auch füreinander blind machte.«
    Nach einem traumatischen Beischlaf bricht die Wut und das Trennende durch, jetzt »fühlte sich Florence durch Edwards Wut wie befreit. Sie wollte ihn verletzen, ihn bestrafen, um sich von ihm zu unterscheiden. Dieser Drang war für sie so neu, diese Gier nach Zerstörung, dass sie ihr nichts entgegensetzen konnte.«
    Was für eine Befreiung, als das Trennende endlich gefühlt und ausgesprochen werden darf! Im Roman geschieht diese Geschichte Anfang der 60er-Jahre.
Möglicherweise geht es heute um andere Themen, aber das innere Verbot, Trennendes zu benennen, gibt es auch heute noch in Liebesbeziehungen. Paare nehmen die ausgesprochenen Empfindungen und die Wut des anderen als unvergängliche Wahrheit und nicht als bedeutsamen und vielleicht noch verschlüsselten Hinweis für einen Entwicklungsprozess und einen Traum, der sich entfalten

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